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Fachkräftemangel in der Luftfracht führt zu Wettbewerbsnachteilen

Laut der Konjunkturumfrage der IHK Frankfurt am Main, die im Januar 2022 im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt durchgeführt wurde, ist der Fachkräftemangel eines der größten Geschäftsrisiken für Unternehmen. Doch obwohl vor allem die Logistikbranche deutschlandweit das Fehlen geeigneter Arbeitskräfte beklagt, zeichnen Statistiken der Arbeitsämter ein anderes Bild. Beim Fachkräfteforum des Aircargo Club Deutschland diskutierten Vertreter der IHK, des Flughafen Hannovers sowie vom Logistic Training Center über Gründe und Auswirkungen des Fachkräftemangels sowie Lösungsansätze.

Allein im Gebiet der IHK Frankfurt am Main fehlen derzeit etwa 45.000 Fachkräfte. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Engpass beruflich qualifizierter Fachkräfte in den kommenden Jahren wird zunehmend zum Problem. Politische Themen, wie der Handelsstreit zwischen den USA und China, der Brexit und aktuell der Ukrainekrieg, verschlimmern den Personalnotstand weiter. Doch während dies vor allem kurz- bis mittelfristige Herausforderungen bei der Personalgewinnung mit sich bringt, ist es laut Simon Peschges, Chefvolkswirt bei der IHK Frankfurt am Main, der Strukturwandel, der die Fachkräftegewinnung langfristig erschwert. So sei vor allem der demografische Wandel ein häufig unterschätzter Faktor. Auch die Digitalisierung und die sich daraus ergebenden neuen Anforderungen für Fachkräfte verändern den Arbeitsmarkt deutlich. Laut dem Fachkräftemonitor der IHK geht man davon aus, dass ohne Gegenmaßnahmen im Jahr 2035 sogar 500.000 Fachkräfte fehlen werden.

Insbesondere der Logistikbranche fehlen Fachkräfte in dramatischem Ausmaß. Erstaunlich sei jedoch, dass es zwischen den Angaben der Unternehmen und den Zahlen der amtlichen Statistik eine Diskrepanz gebe, so Peschges. „Gesamtwirtschaftlich betrachtet stehen derzeit etwa 2,3 Erwerbslose für eine Arbeitsstelle zur Verfügung. Unter zwei spricht man von einem Fachkräftemangel. Im Gegensatz zum hohen angemeldeten Bedarf der Logistikbranche in unseren Befragungen, stehen gemäß der amtlichen Statistik jedoch 4 Erwerbslose in dem Bereich zur Verfügung. Für Berufe im technischen Luftverkehrsbetrieb sind es sogar 10. Wir fragen uns daher, woher diese Diskrepanz kommt? Passen die Arbeitssuchenden aufgrund ihrer Qualifikation nicht zu den ausgeschriebenen Stellen? Und besteht die Chance, durch Aus- und Weiterbildung die Leute fit zu machen?“

Dass die Statistiken jedoch nicht die ganze Realität abbilden, weiß Elke Wasser, Geschäftsführerin der Logistic Training Center GmbH. „Der Verkehrs- und Logistiksektor ist sehr divers und damit auch die Anforderungen an die Berufsfelder. Die Arbeitsagenturen können dies in ihren Statistiken kaum abbilden. Beispielsweise müssen Mitarbeiter im Bereich Luftfrachtabfertigung andere Qualifikationen vorweisen als ein Lagerist. Aus diesem Grund ist es so schwer für die Unternehmen, die passenden Mitarbeiter zu finden“, so Wasser.

Dr. Martin Roll, Geschäftsführer des Flughafen Hannovers, ergänzte: „Die Luftfahrt gilt zwar gemeinhin nach wie vor als beliebte Branche bei Arbeitskräften, jedoch sind die Anforderungen auch sehr hoch. Am Flughafen Hannover haben wir weniger Tonnagen im Frachtbereich als in Frankfurt, weshalb hier die Konkurrenz um geeignete Mitarbeiter innerhalb der Branche weniger groß ist und der Fachkräftemangel nicht ganz so ausgeprägt ist. Jedoch konkurrieren wir unter anderem mit dem Automobilsektor.“

Was können Unternehmen also tun, um Personal für sich zu gewinnen und zu halten? Laut Simon Peschges sei dazu das Betätigen vieler Stellschrauben nötig. Die Steigerung der Beschäftigungsquoten von Frauen und Älteren könnte ein Baustein sein. Elke Wasser ergänzte, dass der Fokus noch stärker auf die Aus- und Weiterbildung gelegt werden müsse, um Arbeitslose zu aktivieren und neue Fachkräfte zu gewinnen. Ein weiterer Hebel seien internationale Fachkräfte. Dr. Martin Roll betonte zudem die Wichtigkeit von Wertschätzung, um Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten.

„Für den Standort Deutschland bedeutet ein Fachkräftemangel erhebliche Nachteile im internationalen Wettbewerb. Die Luftfracht mit ihren speziellen Personalanforderungen ist hiervon in besonderem Maße betroffen. Aus diesem Grund ist es wichtig, noch mehr in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften zu investieren. Hier ist auch die Regierung gefragt, Fördermöglichkeiten und Anreize für Unternehmen zu schaffen“, sagte Prof. Dr. Christopher Stoller, Präsident des Aircargo Club Deutschland.

Über Aircargo Club Deutschland

Der Aircargo Club Deutschland (ACD) wurde 1963 als branchenbezogene Interessens- und Diskussionsplattform zur Förderung des Luftfrachtverkehrs gegründet. Die rund 250 Mitglieder sind leitende Unternehmensvertreter der Luftfrachtbranche mit deutschlandweiter oder internationaler Verantwortung. Sie repräsentieren eine Wachstumsbranche, die Menschen, Länder und Industrien verbindet und den freien Welthandel ermöglicht.

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