Gesundheit & Medizin

„Es fehlt einfach alles“

Seit gut einer Woche herrscht Krieg auf europäischem Boden. Auch im Carl-Thiem-Klinikum hat der russische Übergriff auf die Ukraine für Fassungslosigkeit und Entsetzen gesorgt. Vor allem die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen sind derzeit im emotionalen Ausnahmezustand: „Ich bin in der Ukraine aufgewachsen. Die Ukraine und Russland – die beiden Länder waren wie Brüder. Meine Großeltern wohnen in St. Petersburg. Als Donnerstag die Nachricht kam – es ist Krieg, das war ein Schock. Ich habe nie gedacht, dass so etwas passiert. Wir starten jetzt jeden Tag mit dem Blick aufs Handy, ob unsere Eltern noch am Leben sind“, so Dmytro Zinchenko aus der Klinik für Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Für viele der ukrainischen Kollegen am CTK war sofort klar ‚Wir wollen helfen‘. Gemeinsam haben sie eine CTK-interne Hilfsaktion ins Leben gerufen. Sie bitten die Mitarbeitenden um Geldspenden, um davon dringend benötigte Medikamente und medizinisches Material kaufen zu können. Bestimmt sind die Hilfsgüter für Krankenhäuser in Dnipro. „Das ist unsere Heimatstadt, es gibt dort mehrere Krankenhäuser. Auch ein Kinderkrankenhaus. Man muss wissen: Die medizinische Versorgung in der Ukraine ist normalerweise schon schwierig. Man muss z.B. Flexülen und Verbandsmaterialien mit ins Krankenhaus bringen. Und in Kriegszeiten ist das erste recht eine Katastrophe! Es fehlt alles, in den Apotheken gibt es nichts mehr“, erklärt Dmytro Zinchenko. Am Samstag soll der Transport starten. Mit dem dortigen Gesundheitsamt ist abgestimmt, dass die Hilfsgüter an der Grenze abgeholt und in das Krankenhaus gebracht werden.

„Durch den Krieg in unserem Land haben die Ärzte in der Ukraine die wichtige Aufgabe, Soldaten und der Zivilbevölkerung, auch Kindern, zu helfen. Dafür haben sie viel Willen, aber kaum Ausrüstung und medizinische Materialen. Von unseren Freunden und Kollegen bekommen wir ständig Listen von Mitteln, die sofort in jeder Notaufnahme gebraucht werden. Wir sind froh, so aus der Ferne helfen zu können“, freut sich Anastasiia Zinchenko.

Unterstützt werden die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen u.a. von Dr. Jens Soukup, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin. „Wir alle sind entsetzt über den Übergriff auf die Ukraine. Auch wir erleben im persönlichen Umfeld Angst und Unsicherheit. Aber natürlich ist die Betroffenheit unserer Kollegen und Kolleginnen aus der Ukraine, mit denen wir seit Jahren hervorragend zusammenarbeiten, noch viel größer. Sie sorgen sich um ihre Familie, um Freunde. Bekommen täglich Nachrichten aus der Ukraine, müssen verarbeiten, dass ihre Lieben in Gefahr sind und um ihr Leben fürchten. Aber ich spüre aus Ihren Erzählungen auch Optimismus! Der Krieg hat alle ukrainische Menschen zu einer großen Familie vereinigt, die zusammenhält. Wir hoffen, einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Kranke und Verletzte vor Ort behandelt werden können.“

Das Carl-Thiem-Klinikum unterstützt die Hilfsaktion ebenfalls finanziell. „Als Krankenhaus sehen wir hier ganz klar unsere soziale, unsere humanitäre Verantwortung. Wir wollen den Menschen, die durch diesen Krieg unverschuldet in Not gekommen und verletzt worden sind, Hilfe zukommen lassen. Wir wollen in dieser unübersichtlichen Zeit schnell helfen und gehen daher diesen Weg. Unsere ukrainischen Mitarbeitenden haben direkte Kontakte zu den Behörden und Krankenhäusern vor Ort. So wissen wir, dass die Medikamente und medizinischen Materialien genau da ankommen, wo sie dringend gebraucht werden“, so Sebastian Scholl, Direktor Finanzen am CTK. Sobald internationale Hilfsorganisationen in die Ukraine kommen, wird das Carl-Thiem-Klinikum dort Hilfe anbieten.

„Wir sind dem Klinikum und vor allem unserem Chefarzt Dr. Soukup unendlich dankbar für diese Hilfe! Wir sind ja eigentlich fremd hier in diesem Land. Dann soviel Mitgefühl, soviel Anteilnahme zu erfahren, das berührt uns sehr“, so das Ehepaar Zinchenko.

Zudem hat das CTK auch grundsätzlich gegenüber der Stadt Cottbus Unterstützung angeboten. Wie etwa medizinische Behandlungen von Geflüchteten. Dazu erfolgen noch Abstimmungen mit der Stadtverwaltung.

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