Gesundheit & Medizin

Was Körper und Seele bei Brustkrebs hilft

Nicht nur der Körper und die medizinischen Vorgänge, sondern vor allem der Geist und die Seele standen beim Tag der Brustgesundheit in der GRN-Klinik Schwetzingen im Vordergrund. Dr. Annette Maleika, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, begrüßte die Zuhörerinnen und eröffnete mit ihrem Vortrag „Ansätze zur Prävention von Brustkrebs“ den Infotag am Samstagmittag.

Maleika zufolge erkranken jedes Jahr circa 70.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Jede achte Frau sei betroffen. Umso wichtiger sei es, einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen zu gehen und sich regelmäßig selbst abzutasten, etwa unter der Dusche. „85 Prozent der Brustkrebsarten sind heilbar“, betonte Maleika. Die eigentliche Ursache von Brustkrebs sei noch nicht bekannt, dennoch gebe es einige Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Stress. Alkohol sei nur in geringen Maßen zu empfehlen. Durch eine gesunde Ernährung sowie viel Bewegung und Sport könne jede Frau für sich selbst Prävention betreiben. Wie die Chefärztin verdeutlichte, spielt auch die seelische Ausgeglichenheit eine wichtige Rolle – sowohl präventiv als auch während einer Erkrankung und Behandlung.

Passend dazu stellte Birgit Koll das Thema „Yoga bei Brustkrebs“ vor. Als Krankenschwester sei ihr bewusst, dass die Schulmedizin an ihre Grenzen komme, wenn es um die Zuwendung und Betreuung der Seele gehe. „Bei einer Krebserkrankungen gerät schließlich alles aus dem Gleichgewicht“, erzählte Koll, die für Betroffene auch bald in Schwetzingen Yogastunden anbieten möchte. Die Übungen könnten unter anderem Nebenwirkungen wie Fatigue lindern und die Schmerzwahrnehmung verändern. „Zahlreiche Studien bestätigen die Wirksamkeit von Yoga bei Krebserkrankungen“, erklärte sie.

Als Betroffene schilderte im nächsten Vortrag Susanne Emig ihren Leidensweg und wie sie die Folgen der Chemotherapie auf kreative Weise bewältigte. 2018 sei sie an Brustkrebs erkrankt, und sie habe von Anfang an alle Verwandte und Freunde informiert. „Das half mir, ein Netzwerk der Solidarität und Unterstützung aufzubauen“, berichtete Emig. Über einen E-Mail-Verteiler hielt sie alle auf dem neuesten Stand, doch schnell wuchs auch das Interesse an ihren Haaren – beziehungsweise an ihrer Glatze und wie sie damit umgeht. „Ich wollte keine Perücke, also habe ich angefangen, Hütte zu basteln.“ Jedes Exemplar stellte auf seine eigene Art und Weise ihren Gefühlszustand dar. Ein Hut zum Beispiel bestand aus einem waschechten Rummelplatz und symbolisierte die gesundheitlichen Veränderungen in Folge der Chemotherapie. Ein anderer hieß ganz lapidar und treffend: Kopfsalat. Wie Emig erläuterte, lenkten sie die Hütte ab und bereiteten ihr viel Freude. „Ich konnte damit auch meine Trauer verarbeiten, meine Auf und Abs, meine Vorgänge im Körper.“

Nur kurz fand die Vorstellung des Genexpressionstests Prosigna durch Uwe Hahn statt, dem Oberarzt der Gynäkologie in Schwetzingen. Dieser könne in manchen Fällen zur Einschätzung des Krankheitsverlaufs angewendet werden. „Dadurch blieb schon einigen Patientinnen die Chemotherapie erspart“, sagte Hahn. Zum Abschluss der Veranstaltung folgte Gesundheitscoach Beate Kuhlmay mit ihrem Vortrag „Aus dem Tal der Angst auf den Weg zur Zuversicht“. Die gelernte Wirtschaftsingenieurin und Mutter zweier Kinder erkrankte vor einigen Jahren an Multiple Sklerose. Anfangs sei sie von Angst und Ohnmacht, Verzweiflung und Verwirrung geprägt gewesen. Ihren ersten Schub erlebte sie 2011, der zweite folgte drei Jahre später.

„Ich habe gelernt, mich nicht von der Angst beherrschen zu lassen. Sie darf ein Zwerg sein, aber nicht zum Monster werden“, beschrieb sie ihren Weg, mit der Krankheit umzugehen. „Immer weiter, immer mehr, immer nur funktionieren: Wir sollten lernen, mehr auf unseren Körper zu hören.“ Ständiger Stress und Ärger dürften nicht zum Dauerzustand werden, man müsse jedes Warnsignal ernst nehmen. Sie sei davon überzeugt, dass der Körper als Sprachrohr der Seele genutzt werde. „Ich musste lernen, auch mal Nein zu sagen und für mich selbst zu sorgen“, erzählte Kuhlmay, die mit den Zuhörerinnen eine kleine Herzmeditation durchführte. Nach den Vorträgen bestand noch reichlich Gelegenheit zum Austausch, verschiedene Ausstellungen und Infostände rundeten den Tag der Brustgesundheit ab.

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