Jüdisches Filmfestival Berlin | Brandenburg
Eine Hommage ist der Regisseurin, Autorin und Präsidentin der Berliner Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, gewidmet. Im Festival werden einige ihrer Filme mit thematisch passenden, aktuellen Arbeiten jüngerer Filmschaffender kombiniert.
Zu den Vorführungen finden Einführungen und Gespräche mit Gästen statt.
Das Programm im Filmmuseum Potsdam:
Malou
15.6., 17 Uhr
R: Jeanine Meerapfel, D: Ingrid Caven, Grischa Huber, Helmut Griem, BRD 1981, 94‘
Hannah ist aus ihrer Heimat Argentinien nach Berlin gezogen und dort mit einem deutschen Architekten verheiratet. Sie fühlt sich fremd – sich anpassen, das möchte sie nicht. Immer tiefer taucht sie in das Leben ihrer Mutter in den 1930ern in Berlin ein, um ein besseres Verständnis für ihre eigene Herkunft zu bekommen: »Wie viel von ihr trage ich in mir?«
Eine Frau
15.6., 19 Uhr
R: Jeanine Meerapfel, D/ARG 2021, Dok., 100‘
Mosaike der Erinnerung: In ihrem jüngsten Film beschäftigt sich Jeanine Meerapfel mit der Biographie ihrer Mutter. Auf intime Art und Weise erinnert sie sich an eine Frau, für die das Gefühl von Heimatlosigkeit ein Dauerzustand war. Zugleich ist es die Geschichte der Exilerfahrungen einer ganzen Generation im 20. Jahrhundert.
1341 Frames of Love and War
15.6., 21.30 Uhr
R: Ran Tal, Israel/GB/USA 2022, Dok., OmU, 89‘
Geboren 1930 in Berlin, verbringt Michael Anguli seine Kindheit in Palästina. Später nennt er sich Micha Bar-Am. Als Fotograf dokumentiert er wichtige Ereignisse, vom Eichmann-Prozess 1961 bis zum Libanon-Krieg 1982. Im Film sieht man die Fotos und hört dazu deren Entstehungsgeschichten. So folgt man fasziniert einem der wichtigsten Chronisten Israels.
Im Land meiner Eltern
16.6., 17 Uhr
R: Jeanine Meerapfel, D: Anna Levine, Luc Bondy, Meier Breslav, BRD 1981, 88‘
Ein Blick auf die deutsche Gegenwart der 1980er Jahre: Die Eltern der Regisseurin flohen vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland nach Argentinien, dem Geburtsland von Jeanine Meerapfel. Mit diesem Dokumentarfilm kehrt sie zurück ins Land ihrer Eltern, auf der Suche nach den eigenen deutsch-jüdischen Wurzeln.
Displaced
16.6., 19 Uhr
R: Sharon Ryba-Kahn, D 2020, Dok., OmU, 90’
»Die Wahrheit ist, dass ich mich hier zuallererst als Jüdin fühle.«: Sharon wurde in Deutschland geboren, sie ist Jüdin und Angehörige der dritten Generation von Shoah-Überlebenden. In ihrem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm rekonstruiert die Regisseurin ihre eigene Familiengeschichte und setzt sich intensiv mit ihrer persönlichen Beziehung zu Deutschland auseinander.
Im Anschluss an das Screening Gespräch zwischen den Regisseurinnen Jeanine Meerapfel (‚Im Land meiner Eltern‘) und Sharon Ryba-Kahn (‚Displaced‘)
Adam & Ida – Almost a Fairytale
16.6., 21 Uhr
R: Jan Tenhaven, D 2022, Dok., OmU, 82‘
Spätes Wiedersehen. Im Januar 1995 ruft Ida, die seit über 30 Jahren in Chicago lebt, in Polen an. Sie sucht ihren Zwillingsbruder Adam, von dem sie 1942 getrennt wurde, als sie drei Jahre alt waren. Ida wurde bei einem polnischen Ehepaar versteckt, während Adam das Konzentrationslager überlebte und später Adoptiveltern fand. Die Geschwister erzählen ihre unglaubliche Lebensgeschichte und wie sie trotz Taufe, dem Antisemitismus der Pflegeeltern, gefälschter Geburtsurkunden und neuem Namen zueinander und zum Judentum zurückfanden.
Screening in Anwesenheit des Regisseurs Jan Tenhaven, Protagonistin Ida Paluch, weitere Filmteam-Mitglieder angefragt
Die Kümmeltürkin geht
17.6., 17 Uhr
R: Jeanine Meerapfel, D: Melek Tez, Family Kantemir, Niyazi Türgay, BRD 1985, 88‘
»Mein letzter Kaffee in Deutschland«: 1970 kommt Melek Tez als türkische Gastarbeiterin nach Berlin. 14 Jahre später beschließt sie, Deutschland zu verlassen und zurück in ihr Heimatland zu gehen. Der Film begleitet die Protagonistin während der letzten Tage in Deutschland und fragt nach den Beweggründen ihrer Entscheidung.
Am Rand der Städte
17.6., 19 Uhr
R: Aysun Bademsoy, D 2006, Dok., 83 Minuten
Der ethnologische Blick: In den 1960ern kamen unzählige Türk*innen als Gastarbeiter*innen in die Bundesrepublik. Die vielen Jahre harter Arbeit erlaubte es ihnen, genügend Geld anzusparen, um nach der Rückkehr in ihre Heimat den frühzeitigen Ruhestand anzutreten und sich in Wohnsiedlungen, am Rand der Städte, niederzulassen. Der Dokumentarfilm erzählt ihre Geschichte.
Screening in Anwesenheit der Regisseurin Aysun Bademsoy
Blue Box
17.6., 21 Uhr
R: Michal Weits, Israel 2021, Dok., OmU, 79‘
Mit der Blue Box, einer kleinen metallenen Spardose, sammelten Juden und Jüdinnen Gelder, um von Araber*innen in Palästina Land zu kaufen. Joseph Weits war für seine Urenkelin Michal immer der Mann, der aus dem kargen Boden Israels wunderbare grüne Wälder erschuf. Mit den Augen der politisch interessierten Filmemacherin stößt sie dann aber auch auf einen Architekten des »Transfers« der arabischen Bevölkerung nach dem Unabhängigkeitskrieg 1948. Spannende Geschichtsreflexion über einen weniger bekannten »Gründungsvater« Israels.
Screening in Anwesenheit des Regisseurs Michael Weits
Summer Nights
18.6., 17 Uhr
R: Ohad Milstein, Israel 2021, Dok., OmU, 53‘
Alva ist sechs Jahre alt und kommt bald in die Schule. Doch wie sieht es in dem Kopf des Jungen aus, was beschäftigt ihn? Regisseur Ohad Milstein filmt seinen eigenen Sohn, lässt dessen Gedanken, Träume, Visionen und Gespräche zu einer bildgewaltigen Reflexion über Umbruch, Familie, Leben und Tod werden, die zwischen Realismus und Magie oszilliert.
Screening in Anwesenheit von Gästen (angefragt)
Babi Yar. Context
18.6., 18.30 Uhr
R: Sergei Loznitsa, NL/Ukraine 2021, Dok., OmU, 121‘
Jubelnde Erwachsene und Kinder schenken den deutschen Panzersoldaten beim Einmarsch in die Ukraine im Sommer 1941 Blumen. Gegen die Jüdinnen und Juden finden in Lemberg Pogrome statt. In Kyiv ermorden die Deutschen in zwei Tagen in der Schlucht von Babi Yar 33.771 Juden und Jüdinnen. Sergei Loznitsa montiert Archivaufnahmen, ordnet das Massaker ein, endet mit Bildern der öffentlichen Hinrichtung deutscher Täter und dem Zuschütten der Schlucht in Sowjetzeiten. So entsteht eine erschütternde Bildcollage gegen das Vergessen.
Screening in Anwesenheit von Gästen (angefragt)
Shalom Putti
18.6., 21.30 Uhr
R: Tamás Wormser, Kanada 2022, Dok., OmU, 90‘
In dem kleinen ugandischen Dorf Putti leben 250 Jüdinnen und Juden. Mit viel Freude feiern sie ihr Judentum, durchsetzt von ostafrikanischen Gesängen und Traditionen. Von Israel werden die Gemeinden in Uganda jedoch nicht anerkannt. So sucht man Hilfe bei einem orthodoxen israelischen Rabbi. Eine Langzeitbeobachtung über die Frage, wann man für wen als Jude gilt – und über latent kolonialistische Attitüden im israelisch-afrikanischen Miteinander.
Screening in Anwesenheit des Regisseurs Tamás Wormser
Sein oder Nichtsein
19.6., 17 Uhr
R: Ernst Lubitsch, D: Carole Lombard, Jack Benny, Robert Stack, USA 1942, 99‘
Ernst Lubitschs Film über eine Schauspieltruppe, die im besetzten Warschau von 1939 durch Rollenwechsel und geschickte Inszenierungen auf und jenseits der Bühne nicht nur die Nazis neppt, sondern auch erfolgreich fliehen kann, wurde 1942 nach ihrem Erscheinen kontrovers diskutiert. Der Humor schien einigen Kritiker*innen unangebracht und verharmlosend. Heute gehört sie zu Ernst Lubitschs bekanntesten Komödien und zeigt, dass Hitler – wenigstens auf der Leinwand – durchaus verlacht werden kann, und wie Machtverhältnisse verkehrt werden müssten, damit Unterlegene triumphieren.
Screening in Anwesenheit der Schauspielerin Adriana Altaras
Leaving Paradise
19.6., 19.30 Uhr
R: Ofer Freiman, Israel 2020, Dok., OmU, 86‘
Gemeinschaft oder Selbstverwirklichung: Der 60-jährige Cleo bewirtschaftet mit seiner Großfamilie eine Farm im ländlichen Brasilien. Der Clan lebt wie eine Kommune und praktiziert ein sehr individuelles Judentum. Als die Kinder ihre jüdischen Wurzeln entdecken und nach Israel ziehen wollen, sieht Cleo sein Lebenswerk in Gefahr. Welches ist nun das Gelobte Land?
Screening in Anwesenheit des Regisseurs Ofer Freiman
Das Programm für alle Spielstätten finden Sie unter: www.jfbb.info
Kartenreservierung: 0331-27181-12, ticket@filmmuseum-potsdam.de
Filmmuseum Potsdam
Breite Straße 1A / Marstall
14467 Potsdam
Telefon: +49 (331) 27181-12
Telefax: +49 (331) 27181-26
http://filmmuseum-potsdam.de