Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes zur Entwicklung des deutschen Außenhandels mit Mittel- und Osteuropa in den ersten neun Monaten 2021
Die kräftige Belebung des deutschen Außenhandels mit der Wachstumsregion im Osten ist vor allem auf die überraschend starke Konjunkturerholung dort zurückzuführen. Die Osteuropa-Bank EBRD hat gerade ihre Wachstumsprognose für die Gesamtregion für 2021 um 1,3 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent angehoben.
Besonders kräftig legten die deutschen Exporte in südosteuropäische Märkte wie Slowenien, Bulgarien und Serbien zu. Aber auch in die wichtigen Absatzmärkte Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei wurden deutlich mehr Güter geliefert als im Vorjahr. Die Ausfuhren nach Russland stiegen um fast 14 Prozent. Bei den Importen fällt vor allem der starke Anstieg der Einfuhren aus Russland und Kasachstan um über 45 Prozent auf. Hier machen sich der gestiegene Energie- und Rohstoffhunger der deutschen Wirtschaft und steigende Importpreisen bemerkbar.
Im September hat der Aufwärtstrend im Osthandel etwas an Fahrt verloren. Hohe Energiekosten, der zunehmende Fachkräftemangel und die weltweiten Lieferkettenprobleme belasten auch in Mittel- und Osteuropa die Unternehmen. So bremst der Halbleitermangel in der für Mittelosteuropa wichtigen Automobilindustrie inzwischen spürbar den Handel mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Zu den Konjunkturrisiken gehört auch die besorgniserregende Corona-Entwicklung in Deutschland und vielen Ländern Mittel- und Osteuropas, die neue Einschränkungen für die Wirtschaft befürchten lassen.
Zusätzliche Sorgen machen uns vor diesem Hintergrund politische Krisen wie die anhaltenden Konflikte der EU mit Polen und Ungarn. Sollten eingeplante EU-Gelder für diese Länder dauerhaft blockiert bleiben, würde dies früher oder später auch deren Wirtschaft und letztlich auch die deutschen Unternehmen dort in Mitleidenschaft ziehen. Hier muss schnell eine Verständigung erzielt werden. Für neue Unsicherheiten sorgen die erschütternden Zustände an der polnisch-belarussischen Grenze. Die EU muss in diesen Konflikten entschlossen vermitteln. Dabei ist auch die neue Bundesregierung gefragt.“
Die aktuellen Handelszahlen können Sie auch hier abrufen.
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