Bund der Steuerzahler vergleicht Bearbeitungszeiten: Steuererklärungen werden in Hamburg im Schnitt innerhalb von 35,1 Tagen bearbeitet / Im Ländervergleich Platz 2 von 16 / Zwei Plätze verbessert
„Diese Werte sind für alle Steuerzahler:innen in Hamburg erfreulich“, sagt Petra Ackmann, Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hamburg. „Wir würden uns allerdings wünschen, dass die Stadt Hamburg deutlich umsichtiger bei der Verwendung von Steuergeld ist. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass manche Senatoren:innen den Hang zur Steuerverschwendung nicht ablegen können oder wollen.“
Unterschiede gibt es in Hamburg je nach Art der Steuererklärung: Während es bei Arbeitnehmer:innen durchschnittlich 34,4 Tage dauert (Platz 2), warten Selbstständige, Unternehmer:innen und Freiberufler:innen 36,5 Tage (Platz 2) auf ihren Bescheid. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Im Ranking der „Autofall-Quote“ (also der Anzahl der vollautomatisch bearbeiteten Steuerbescheide) liegt Hamburg mit 12,7 Prozent auf dem letzten Platz aller Bundesländer. „Der Einsatz von Software ist richtig, um Steuerbescheide schneller zu erstellen und ggf. Steuererstattungen schneller zu veranlassen. Denn die Digitalisierung in der Finanzverwaltung muss dazu führen, dass der Steuerzahler, der diese mitfinanziert, auch etwas davon hat – nämlich ein schnelleres Finanzamt“, sagt Petra Ackmann. „Dabei muss auch die Qualität stimmen, weshalb Software und Risikofilter regelmäßig gewartet werden sollten.“
Zu beachten ist, dass es sich jeweils um Durchschnittswerte handelt. Die Bearbeitungszeit kann im Einzelfall natürlich auch deutlich nach unten oder oben abweichen. Das hängt von der Komplexität des Sachverhalts, dem Umfang sowie der Vollständigkeit der Angaben und gegebenenfalls von erforderlichen Nachfragen bei den Steuerpflichtigen ab. Die Analyse beruht auf Anfragen des BdSt bei den Landesfinanzministerien im Frühjahr 2022.
So lange warten Sie auf Ihren Steuerbescheid!
Neues BdSt-Ranking der Bundesländer: Wir haben den Bearbeitungs-Check gemacht! Berlin ist top, einige Länder brauchen aber fast 50 Tage
Die schnellsten Finanzämter Deutschlands gibt es in Berlin – und die Steuerzahler:innen in Brandenburg mussten im Durchschnitt am längsten warten. Dies ist das Ergebnis unseres aktuellen Bearbeitung-Checks 2021 für das Veranlagungsjahr 2020: „So lange warten Sie auf Ihren Steuerbescheid!“ Dieser BdSt-Check deckt auf, in welchem Bundesland die Steuererklärungen am zügigsten bearbeitet wurden: Zusätzlich zum „Allgemeinen Durchschnitt“ blicken wir auf die Wartezeiten für die Untergruppen „Arbeitnehmer:innen“ und „Sonstige Personen“ (Selbstständige, Freiberufler:innen, Unternehmer:innen). Seine Recherche begleitet der Bund der Steuerzahler mit einem Appell. So betont BdSt-Steuerabteilungsleiterin Daniela Karbe-Geßler: „Es darf nicht vom Wohnort abhängen, wann Bürger und Betriebe ihren Steuerbescheid erhalten und möglicherweise sogar Geld zurückbekommen!“
Im Einzelnen: Je nach Bundesland unterscheiden sich die Bearbeitungszeiten der Steuererklärungen. Deshalb fragt der Bund der Steuerzahler jedes Jahr bei der Finanzverwaltung nach – für den aktuellen Check wurden alle Steuererklärungen in den Blick genommen, die bis zum 31. Dezember 2021 eingereicht worden waren. Im Durchschnitt belegt demnach Berlin den Spitzenplatz zum fünften Mal in Folge: Dort mussten die Steuerzahler:innen im Schnitt nur 33 Tage auf ihren Steuerbescheid warten. Mit 35,1 Tagen schaffte es Hamburg vom vierten wieder auf den zweiten Platz. Die meiste Geduld mussten Bürger:innen in Brandenburg aufbringen: Dort brauchte es von der Abgabe der Einkommensteuererklärung bis zum Bescheid im Durchschnitt rund 48 Tage. Damit wurde Brandenburg deutlich langsamer und fiel vom Mittelfeld auf den letzten Platz ab. Bremen, Hessen und Baden-Württemberg waren mit rund 46 Tagen kaum schneller.
Lediglich Nordrhein-Westfalen meldete keine konkreten Zahlen: Das Bundesland teilte nur mit, dass es zwischen „2 Wochen und 6 Monaten“ brauche, um Steuererklärungen zu bearbeiten.
Unterschied zwischen erstem und letztem Platz schmilzt – noch 15 Tage
Die Bundesländer haben sich bei der Bearbeitungsdauer im Vergleich zum Vorjahr einander angenähert: Zwischen dem Spitzenreiter und dem langsamsten Bundesland beträgt der Unterschied bei der Bearbeitungszeit inzwischen noch 15 Tage – im Jahr zuvor lagen zwischen dem erst- und letztplatzierten Bundesland (damals Berlin bzw. Thüringen) noch 25 Tage. Dennoch halten wir die Unterschiede zwischen den Finanzämtern nach wie vor für zu groß! Konkretes Beispiel: In der Kategorie „Sonstige Personen“ benötigte Brandenburg als letztplatziertes Bundesland im Schnitt 56 Tage und damit 21 Tage länger als der Spitzenreiter Berlin. Somit müssen die Steuerzahler:innen im Brandenburgischen deutlich länger auf eine mögliche Erstattung von zu viel bezahlten Steuern warten als die Hauptstädter. Das darf nicht sein!
Bearbeitungszeiten nicht viel kürzer – trotz zunehmend automatisierter Bearbeitung
Während die Finanzbeamten im Jahr 2020 (für das Veranlagungsjahr 2019) bundesweit rund 14,5 Prozent der Einkommensteuererklärungen nicht mehr manuell erledigen mussten, betrug die sogenannte Autofall-Quote in unserem aktuellen Check 2021 für das Veranlagungsjahr 2020 schon bei rund 16,2 Prozent. „Wird eine Erklärung automatisch bearbeitet, erhalten die Steuerzahler ihre Bescheide binnen 10 bis 14 Tagen“, bilanziert Steuerexpertin Karbe-Geßler. „Dies hätte zu einer insgesamt noch kürzeren Bearbeitungsdauer führen müssen.“
Erfolgreicher BdSt-Einsatz: Verlängerte Abgabefristen für Steuerberater
In vielen Steuerkanzleien war die Zeit knapp, weil die Berater ihre Mandanten zusätzlich bei Anträgen zu diversen Corona-Hilfsprogrammen unterstützt haben. Deshalb hat der Gesetzgeber die Abgabefristen für Steuererklärungen, die das Jahr 2020 betreffen, für Kanzleien bis Ende August 2022 verlängert – dafür hatte sich der Bund der Steuerzahler nachdrücklich eingesetzt. Spätere Fristen gelten auch für die Steuererklärungen 2021, die Steuerberater erst bis Ende August 2023 abgeben müssen.
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