Raubholz zum Kentern bringen
Johannes Zahnen, Holzexperte beim WWF Deutschland: „Das Teak der Gorch Fock wurde aus Myanmar importiert, obwohl lange bekannt ist, dass dort Raubbau betrieben wird und das geschlagene Holz meist illegal ist. Der Stolz der deutschen Marine wurde mit Mafiaholz restauriert und die Behörden drücken beide Augen zu. Während wir in Deutschland über einen besseren Umwelt- und Klimaschutz debattieren, werden mit Unterstützung von Landwirtschaftsministerium und Bundeswehr anderswo die letzten Urwälder abgeholzt. Es ist ein Armutszeugnis, dass wir bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen müssen, weil der Staat sich weigert, die Einhaltung von Gesetzen zu überprüfen und sicherzustellen. Die Gorch Fock ist hier nur die Spitze des Eisberges.“
Fenna Otten, Tropenwaldreferentin von ROBIN WOOD: „Der globale Waldverlust schreitet im Rekordtempo voran. Wertvolle Ökosysteme werden für unseren Konsum abgeholzt, auch vor den letzten Urwäldern wird kein Halt gemacht, deren Erhalt entscheidend ist, um Artensterben und Klimakrise einzudämmen. Aus menschenrechtlicher Perspektive ist der Import von Burma-Teakholz aus Myanmar besonders kritisch. Das Leben von Umweltaktivist:innen ist dort akut bedroht. Dass Deutschland sich nicht mindestens an die eigenen Richtlinien hält, zeigt entsprechend eine unfassbare Ignoranz gegenüber Umweltschutz und Menschenrechten und sendet ein fatales Signal aus.“
„Am beschämenden Beispiel der Gorch Fock wird deutlich, dass es endlich eine Europäische Gesetzgebung braucht, die den Import von Naturzerstörung und Menschrechtsverletzungen wirksam verhindert. Nachdem das deutsche Lieferkettengesetz durch die Wirtschaftslobby und CDU/CSU weichgespült wurde, muss nun die EU nachlegen. Ein Europäisches Lieferkettengesetz für Menschenrechte und Importverbote für Rohstoffe, die aus dem Raubbau von Wäldern stammen, sind elementar für den Schutz von Klima und Biodiversität“, so Peer Cyriacks, Leiter Naturschutz der DUH.
„Es hätte ausgereicht, die seit 2007 geltenden Beschaffungsrichtlinien des Bundes für Holz anzuwenden. Diese verlangt eindeutig, dass bei Projekten des Bundes nur Holz mit entsprechenden Nachhaltigkeitsnachweisen, zum Beispiel mit FSC-Zertifikat, zum Einsatz kommen sollen. Die Ignoranz beim Holzeinkauf für die Gorch Fock schädigt nicht nur den Wald, sondern auch die redlichen Forstbetriebe und Händler:innen. Holz aus Forstwirtschaft mit verlässlich abgesicherten Umwelt- und Sozialstandards steht damit im Wettbewerb zu Raubholz und verliert regelmäßig bei Ausschreibungen gegen dieses. Das ist unlauterer Wettbewerb“, unterstreicht Dr. Uwe Sayer, Geschäftsführer FSC Deutschland.
Darüber hinaus kritisiert das Aktionsbündnis, dass mögliche alternative Holzarten aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft nicht ernsthaft geprüft wurden. Das Prestige des aus Kolonialzeiten berühmten Burma-Teaks rechtfertige keine Urwaldzerstörung oder zwielichtige Geschäfte mit deutschen Steuergeldern, von denen auch die Militärdiktatur Myanmars profitiere. Wenn die Bundesregierung nicht mal in diesem öffentlich verhandelten Fall klare Kante zeige, werde sie international niemals glaubhaft gegen Klimakatastrophe, Artensterben und Menschenrechtsverletzungen auftreten können.
Das Aktionsbündnis fordert eine ehrliche und umfassende Aufklärung der Legalität des auf der Gorch Fock verbauten Tropenholzes. Für die Zukunft mahnen die Organisationen: Bundes- und Landesbehörden müssen den Waldschutz bei der öffentlichen Beschaffung endlich ernst nehmen und die geltenden Umweltgesetze und Beschaffungsrichtlinien einhalten.
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