Mit vereinten Kräften für die Erhaltung der Stummelfußfrösche
Der kaum fünf Zentimeter große Stummelfußfrosch mit der „Sternenkarte“ auf dem Rücken ist weltweit nur an einem einzigen Ort zu finden. In der Sierra Nevada de Santa Marta (SNSM), einem der höchsten und entlegensten Küstengebirge der Erde, lebt offenbar noch ein kleiner Bestand der Art Atelopus arsyecue. Weil er mit seiner glänzend schwarzen und von weißen Flecken überzogenen Haut an den klaren Sternenhimmel in seiner Heimat erinnert, wird er im englischen Sprachgebrauch auch „Starry Night Harlequin Toad“ genannt. Die verschiedenen Höhelagen und die Isolation der kolumbianischen Region haben im Zusammenspiel mit dem tropischen Klima ein einzigartiges Ökosystem mit einer hohen Biodiversität erschaffen, das Raum für allein 17 endemische Amphibienarten bietet, darunter fünf Arten der gefährdeten Stummelfußfrösche.
Neben der Gefahr durch Chytridpilze für Amphibien, ist im Vergleich zu anderen bedrohten Tierarten nur wenig über die Gefährdungsursachen dieser Froschart bekannt. Hier will das von der Stiftung Artenschutz initiierte Projekt „Starry Night Harlequin Toad“ ansetzen. So soll im gesamten Gebiet der SNSM ein Monitoring für die gefährdeten Frösche etabliert werden, um Erkenntnisse über das Ausmaß und die Ursachen der Bedrohung zu gewinnen. Das Projekt-Team vor Ort kümmert sich um die Erfassung des aktuell dort lebenden Bestands und des Populationsstatus durch die Markierung und akustische Beobachtung der Tiere, unter Berücksichtigung möglicher Gefahren durch Mensch und Umwelt. „Das Ziel der Bemühungen ist die Erarbeitung eines umfangreichen Schutzkonzepts“, sagt Julia Knoll, die in Hellabrunn für Edukation und Artenschutz verantwortlich ist. „Zugleich ermöglicht das Verständnis über die Besonderheiten der schutzbedürftigen Art eine angemessene und verträgliche Bewirtschaftung des Gebiets. Die lokale Bevölkerung für den ökologischen Wert der Amphibien zu sensibilisieren, ist ebenfalls zentraler Bestandteil des Projekts. Es wird vermutet, dass die Stummelfußfrösche die ersten innerhalb ihrer Gattung sein könnten, die ohne eine gezielte Intervention vollständig aussterben“, ergänzt die Hellabrunner Artenschutz-Expertin.
Über die regelmäßige Unterstützung der Stiftung Artenschutz hinaus, beteiligt sich Hellabrunn mit einem einmaligen finanziellen Beitrag, um zu dessen Erfolg beizutragen. „Nur wenn die ökologische und kulturelle Bedeutung der Amphibien klar definiert ist, können die Lebensräume und Lebensgemeinschaften dieser Stummelfußfroschart effektiv geschützt werden“, betont Tierparkdirektor Rasem Baban.
Die SNSM Region ist neben der biologischen Vielfalt auch in kultureller Hinsicht von großer Bedeutung: Vier verschiedene indigene Bevölkerungsgruppen leben in dem Gebiet, von dem nur rund ein Viertel als Nationalpark deklariert und geschützt ist. Bei der Wiederentdeckung von Atelopus arsyecue spielte die Gemeinschaft der dort lebenden Arhuaco von Sogrome eine entscheidende Rolle, die Hand in Hand mit Wissenschaftlern und Artenschützern arbeiten. Sie teilen sich den Lebensraum mit den Fröschen und pflegen ein besonderes Verhältnis zu den Tieren. Das Vorkommen und der Gesang der Stummelfußfrösche gibt ihnen Aufschluss darüber, ob ihre Umwelt noch intakt ist und übernimmt eine Schlüsselrolle in ihrem eigenen Jahreskreislauf. So stellt das Artenschutzprojekt zur Erhaltung von Atelopus arsyecue auch ein herausragendes Beispiel für interkulturelle Zusammenarbeit dar.
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