Erholte Märkte, skeptische Anleger
Bisher eine typische Korrektur
„Korrekturen neigen dazu, ohne Vorwarnung zu beginnen und zu enden“, so Grüner. „Sie sind von relativ kurzer zeitlicher Dauer und emotional gesteuert – hinter einer zügigen Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten steckt oftmals eine große Story, allerdings nicht zwangsläufig.“ Die Stimmung verschlechtere sich in der Regel während der gesamten Zeit, was eine Flut von Argumenten hervorrufe, dass der jeweilige Rückgang noch schlimmer werden könnte. In der Regel folge allerdings eine ebenso steile Erholungsbewegung, sobald sich das Szenario als „nicht so schlimm wie befürchtet“ entpuppe. „Langfristig orientierte Anleger sind gut beraten, während einer Korrektur die Zähne zusammenzubeißen“, meint Grüner. „Wer durchhält, umgeht die Gefahr, zu einem relativ schlechten Zeitpunkt zu verkaufen und den anschließenden Aufschwung zu verpassen.“ Das typische Muster der Zu- und Abflüsse in Investmentfonds lege allerdings die Vermutung nahe, dass dies vielen Anlegern nicht gelänge.
Ein typischer Bärenmarkt
Bärenmärkte würden hingegen in der Regel mehrere Monate oder länger dauern und mit lediglich moderaten Verlusten beginnen. Die heftigsten Marktrückgänge würden demnach erst im letzten Drittel eines Bärenmarktes auftreten. „Ein typischer Bärenmarkt beginnt langsam und wiegt die Anleger zu Beginn in vermeintlicher Sicherheit“, erläutert Grüner. „Sie entstehen nur aus zwei Gründen: Wenn eine marktbreite Euphorie vorherrscht und die Realität keine Chance mehr hat, mit der irrationalen Erwartungshaltung mitzuhalten, oder durch einen ,Keulenschlag´, ein Negativereignis, welches das globale BIP schlagartig um mehrere Billionen Euro erleichtert.“
Der monatliche Rückgang liege im Durchschnitt bei etwa zwei Prozent und zwei Drittel der Kursrückgänge seien dem letzten zeitlichen Drittel zuzuschreiben. „Daher halten wir es für ratsam, den Ausstieg aus Aktien erst dann in Erwägung zu ziehen, wenn der letzte Höchststand mindestens drei Monate zurückliegt“, so Grüner. Diese Methode verschaffe den Anlegern ein gutes Zeitfenster, um das Tempo des Rückgangs und den fundamentalen Hintergrund zu beurteilen. Wenn ein abrupter und steiler Rückgang auftritt, handele es sich wahrscheinlich um eine Korrektur. Wenn es sich dagegen um einen moderaten, eher zähen Rückgang handele und die Finanznachrichten voll von Artikeln seien, in denen „günstige Einstiegschancen“ thematisiert werden, sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich um einen Bärenmarkt handele.
Fazit
„Die Aktienmärkte haben sich spürbar erholt und einige Experten warnen vor einer ,Idiotenrallye´. Das ist ein gutes Zeichen“, resümiert Grüner. „Die emotional anstrengenden Kursbewegungen im Jahr 2022 zeigen ein korrekturtypisches Muster.“ Gemäß der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Korrektur und Bärenmarkt sei es dagegen bedenklich, wenn die Märkte einen langsamen, sukzessiven Rückgang erleben würden und die Mehrheit der Experten sehr gute Einstiegschancen sehen.
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