Energie- / Umwelttechnik

Ein alter Bekannter in neuer Umgebung

Der Zoo Basel hält seit 2009 in seinem Vivarium Gewöhnliche Kraken. Wegen ihrer relativ geringen Lebenserwartung kommt es hin und wieder zu Unterbrechungen und Wechseln. Unter Pandemiebedingungen ist es nicht immer einfach, an neue Kraken zu kommen. Der Zolli hat nun die Zeit genutzt und das Schaubecken 11 «krakensicher» gemacht.

Neu lebt der Gewöhnliche Krake (Octopus vulgaris) im Schaubecken 11 zusammen mit Fischen und anderen Wirbellosen aus dem Mittelmeer. Dort hat er zehn Mal mehr Platz als vorher und findet zahlreiche Höhlen in den Felsen vor, in die er sich zurückziehen kann. Ein Krake verrät sein Versteck durch das «Spielzeug», das er im Laufe seines Lebens ansammelt. Peu à peu bildet sich vor seiner Höhle ein Berg von Muschelschalen und Schneckenhäusern. Je länger er in der Höhle wohnt, desto grösser wird der Haufen und desto einfacher ist es, das Versteck des Kraken zu finden. Auch im Schaubecken 43 werden weiterhin Gewöhnliche Kraken zu sehen sein.

Wahre Ausbruchskünstler

Kraken schlafen tagsüber oft in Höhlen. Erst in der Dämmerung kommen sie heraus und suchen nach Beute, etwa Krebse, Schnecken, Muscheln und kleine Fische. Diese räuberische Ernährung ist wahrscheinlich der Grund für die hohe Intelligenz der Tiere. Das Erlegen von wehrhaften Krebsen, ohne sich an deren grossen Scheren zu verletzen, braucht einiges mehr an Überlegung als das Abgrasen von Algenweiden. Kraken zeigen eine benthische Lebensweise. Das heisst, sie bewegen sich meist auf dem Meeresboden und entlang der Felsen am Ufer, schwimmen aber auch per Rückstoss durch das freie Wasser. An Felsküsten können sie auch vorübergehend das Wasser verlassen und kurze Distanzen an Land bewältigen. Sie suchen dann Gezeitentümpel auf, in denen sie leichte Beute bei den dort gefangenen Tieren finden.

Diese Fähigkeit muss auch bei der Haltung in Menschenobhut berücksichtigt werden. Es braucht unbedingt einen «krakensicheren» Beckenrand. Beim Verlassen des Aquariums könnte sich das Tier in eine aussichtslose Situation an Land manövrieren oder gar ein anderes Becken im Vivarium aufsuchen. Überhänge am Beckenrand und Kunstrasenteppich sollen das verhindern. Auch müssen alle Wasserrohre gesichert sein, denn Krakenkörper sind gut verformbar und passen in enge Spalten und Schlitze.

Krakenlarven halten das Ökosystem stabil

Kraken leben in der Natur maximal vier Jahre. Je nach ihrem Alter beim Einzug ins Vivarium ist die Lebensdauer der Kraken auch hier recht kurz. Dies liegt an ihrer sogenannten semelparen Fortpflanzungsweise. Das bedeutet, Kraken vermehren sich nur ein einziges Mal und sterben danach. Bei der Paarung steckt der männliche Oktopus einen Arm, den sogenannten Hectocotylus, in die Mantelhöhle des Weibchens. Zwischen den Saugnoppen des Hectocotylus befindet sich eine Rinne, durch die das Männchen sein Spermapaket in die Mantelhöhle des Weibchens überträgt. Das Männchen stirbt kurz danach. Das Weibchen investiert alles in ihr Gelege, das bis zu einer halbe Million Eier umfassen kann. Sie bewacht es und geht nicht mehr auf Nahrungssuche. Am Ende der Inkubationszeit, je nach Wassertemperatur nach 35 bis 60 Tagen, stirbt das Weibchen völlig entkräftet.

Die etwa 2 mm kleinen geschlüpften Larven dienen als Nahrungsgrundlage für viele planktonfressende Fische. Um die Population der Kraken stabil zu halten, reicht es, wenn zwei dieser Larven überleben und die Geschlechtsreife erreichen. Die Bestände des Gewöhnlichen Kraken im Mittelmeer und im westlichen, temperierten Atlantik gelten als stabil, so dass die International Union for Conservation of Nature (IUCN) diese Art als nicht gefährdet einstuft.

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