Frühlingserwachen historischer Autos
- Die GTÜ gibt Tipps für einen guten Start in die Oldtimersaison
- GTÜ-Classic-Partner empfehlen zwei Probefahrten
- Gut gewartete Klassiker sind auch für längere Reisen geeignet
Die ersten Oldtimer wagen sich schon auf die weitgehend salzfreien Straßen. Hält das schöne Wetter an, werden demnächst wieder vermehrt großartige Sammlerstücke aus vielen Jahrzehnten auf den Straßen zu sehen sein. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH gibt Tipps, damit die kleinen und mitunter größeren Reisen mit den alten Fahrzeugen auch sicher zum Ziel führen. Übrigens: Unter www.gtue.de und www.gtue-classic.de sind diverse Ratgeber und Checklisten für Oldtimer und Motorräder zu finden.
Die Beliebtheit von Klassikern nimmt weiterhin zu – das zeigt die Entwicklung des H-Kennzeichens. Nach dessen Einführung vor knapp 25 Jahren wächst die Zahl der Fahrzeuge mit diesem Kennzeichen kontinuierlich. Aktuell beläuft sich laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) der Bestand an Oldtimern im Alter von 30 Jahren und mehr in Deutschland auf rund 600.000 Fahrzeuge. Zu einem Verkehrsstau kommt es natürlich nicht: Die meisten dieser Vertreter des rollenden technischen Kulturguts werden in den Schönwettermonaten nur sehr wenig bewegt und im Winter überhaupt nicht.
In die Vorfreude auf das Frühlingserwachen der betagten Technik mischt sich bei dem ein oder anderen ein milder Unmut, weil manche für den Winter vorgenommenen Arbeiten doch liegengeblieben sind. Sollten nicht die Bremsen neu belegt, der Auspuff getauscht oder gar Steuerkette oder Zahnriemen ersetzt werden? Vieles vom Wunschzettel kann womöglich auf die nächste kalte Jahreszeit
verschoben werden. Keine Kompromisse hingegen sollten bei sicherheitsrelevanten Bauteilen eingegangen werden. Und wenn ein Zahnriemen nicht wegen der Kilometerleistung, sondern aufgrund seines Alters reißt, kann einen Motorschaden die Folge sein, der die Kosten eines Wechsels bei weitem überschreitet. Deswegen empfiehlt die GTÜ, in wichtigen Fällen von Sicherheit und Technik den Saisonstart um einige Tage oder Wochen zu verschieben und die Arbeiten vorher zu erledigen.
Oldtimerexperten wie beispielsweise der GTÜ-Classic-Partner Konrad Deuschle aus Wildberg / Sulz am Eck raten vor jedem Start aus der Winterruhe zu einem ausführlichen Rundgang um den Klassiker. Hat vielleicht ein Reifen deutlich an Luft verloren? Finden sich unter dem Fahrzeug feuchte Stellen, die auf Flüssigkeitsverlust hindeuten? Nach dem Einschalten der Zündung lassen sich Lichtanlage und Hupe testen. Fühlt sich der Tritt aufs Bremspedal an wie gewohnt? Nach längerer Standzeit sollten alte Motoren im Leerlauf gestartet werden, also ohne eingelegten Gang und ohne durchgetretenes Kupplungspedal. Auf diese Weise wird das Axiallager der Kurbelwelle geschont, bis es wieder von genügend Öl geschützt ist.
„Läuft der Oldtimer, sollte man eine kurze Runde drehen und sich danach den Wagen zum zweiten Mal gründlich anschauen“, sagt Deuschle. Treten jetzt Flüssigkeiten aus, etwa an Bremsen, Wasserkühler, Motor, Getriebe, Differential oder Ölkühler? Ob das Fahrzeug über den Winter abgedeckt war oder nicht – nun ist außerdem ein guter Zeitpunkt für eine gründliche Wäsche. Und bei dann feuchter Frontscheibe lassen sich schonend Scheibenwischer und Scheibenwaschanlage überprüfen.
Der GTÜ-Classic-Experte rät auch nach Bestehen dieser Checks noch zur Vorsicht: „Viele Oldtimerfahrer haben eine Standardrunde, wo sie genau wissen, wie sich das Fahrzeug verhält.“ Weil die Fahrer sich auf diesen Kilometern zuhause fühlen, fallen ungewohnte Geräusche oder ein merkwürdiges Fahrverhalten rasch auf. Zudem gewöhnen sie sich wieder an Eigenheiten des Oldtimerfahrens im Gegensatz zum modernen Pendant: Bremswege sind länger, mögliche Kurvengeschwindigkeiten niedriger – und außerdem stehen dem Fahrer bei Unachtsamkeiten keine Helferlein wie ABS oder ESP zur Seite. Weiterer Vorteil dieser Tour: Meist entfernt sich der Klassiker dabei nicht allzu weit von der heimischen Garage. So ist der Weg zurück oder zur Werkstatt des Vertrauens meist nach allzu weit, wenn der automobile Liebling unverhofft stehen bleiben sollte – sei es wegen eines verstopften Benzinfilters oder einer verstellten Zündung. „Wenn immer noch alles in Ordnung ist, lassen sich auch mit Oldtimern weite Reisen mit viel Fahrfreude und ohne Angst vor Pannen absolvieren“, weiß Konrad Deuschle aus Erfahrung.
Grundsätzlich hält es die GTÜ für sinnvoll, Motoröl nach dem Winter zu wechseln und nicht davor. Denn wenn sich während der Wintermonate Zusatzstoffe des Öls in der Ölwanne ablagern, nimmt die Schmierfähigkeit ab. Bremsflüssigkeit sollte alle zwei Jahre gewechselt werden, unabhängig von den im Frühling bis Herbst zurückgelegten Kilometern. Denn je älter die Bremsflüssigkeit ist, desto eher nimmt sie Wasser auf. Dieses kann sich bei starkem Verzögern stark erhitzen und Dampfblasen bilden, beispielsweise während Bergabfahrten in den Alpen. Die Folge kann ein schlagartiges Nachlassen der Bremswirkung sein.
Bei neueren Fahrzeugen werden Reifen meist wegen geringer Profiltiefe ausgetauscht: Sie sind abgenutzt. Bei Klassikern tritt dieser Fall eher selten ein. Aufgrund der geringen Kilometerleistung sind viele Oldtimerpneus auch nach Jahrzehnten weit entfernt vom Erreichen irgendwelcher gesetzlich vorgeschriebener Mindestprofiltiefen. Doch mit den Jahren verlieren die Weichmacher im Gummi ihre Wirkung, die Reifen härten aus, und die Haftung nimmt ab. Deswegen empfiehlt die GTÜ, die Reifen historischer Fahrzeuge spätestens alle zehn Jahre auszutauschen, um optimale Straßenhaftung zu haben.
Die GTÜ bündelt ihr Angebot von Fachinformationen rund um klassische Fahrzeuge unter www.gtue-classic.de. Mit wenigen Klicks findet sich ein nahe gelegener GTÜ-Classic-Partner. Außerdem liefert die Seite aktuelle Branchennachrichten und beantwortet Fragen zu Wertgutachten oder H-Kennzeichen.
Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH ist die größte amtlich anerkannte Kfz-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kraftfahrzeugsachverständiger in Deutschland und zählt damit zu den größten Sachverständigenorganisationen überhaupt. Sie versteht sich als ein umfassendes Expertennetzwerk. Mehr als 2.500 selbständige und hauptberuflich tätige Kfz-Sachverständige und deren qualifizierte Mitarbeiter stehen an über 11.000 Prüfstützpunkten in Werkstätten und Autohäusern sowie an eigenen Prüfstellen der GTÜ-Vertragspartner zur Verfügung. Die GTÜ-Prüfingenieure sind im Sinne der Verkehrssicherheit und des Umweltschutzes tätig.
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