Langlebigere Handys im Angesicht der Klimakrise: Jetzt oder nie
Durch die Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones um nur ein Jahr könnten jährlich 2,1 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in der EU eingespart werden. Würde man noch weiter gehen und die Lebensdauer von 3 auf 10 Jahre verlängern, könnten bis 2030 jährlich 6,2 Millionen Tonnen eingespart werden – eine Verringerung des gesamten Fußabdrucks der Produkte um 42 %.1
Damit das passieren kann, müssen Produkte jedoch leichter zu reparieren sein.
„Wenn Europa seine Nachhaltigkeitsziele einhalten, aber auch neue Arbeitsplätze schaffen und widerstandsfähige Strukturen aufbauen will, sind deshalb dringende Maßnahmen erforderlich. Gerade jetzt hat die Europäische Kommission die einmalige Gelegenheit, einen weltweiten Wandel in der Art und Weise zu bewirken, wie Smartphones entworfen, repariert und wiederverwendet werden. Und zwar mithilfe verschiedener Maßnahmen, die sie demnächst vorschlagen und umsetzen wird, darunter Ökodesign- Anforderungen, einen Reparaturindex und die Initiative für zirkuläre Elektronik“, erklärt Chloé Mikolajczak, Leiterin der Kampagne Right to Repair Europe.
Aus diesem Grund hat das europäische Bündnis Right to Repair die Kampagne #10YearPhone ins Leben gerufen. Sie zeigt, was nötig wäre, damit Telefone mindestens 10 Jahre halten:
– Reparaturfreundliches Design – leicht zu öffnende Teile, die mit normalem Werkzeug entfernt werden können. Außerdem: Keine Software-Sperren
– Akkus, die ohne Spezialwerkzeug leicht entnehmbar und austauschbar sind
– Software-Unterstützung über 10 Jahre
– Ersatzteile und Reparaturinformationen, die für jeden zugänglich sind – nicht nur für professionelle Reparateure
– Reparaturen, die tatsächlich erschwinglich und zugänglich sind, indem Kosten für Ersatzteile angemessen sind
– Informationen darüber, wie gut ein Smartphone im Vergleich zu anderen Smartphones auf dem Markt repariert werden kann (Reparaturindex)
Im März 2020 versprach der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der EU-Kommission, dass nachhaltige Produkte zur Norm werden sollen. Doch die ersten Maßnahmen zum Recht auf Reparatur, die in diesem Jahr für Haushaltsgeräte eingeführt wurden, sind bei weitem nicht ausreichend. Sie beschränken Verbesserungen nicht nur hauptsächlich auf professionelle Reparaturwerkstätten, sondern gehen auch nicht auf Reparaturkosten und Software-Updates ein.
Die EU-Kommission will die Maßnahmen nun auf Elektronik ausweiten. Ähnliche Vorschriften für Smartphones würden es Herstellern wie Apple jedoch ermöglichen, die Kosten für Reparaturen hoch zu halten und Software-Sperren einzubauen, wie es beim iPhone 13 der Fall ist. Dadurch wird es für unabhängige Werkstätten praktisch unmöglich, Apple-Geräte zu reparieren.
Auf der Kampagnenseite 10yearphone.com erhalten Interessierte weitere Informationen und können einen offenen Brief an die Europäische Kommission unterzeichnen. Der Brief wird von mehr als 25 Expert*innen und Aktivist*innen aus den Bereichen Reparatur, digitale Rechte, Design und Nachhaltigkeit sowie EUParlamentarier* innen mitunterzeichnet, darunter Arne Semsrott (Open Knowledge Foundation), Julia Reda, Ross Anderson (Cambridge University), Kyle Wiens (Ifixit), Michelle Thorne (Mozilla Market), Bas Van Abel (Fairphone) und Jilian York (Electronics Frontier Foundation).
Der Brief wird Ende Oktober an die Europäische Kommission übergeben.
Weitere Informationen
– In der EU werden jährlich über 200 Millionen Smartphones verkauft – das sind fast 7 pro Sekunde
– Die Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones um nur ein Jahr könnte 2,1 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Verlängerte man die Lebensdauer von 3 auf 10 Jahre, könnte man bis 2030 jährlich 6,2 Millionen Tonnen einsparen – das entspricht einer Verringerung des gesamten ökologischen Fußabdrucks um 42 %
– Auch beim neuen iPhone 13 wird Software vom Hersteller als Hindernis für die Reparatur eingesetzt
Über Right to Repair Europe
Die europäische Kampagne Right to Repair ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Organisationen aus 18 europäischen Ländern, die sich für länger haltbare und besser reparierbare Produkte einsetzen.
Der Runde Tisch Reparatur vereint Akteure aus den Bereichen Handwerk, Umwelt- und Verbraucherschutz, Wissenschaft und ehrenamtlicher Reparatur. Er setzt sich für ein Recht auf Reparatur ein, das u.a. reparaturfreundliches Produktdesign und Zugang zu Ersatzteilen umfasst.
Runder Tisch Reparatur e.V
Keltenstraße 8
72766 Reutlingen
Telefon: 015117889535
http://runder-tisch-reparatur.de
E-Mail: katrin.meyer@runder-tisch-reparatur.de
Right to Repair Europe
Telefon: +32 48 6 31 18 14
E-Mail: chloe@therestartproject.org