VDP stellt Weichen für die Zukunft
Einmal jährlich kommen die Mitglieder des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter e.V. (VDP) zur Mitgliederversammlung zusammen. Was auf den ersten Blick nach einer Verpflichtung klingt wie in jedem anderen Verein, ist in Wahrheit eine eher familiäre Zusammenkunft von Winzerinnen und Winzern, die sich mit ihren Entscheidungen gemeinschaftlich Jahr für Jahr weiter für die Zukunft aufstellen. Am 28. Juni 2022 trafen sich die Mitglieder des VDP in Münster-Sarmsheim an der Nahe um einmal mehr weittragende Beschlüsse zu fassen und zukunftsgerichtete Wahlen zu treffen.
Die zwei Straßen der Nachhaltigkeit im VDP
Bereits im vergangenen Jahr haben sich die VDP.Mitglieder auf der Mitgliederversammlung in Würzburg mit überwältigender Einigkeit dazu entschlossen, dass alle 200 Betriebe sich bis ins Jahr 2025 einer nachhaltigen Zertifizierung unterziehen. Damit wurde der Grundstein der “Agenda 2025” gelegt, die in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht eine nachhaltige Zukunft aller VDP.Mitglieder sicherstellt.
Für eine Vielzahl von Betrieben trifft dies schon zu, so wird bereits ein Fünftel der deutschen Öko-Weinbaufläche von einem Viertel der Mitglieder des VDP bewirtschaftet, einige davon arbeiten gar nach biodynamischen Richtlinien, 30 % der Rebfläche ist schon jetzt nachhaltig zertifiziert. Doch erfordert die entsprechende Umstellung eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik, ein stetiges Lernen und Hinterfragen des eigenen Handelns. “Vollumfängliche Nachhaltigkeit lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, vielmehr ist es ein Prozess. Umso wichtiger ist es uns als Verband kontinuierlich und rechtzeitig an den möglichen Stellschrauben zu drehen.” bringen es Franz Wehrheim und Johannes Hasselbach auf den Punkt, beide führen den Arbeitskreis Nachhaltigkeit des VDP. Auch aus diesem Grund hat man im VDP mit Fabian Kerbeck (M.A. Sustainable Change) Kompetenz an Bord geholt, der die Mitglieder auf ihrem Weg beraten und begleiten wird.
Während einerseits alle VDP.Mitglieder bis 2025 auf dasselbe Nachhaltigkeit-Level der Zertifizierung gebracht werden, nimmt sich der VDP andererseits jährlich einen Meilenstein vor, der den Gesamtverband einen bedeutenden Schritt voranbringt.
Im ersten Jahr soll dies die Einführung einer leichten Glasflasche für den Einstiegsbereich, die VDP.GUTSWEINE, sein. Diese machen bereits einen Anteil von 60% der Produktion im VDP aus und können damit eine bemerkenswerte Senkung des CO2-Ausstoßes bewirken, wenn man die Produktion sowie den Transport betrachtet. Darüber hinaus kann die Flasche in weiteren Klassifikationsstufen eingesetzt werden. Gleichzeitig arbeitet man auch an einer leichteren Version der VDP.GROSSES GEWÄCHS® Flasche, um auch bei den Top-Weinen CO2 zu sparen und Verantwortung zu zeigen.
So kann man den Weg des VDP mit zwei Straßen der Nachhaltigkeit beschreiben. Der eine führt zur bedingungslosen, einheitlichen Zertifizierung der Betriebe. Der andere sorgt für eine stetige Optimierung in nachhaltigen Entscheidungen des Gesamtverbandes.
Steffen Christmann holt junge Winzerinnen und Winzer in seinen Präsidiums-Beirat
Gerade für solche Entscheidungen und deren Umsetzung braucht es ein zuverlässiges Trieb- und Leitwerk. Mit überwältigender Mehrheit wurde Steffen Christmann in seinem Amt als VDP.Präsident für weitere drei Jahre bestätigt. Der Winzer aus Gimmeldingen startet somit für weitere drei Jahre in seine fünfte Amtszeit.
Sowohl innen- als auch außenpolitisch können sich die Mitglieder des Verbandes damit auch in den kommenden drei Jahren auf ein intensives Engagement, einen professionellen Rat sowie die diplomatische Stärke ihres Präsidenten verlassen, der stets das Wohl des Verbandes und dessen Mitglieder, aber auch die Entwicklung des deutschen Weinbaus im Gesamten im Blick hat und mit Offenheit und Weitblick agiert. "Als achter Präsident in 110 Jahren freue ich mich auf die vor mir liegende Periode, die die Weichen für die Zukunft stellen wird. Ich habe mich sehr über die Bereitschaft der nächsten Generation deutscher Spitzenwinzerinnen – und Winzern gefreut, im Führungsgremium mitzuwirken. Deren Einbeziehung hilft uns, die richtigen Antworten zu geben und ist ein Zeichen für die wichtige Rolle des VDP in der Zukunft.”
Christmann wird hierbei durch das Präsidium unterstützt, das einerseits von sechs auf vier Personen verkleinert, im selben Zuge jedoch durch um eine Riege aus der nächsten Generation erweitert wird.
Grund dieser Veränderung ist auch der Wunsch der langjährigen Vize-Präsidenten Joachim Heger (Weingut Dr. Heger, Ihringen, Baden) und Reinhard Löwenstein (Weingut Heymann-Löwenstein, Winningen, Mosel-Saar-Ruwer) einen Schritt in den Hintergrund zu treten, nicht mehr zur Wiederwahl zu stehen und gleichzeitig Platz für den Nachwuchs zu schaffen. Beide haben in den letzten Jahren Außerordentliches geleistet und waren wichtige Motoren für die Fortentwicklung des Verbandes. Auf der Mitgliederversammlung in Münster-Sarmsheim wurde den beiden scheidenden Vize-Präsidenten von Herzen gedankt.
18 Jahre lang war Reinhard Löwenstein fester Bestandteil des VDP.Präsidiums. Es waren die über seine Heimat hinaus bekannten Charaktereigenschaften des Terrassenmosel-Winzers, die gleichermaßen seine Arbeit im Vorstand auszeichneten: eine weltkulturelle und kunstaffine Ader, der Blick für die Nachhaltigkeit sowie die penible, haargenaue Kartographie von Lagen, die stets konstruktive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Klassifikation und dem Terroir-Gedanken sowie der gewahrte Blick von außen auf den Verband. Besonders im Wissen, dass ein so langjähriges ehrenamtliches Engagement nicht selbstverständlich ist, bleibt der VDP ihm in Dankbarkeit verbunden.
Ein ebenfalls großes Engagement brachte Joachim Heger dem VDP.Präsidium über 16 Jahre hinweg entgegen. Es sind seine badische Sympathie und seine Passion für den Wein, die im Vorstand fehlen werden und so manche Sitzung konstruktiv, wie auch besonders humorvoll begleiteten. Die wichtige Umsetzung der Themen wie die Stärkung der Burgundersorten und die Neuaufstellung des badischen VDP fallen in die ehrenamtliche Schaffenszeit des Winzers vom Kaiserstuhl. Seit 2009 führte Joachim Heger sein Amt in einer Doppelrolle als Vize-Präsident sowie Regionalvorsitzender des VDP.Baden, worüber er dem Vorstand weiterhin erhalten bleibt.
Ihre im Präsidium verbleibenden Kolleginnen und Kollegen Wilhelm Weil, Philipp Wittmann, Meike Näkel und Moritz Haidle wurden (einstimmig) als Vizepräsidentin und Vizepräsidenten von der Mitgliederversammlung wiedergewählt. Gleichzeitig wurde der Kreis des Präsidiums über die Kooptierung von Winzerinnen und Winzern der nächsten Generation in einem ersten Schritt erweitertet. Ziel dieser Maßnahme ist die Beteiligung der nächsten Generation am Verbands-Diskurs sowie eine Verbreiterung der potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger der VDP.Führung auch in personeller Hinsicht.
So folgen zunächst Julian Huber und Friedrich Keller aus Baden, Sebastian Fürst aus Franken, Caroline Diel und Cornelius Dönnhoff von der Nahe sowie Peter-Bernhard Kühn aus dem Rheingau dem Ruf von Steffen Christmann in den kooptierten Beirat des Präsidiums, weitere Berufungen folgen. Auf diese Weise führt der VDP den Gedanken des Generationswechsels auch in der Besetzung des Ehrenamts fort und geht nach der Übergabe der Geschäftsführung von Hilke Nagel an Theresa Olkus einen weiteren, ersten Schritt im Aufbau des Nachwuchses, der langfristig gemeinsam mit dem bestehenden Vorstand Verantwortung im Verband übernimmt.
Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) vereint knapp 200 Winzerinnen und Winzer, die individueller nicht sein könnten und dennoch einen gemeinsamen Anspruch haben: Die Erzeugung authentischer Spitzenweine. Seit 1910 setzt sich die Gemeinschaft der besten deutschen Weingüter für ein einzigartiges Qualitätsversprechen ein – den VDP.Adler auf dem Flaschenhals jeder einzelnen Weinflasche. Er ist das Merkmal für Weine mit Herkunft.
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