Junge Spanier bauen Brücken
Für 14 Monate unterstützen sie das 38-köpfige Team von Goemann Dental Technik. Im Leeraner Labor durchlaufen die Südländer alle praktischen Bereiche einer zahntechnischen Ausbildung. Dazu gehört das Anfertigen von digital gefrästen Schienen über die Anwendung von Kombinationstechniken bis hin zur Arbeit an hoch komplexen Implantaten. „Die spanische Lehrzeit ist sehr theoretisch angelegt“, erklärt Geschäftsführer Thomas Maur. Die Auszubildenden besuchen dort für zwei Jahre die Berufsschule. Mit dem Abschluss haben die Berufsstarter nur wenige Praxiswochen in Unternehmen verbracht. Am Ende sollen sowohl Peinado (26) als auch Nugué Marques (28) die Anerkennung ihres Berufsstandes in Deutschland durch die Handwerkskammer für Ostfriesland erhalten.
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Als EU-Bürger steht einem die freie Arbeitsplatzwahl in allen Mitgliedsstaaten zu, allerdings werden nicht alle Berufsabschlüsse aus dem Ausland ohne weiteres anerkannt. Organisatorisch und sprachlich werden sie von dem Bildungsunternehmen bbf sustain in Oldenburg begleitet. Gemeinsam mit der Zentrale für Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit wurde die Bewerbungsphase über die Sprachschule Humboldt in Barcelona organisiert. Dort mussten die jungen Männer ihre Sprachkenntnisse mit dem B1-Niveau unter Beweis stellen.
Beide Zahntechniker haben sich nahtlos in die Mitarbeiter-Riege eingefügt. „Sie sind sehr höflich und beliebt bei den Kollegen“, berichtet Thomas Maur. Josep Alfonso Peinado kann mit sechs Jahren Berufserfahrung aufwarten. „Er ist ein Ass im Designen von Zahnersatz am Computer“, lobt der Zahntechnikermeister. Bei den anderen praktischen Aufgaben „geht es nur noch ums Fine-Tuning“. Im Labor stellt der 26-Jährige derzeit Keramikfüllungen, Kronen und Brücken im CAD-CAM-Verfahren her.
Nugué Marques hat sich in die Teleskoparbeit hineingefuchst, welches eine besondere deutsche Handwerksfertigkeit ist. „Da steckt sehr viel aufwendige Arbeit drin“, erzählt der 28-Jährige. Er hat sich fest vorgenommen, auszuwandern. Seine Freundin plant im Herbst nachzuziehen. Für ihn war es in seiner Heimat sehr schwer, einen Job zu finden. „Hier habe ich die Chance, in einem guten Labor mit besseren Verdienstmöglichkeiten zu arbeiten.“
Der Grund für die Bemühungen von Thomas Maur: „Der Markt ist von Fachkräften komplett leergefegt.“ Marketingtechnisch haben er und Geschäftsführer Karl-Günter Windels alle möglichen Stellschrauben bei der Mitarbeitersuche in die Wege geleitet. „Das Fachkräfteprojekt ist einer der Strohhalme, die wir ergreifen.“ Dabei zählt er auf die guten Erfahrungen seiner Kollegen in Oldenburg. Goemann ist Partner der Marketinggesellschaft „Vision Dental“ (Oldenburg), dem 18 weitere Zahntechnikbetriebe angehören. Einige konnten durch die internationale Ausbildungsaktion neue Mitarbeiter gewinnen.
Das Modellprojekt „Adelanté“ findet im Rahmen der Landes-Fachkräfteinitiative an vier Standorten statt – neben dem Oldenburger Raum auch an der Jade Bay (Wilhelmshaven, Friesland, Wittmund und Wesermarsch). Es richtet sich branchenübergreifend an spanische Mittzwanziger, die aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit neue Berufsperspektiven in Deutschland suchen. Voraussetzung für die Teilnahme von Unternehmen ist der Nachweis eines hohen Fachkräftemangels.
Interessierte Handwerksunternehmen können sich an Guido Klemm von der Bundesagentur für Arbeit, Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV), wenden. Er ist erreichbar unter Tel. 0228 50208 2220 oder per E-Mail guido.klemm@arbeitsagentur.de.
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