Medien

„Da stimmt doch was nicht“: Was tun gegen Verschwörungstheorien und Fake News?

Ein Fünftel aller Deutschen glaubt Verschwörungsmythen zum Ukraine-Krieg, so eine aktuelle Zahl des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Krieg und Pandemie haben die Verbreitung von Verschwörungsfantasien und Fake News noch beschleunigt. Eine bedenkliche Entwicklung, denn: Die Verbreitung bewusst gefälschter Nachrichten „greift das Fundament unserer Informationsgesellschaft an, untergräbt das Vertrauen auch in Qualitätsmedien und damit auch in unsere Demokratie“, betonte der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Dr. Thorsten Schmiege, gestern zum Auftakt der 7. Fachtagung Jugendschutz in der BLM. Neben dem Input aus wissenschaftlicher Perspektive gab es viele Praxistipps für pädagogische Fachkräfte.

Gegensteuern lässt sich in puncto Verschwörungstheorien und Fake News auf verschiedenen Wegen: durch die Jugend­schutz-Aufsicht, z.B. in Verfahren wegen Volksverhetzung, und durch die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz, z.B. mit Ratgebern wie der von der BLM und der Aktion Jugendschutz herausgegebenen Broschüre „Von der flachen Erde bis zur Lügen­presse“. Hilflos sind wir Desinformation und Verschwörungsfantasien nicht ausgesetzt, so das Resümee von Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Diana Rieger. Es gebe verschiedene Strategien, um „zu demokratischer Resilienz im Netz beizutragen“.

Vielen Verschwörungserzählungen liegt ein extremistisches und/oder antisemitisches Weltbild zu Grunde. Sie richten sich gegen Wissenschaft, Regierungen oder Bevölkerungsgruppen, schildern Bedrohungsszenarien und schaffen Feindbilder. „Fakten, die der Verschwörungstheorie wider­sprechen, werden ausgeblendet, als Regierungspropaganda oder Lügen der Mainstream-Medien abgetan. Multikausale Erklärungen gibt es in der Welt der Verschwörungstheoretiker nicht“, beschrieb Deutschlandfunk-Journalist Dr. Tobias Jaecker die Desinformationsspirale.

Gegenargumente zu finden, ist also gar nicht so leicht. Wie das doch gelingen kann, zeigte Bienz Hammer vom Netzwerk Gegenargument. „Wir gehen in den Trainings von den Erfahrungen der Teilnehmenden aus. (…) Es gibt keine falsche Reaktion. Es ist sehr schwer, auf der sachlichen Ebene alles zu widerlegen, alle Fakten parat zu haben. Manchmal ist die persönliche Ebene eine Alternative.“ Diese Erfahrung hat auch BLM-Medienrat Michael Schwägerl (Bayerischer Philologenverband) gemacht: „Änderungen in der Haltung funktionieren nur über die Beziehungsebene und nicht über Fakten­wissen“, so der Vorsitzende des Medienkompetenz-Ausschusses in der Abschlussdiskussion.

Auf jeden Fall kann Prävention in puncto Fake News und Verschwörungstheorien schon früh im Rahmen der Medienerziehung beginnen, wie an Beispielen wie den Schülermedientagen gezeigt wurde. Über diese Phänomene aufgeklärt werden müssten aber nicht nur Kinder und Jugendliche, betonte die stellvertretende Vorsitzende des BLM-Medienrats Katharina Geiger (Evangelischer Frauenbund): „Es ist elementar wichtig, im Bereich Medienbildung die Erwachsenen nicht zu vergessen.“

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