Energie- / Umwelttechnik

Gute Perspektiven für Biogas

  • Pandemie belastet Jahresergebnis 2021
  • Rückenwind durch Klimaschutz und Streben nach Unabhängigkeit von russischem Gas
  • ABO Kraft & Wärme erwartet ab 2023 positive Jahresergebnisse
  • Ankauf weiterer Biogas-/ Abfallvergärungsanlagen geplant

Die nachteiligen Auswirkungen der Corona-Pandemie lassen nach und die politischen Bedingungen für die Vermarktung von Biogas verbessern sich. Entsprechend zuversichtlich blickt Matthias Bockholt, Vorstand der ABO Kraft & Wärme AG, in die Zukunft des Unternehmens. Mit rund -1,4 Millionen Euro (Vorjahr -1,9 Millionen Euro) war das Jahresergebnis des Konzerns 2021 noch deutlich negativ (die Jahresberichte stehen auf der Internetseite zur Verfügung: abo-kuw.de/investoren). Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem sechsstelligen Verlust und für das nächste Jahr erstmals mit einem Konzernjahresgewinn. „Die Europäische Union und die Bundesregierung legen einen deutlichen Schwerpunkt auf Klimaschutz und Unabhängigkeit von russischem Gas ­– es zeichnen sich weitere Verbesserungen für die Vermarktung von Biogas ab“, sagt Bockholt.

Aktuell besitzt die ABO Kraft & Wärme AG vier Biogasanlagen. Zwei der Anlagen gewinnen den Energieträger aus organischen Abfällen etwa aus der Lebensmittelproduktion. Die beiden anderen Anlagen vergären Energiepflanzen und Gülle. Mehr als 45 Millionen Kilowattstunden haben die vier Anlagen 2021 in die Gas- und Stromnetze eingespeist. Wegen der Pandemie waren Kantinen und Restaurants 2021 nur eingeschränkt geöffnet. Dadurch sind dort weniger organische Abfälle angefallen. Das war für die Abfallvergärungsanlagen (AVA) in Ettinghausen (Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz) und Zülpich (Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen) doppelt misslich. Die AVA erzielen als zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe zum einen Einnahmen aus der Annahme des entsorgungspflichtigen Abfalls. Zum anderen gewinnen sie aus dem organischen Material wertvolles Biogas, das entweder in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt oder zu Biomethan aufbereitet wird. Insbesondere Biomethan wird immer wertvoller. Zum einen kann es ins öffentliche Netz eingespeist werden und dort konventionelles Erdgas (aus Russland) ersetzen. Zum anderen lässt es sich verflüssigen und als „Bio LNG“, also Liquified Natural Gas, vertreiben.

Mit der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie RED II (Renewable Energy Directive) treibt die Europäische Union (EU) die Dekarbonisierung des Verkehrssektors voran. Den Einsatz von Biogas fördert die EU mit Treibhausgasminderungszertifikaten, die der Kraft & Wärme zusätzliche Einnahmen verschafft. Die Biogasanlage Ramstein (Landkreis Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz) hat 2021 die RED II-Zertifizierung erlangt und erste Erlöse aus dem Verkauf der Zertifikate erwirtschaftet. „Indem wir in der Anlage künftig mehr Gülle und weniger Energiepflanzen einsetzen, können wir den Wert der Zertifikate künftig noch erhöhen“, sieht Vorstand Bockholt Potenzial.

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