Gesundheit & Medizin

Pflegekräfte im Eli machen ihre Station zur Galerie

Eine Szene am Meer: blaues Wasser, blauer Himmel. Der Horizont verschwimmt. Im Vordergrund sitzen drei Möwen auf Pfählen aus echtem Holz. Die Arbeit ist eines der fünfzehn Bilder, die seit einigen Tagen im langen Flur der Station 8 der Städtischen Kliniken Mönchengladbach hängen. Schwester Helga ist nicht nur die Leiterin der Station, sondern auch eine Künstlerin: „Das Bild strahlt Ruhe und Harmonie aus. Und entspricht damit meinem Wesen.“

Begonnen hatte alles mit dem Unmut der Kolleg:innen, so die 62-Jährige: „Alle fanden, dass die alten Bilder endlich ausgetauscht werden sollten.“ Da eine Auswahl vermutlich schwierig werden könnte, denn nicht alle haben den gleichen Geschmack, erzählt sie, sei sie auf die Idee mit der Gruppenarbeit gekommen: „Alle fünfzehn examinierten Vollzeitkräfte haben mitgemacht. Im Oktober wurden dann die Leinwände verteilt, Abgabetermin war der elfte Januar.“ Zunächst habe die Skepsis überwogen. Oft habe es geheißen `ich kann ja nix´. Aber je mehr Zeit ins Land ging, umso häufiger machte zum Dienstbeginn die Frage die Runde, wie weit der oder die Einzelne denn sei, lächelt Schwester Helga: „Ideen wurden diskutiert, das Internet bemüht. Das war eine tolle Atmosphäre.“

Wie es sich für eine Ausstellung gehört, gab es nach Abgabe sogar eine Vernissage, bei der im großzügigen Bereich der Aufzüge unter Beachtung der AHA-L Regeln die einzelnen Arbeiten bei belegten Brötchen und alkoholfreiem Sekt gebührend gewürdigt wurden. Die fertigen Werke sind so verschieden wie auch die Charaktere der kreativen Pflegekräfte verschieden sind. Gearbeitet wurde mit und in den unterschiedlichen Techniken, es gibt gemalte oder geklebte Objekte, abstrakte und gegenständliche Arbeiten, mit verspielter oder deutlich sichtbarer Aussage: „Das ist eine große Vielfalt. Gehängt wurden die Arbeiten so, dass sie möglichst gut miteinander harmonieren.“ Und überall stecke Leidenschaft drin.

Die Reaktion der Patient:innen ist durchweg positiv, hat Helga Diederichs erfahren. Aber auch von den anderen Stationen habe sie positive Rückmeldungen erhalten: „Ein Feuerwehrmann, der einen Patienten von der Station abholte, meinte sogar: von welcher Kunstwerkstatt sind die Bilder denn?“

Olga Bocks ist Physiotherapeutin und kommt regelmäßig auf die Station 8. Ihr Urteil ist eindeutig: „Super Bilder. Das ist mal was anderes. Man sieht, dass sich alle schwer ins Zeug gelegt haben.“ Eine Einschätzung, die auch Pia Stender und Anja Schwab teilen: „Schön, dass alle mitgemacht haben. Und solche Bilder abzuliefern, das schafft nicht jeder.“ Schwester Helga nickt zustimmend: „Für niemanden steckte ein Zwang dahinter. Und jeder ist stolz auf sein Werk.“

Für die Pflegekraft ist der künstlerische Erfolg eine Bestätigung ihrer Idee. Mehr noch freut sich Schwester Helga, selbst bereits seit 45 Jahren im Eli, allerdings darüber, dass der Zusammenhalt im Team noch mehr gewachsen ist: „Die Kolleginnen und Kollegen kennen sich nun noch besser. Und sie kommen jetzt noch häufiger als bisher schon mit einem Lächeln zur Arbeit.“ Zudem seien die Bilder in der Freizeit entstanden. Einen besseren Beweis dafür, wie sehr allen ihre Station 8 am Herzen liegt, gäbe es nicht.

Helga Diederichs hatte bis zur Umsetzung ihrer Idee wenig Bezug zur Kunst, „sieht man mal vom Sticken und Stricken ab.“ Aber die gebürtige Eifelerin hat Gefallen an ihrer neuen Kunstrichtung gefunden, in der sie Objekte mit Gemaltem verbindet: „In unserer großen Familie gibt es demnächst Nachwuchs. Ich habe dazu schon meine Idee.“ Aus verschieden großen Steinen wird sie einen Fuß nachbilden und ihn dann weiter bearbeiten. Mehr will sie aber noch nicht verraten.

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