Erfolgreiche Forschung zum chronischen Pruritus wird fortgeführt
Pruritus ist nicht nur eine häufige Begleiterscheinung vieler Hauterkrankungen; auch im Zusammenhang mit Leber- oder Nierenerkrankungen und bei Nervenschädigungen, etwa bei Diabetes, kann das lästige Jucken auftreten. Bis heute gibt es kaum Linderung des Pruritus, da die Einflussfaktoren vielfältig und die zugrundeliegenden Mechanismen komplex und wenig verstanden sind.
Das Besondere an der Forschungsgruppe „Translationale Pruritusforschung“ ist ihre Interdisziplinarität: Expert*innen aus Dermatologie, Neurologie, Innerer Medizin, Neurophysiologie, Radiologie, Anästhesiologie und Medizininformatik forschen hier mit dem gemeinsamen Ziel. In ihrem Patienten-zentrierten Ansatz konzentrierten sie sich auf drei wichtige klinische Juck-Formen: entzündlichen, systemischen und neuropathischen Pruritus.
In der ersten Förderphase gelang es den Wissenschaftler*innen, mehr als 800 Patient*innen zu gewinnen und zu untersuchen, um die Mechanismen von chronischem Jucken zu erforschen. Von der erfolgreichen Zusammenarbeit der Expert*innen in insgesamt acht Projekten zeugt ein hoher wissenschaftlicher Output mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Unter anderem konnten sie zeigen, dass eine stärkere Verästelung von Nervenfasern deren Erregbarkeit erhöhen und damit zum Pruritus beitragen kann. Und es konnten mit Interleukin 31 und dem Brain Derived Neutrophic Factor (BDNF) Mediatoren identifiziert werden, die eine solche Verästelung verstärken. Darüber hinaus wurden Verfahren für die elektrische Stimulation von Jucken entwickelt, die spezifisch die obersten Hautnerven aktivieren und der Pruritusforschung am Patienten dienen.
„Unsere Forschungsgruppe ist ein exzellentes Beispiel für gelungenen Austausch zwischen grundlagen- und klinisch orientierten Forschern“, so Professor Dr. Martin Schmelz, Sprecher der Forschungsgruppe, der an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg die Abteilung „Experimentelle Schmerzforschung“ leitet. „Durch diesen Austausch können wir beispielsweise Daten aus der Einzelzell-RNA-Sequenzierung von Hautbiopsien mit der klinischen Ausprägung des Pruritus von individuellen Patienten verknüpfen.“
„Ein weiterer interessanter neuer Ansatzpunkt ist das Mikrobiom – und dabei insbesondere die Frage, welche Mikroorganismen der Haut eines Patienten den Pruritus verstärken können“, ergänzt Professor Dr. Dr. Sonja Ständer, die stellvertretende Sprecherin der Forschungsgruppe, die an der Universitätsklinik Münster das erste Kompetenzzentrum für chronischen Pruritus leitet.
Die DGF unterstützt die Forschungsgruppe in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 4 Mio. Euro.
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