Horváth-Studie: CFOs starten mit dem Zukunftsthema Nachhaltigkeit ins „New Normal“
- Fachkräftemangel ist große Herausforderung, trotz neuer Möglichkeit durch Remote-Arbeit
- Digitalisierung als Top-Chance, aber KI und Blockchain spielen im Finance-Bereich noch kaum eine Rolle
- Sieben Thesen als Grundpfeiler einer ganzheitlichen Finanztransformation
Viele Unternehmen sind gestärkt aus der Pandemie hervorgegangen und konzentrieren sich wieder aufs Tagesgeschäft. Sie befinden sich auf dem Weg aus der Krise in das „New Normal“. Derzeit geben nur fünf Prozent der CFOs an, dass die wirtschaftliche Lage auf niedrigerem Niveau sei als vor der Pandemie – im vergangenen Jahr sagten dies noch 39 Prozent. Doch Corona hat viele grundlegende Veränderungen angestoßen. Für den Finanzbereich haben sich zusätzliche Herausforderungen aufgetan: Ohne die Adressierung der Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Fachkräftemangel gelingt hier keine erfolgreiche Transformation. Das geht aus der CFO-Studie 2022 der Managementberatung Horváth hervor, für die 200 internationale Finanzverantwortliche zu Entwicklungen im Finanzbereich befragt wurden.
Aktuell rücken steigende fossile Energiepreise das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus. Auch die weltweiten Klimakrisen sowie der Druck der Verbraucherinnen und Verbraucher befeuern den Trend zu nachhaltiger Produktion und Unternehmensführung. Entsprechend sehen 60 Prozent der Befragten über alle Branchen hinweg Nachhaltigkeit als maßgebliche Herausforderung. Vorreiter ist hier die Automobilindustrie, dort geben 80 Prozent der CFOs Nachhaltigkeit als zentrales Thema an.
Auch im Finanzbereich wird ESG-konformes Handeln von externen und internen Stakeholdern vorausgesetzt. Damit verbunden müssen Compliance- und Kontrollsysteme etabliert und der Wissensaufbau von Mitarbeitenden gefördert werden. Um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Finance-Verantwortliche anhand von EU-Taxonomie und weiteren rechtlichen Rahmenbedingungen genau prüfen, welche Investitionen vertretbar sind.
„Viele Unternehmen befinden sich noch am Anfangspunkt der grünen Transformation, doch CFOs können eine zentrale Rolle einnehmen und den Takt einer erfolgreichen Transformation zum New Normal vorgeben“, sagt Achim Wenning, Partner und Leiter des Beratungsbereichs CFO Strategy & Organization bei Horváth. „Finanzverantwortliche können die Fokussierung von Mitarbeitenden für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit und dessen Integration in den Finanzbereich entscheidend stärken.“
91 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass die Nachhaltigkeitstransformation ganzheitlich und funktionsübergreifend ablaufen muss, um erfolgreich zu sein.
Digitalisierung ist Top-Chance, aber KI und Blockchain spielen kaum eine Rolle
Ein weiterer Schwerpunkt bei der Transformation liegt in der fortschreitenden Digitalisierung innerhalb des Finanzbereichs. Viele CFOs haben die Pandemie genutzt, um zu investieren und entsprechende Pilotprojekte anzustoßen. Die Implementierung neuer Arbeitsmethoden wie etwa agiles Arbeiten, Remote-Arbeit und Formen der digitalen Kollaboration waren hauptsächlich im Fokus des Transformationsprozesses. Nur 45 Prozent der befragten Firmen haben noch kein digitales Tool eingeführt, ein Jahr zuvor waren es noch 56 Prozent.
Zwei Drittel sehen aber vor allem in Automatisierung und Digitalisierung der Kernprozesse die Top-Chance für ihr Unternehmen. Gleichzeitig fehlen oft konkrete Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain: Mehr als die Hälfte der Befragten hat noch keine Projekte zur Einführung von KI, Blockchain oder Machine Learning ins Leben gerufen. KI spielt bei 53 Prozent der CFOs weder heute noch in naher Zukunft eine Rolle, die Implementierungsrate liegt gerade einmal bei sechs Prozent. Nur neun Prozent haben Blockchain-Methoden implementiert, dies wird auch von der Mehrzahl nicht geplant: So haben 76 Prozent der Finance-Verantwortlichen keinen Blockchain-Piloten auf der Agenda. Ähnlich verhalten äußern sie sich zu Machine Learning – dies wird von 55 Prozent weder umgesetzt noch geplant.
CFOs sehen Remote-Arbeit nicht als Antwort auf den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel hat auch den Finanzbereich nicht verschont, entsprechend sehen 65 Prozent der Befragten dies als größte Herausforderung in ihrem Unternehmen an. Trotzdem setzen die Unternehmen noch viel zu selten auf Remote-Arbeitende. Nur 25 Prozent glauben an Vorteile durch einen ortsunabhängigen Zugang für Fachkräfte. „Flexible und virtuelle Arbeitsmodelle sind zunehmend ein Auswahlkriterium bei potenziellen neuen Mitarbeitenden – auch im Bereich Finanzen“, sagt Wenning.
Agile Arbeitsmethoden und Organisationsformen werden noch vorwiegend als Problem und seltener als wertvolle Perspektive gesehen: 66 Prozent der befragten Finance-Verantwortlichen betrachten Agilität als eine Herausforderung, nur 46 Prozent als Chance. Wichtig sind hier das richtige Mindset und die Weiterbildung der Mitarbeitenden, besonders in Hinsicht auf die digitale Expertise. Auch die externe Rekrutierung sollte eine entscheidende Rolle auf der CFO-Agenda spielen. Für die Einbindung externer Spezialisten und Spezialistinnen braucht es jedoch, genauso wie für Mitarbeitende, geeignete Tools und Methoden zur digitalen Kollaboration sowie effektive Remote-Arbeit.
Sieben Thesen für eine erfolgreiche Finanztransformation
Zusammenfassend werden in der Studie sieben Thesen als Grundpfeiler einer erfolgreichen ganzheitlichen Finanztransformation abgeleitet:
- „Green“ und „Sustainable Finance“ müssen fest verankert werden.
- Eine rollenbasierte Finanzorganisation ist Katalysator für Effizienz und Management-Support.
- Datengetriebene Analysen schaffen die Grundlage für Entscheidungsempfehlungen.
- Agilität und Virtualität prägen die Zusammenarbeit im Finanzbereich.
- CFOs treiben die Finanztransformation proaktiv und visionär voran.
- Die prozessuale und organisatorische Ende-zu-Ende-Ausrichtung sichert eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit.
- Anwendende digitaler Methoden mit Beratungs-Skills werden fachlichen Expertinnen und Experten in Finance vorgezogen.
Die Summe aller Maßnahmen wird einen tiefgreifenden strukturellen, prozessualen und kulturellen Wandel herbeiführen. Dafür bedarf es eines starken Vorbilds, das in der Lage ist zu motivieren, zu überzeugen und bestehende Funktionssilos aufzubrechen. CFOs werden in der Zukunft der Unternehmen eine noch tragendere Rolle spielen – wenn es gelingt, dies zu sehen und anzunehmen.
Über die Studie
Für ihre diesjährige CFO-Studie „Finance im Spannungsfeld von Corona, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ hat die Managementberatung Horváth im vierten Quartal 2021 insgesamt 200 internationale Führungskräfte aus dem Finanzbereich online befragt.
Horváth ist eine international tätige, unabhängige Managementberatung mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Rumänien, Italien, den USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Für international agierende Kundenunternehmen führen wir weltweit Projekte mit Fokus auf Performance Management und Transformation durch. Horváth steht für Projektergebnisse, die nachhaltigen Nutzen und Wert schaffen. Unsere Expertinnen und Experten unterstützen Unternehmen mit Kompetenz, Leidenschaft und Umsetzungsstärke, ihre Geschäftsmodelle, Organisationsstrukturen, Prozesse und Systeme erfolgreich auf die Zukunft auszurichten – in der Gesamtorganisation oder auf Bereichs- beziehungsweise Funktionsebene. Horváth ist Mitglied im internationalen Consulting-Netzwerk Cordence Worldwide.
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