Vortrag und Gespräch am 2. Juni 2022 um 17:00 Uhr „Reise durch Feindesland? Der Transit als deutsch-deutscher Erfahrungsraum“
Das Transitabkommen zwischen der Bundesrepublik und der DDR erleichterte ab dem 3. Juni 1972 für viele Westdeutsche die Durchreise von und nach West-Berlin über das Territorium der DDR. Es sorgte für eine zeitsparende Abfertigung an den Grenzübergängen und legte zugleich strenge Richtlinien für die Nutzung der Transitstrecken fest.
Auf diese Weise wurde der Transit für Millionen von Frauen, Männern und Kindern über beinahe zwei Jahrzehnte hinweg zu einem eigenen Erfahrungsraum: Die Geschichten von den Passkontrollen an DDR-Grenzübergangsstellen wie Marienborn oder Hirschberg, von holprigen DDR-Autobahnen und übergenauen Volkspolizisten bei Tempokontrollen gruben sich in das Gedächtnis vieler Westdeutscher. Zugleich prägte der Durchreiseverkehr auch das Leben der Ostdeutschen. Rasthöfe wurden zu Treffpunkten mit Verwandten, zu Schau-Plätzen und Schaufenstern der Lebensweise des Westens.
Der 50. Jahrestag des Inkrafttretens des Abkommens soll als Anlass dienen, das Reisen durch „Feindesland“ zu thematisieren und zu fragen, wie der Systemkonflikt die jeweiligen Wahrnehmungsweisen prägte. Was bedeutete der Transit für westliche Reisende und was für Anwohnerinnen und Anwohner? Darüber sprechen die Historikerin Dr. Franziska Kuschel von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der ZDF-Journalist und Transitreisende Christhard Läpple sowie der Autor und Poetry Slammer Micha Ebeling, der in einem Ort an der Transitstrecke bei Magdeburg aufwuchs. Moderiert wird das Gespräch von Dr. Susan Frisch, Leiterin der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.
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