Ausstellung und Symposium zum Abschluss des Bauhaus Lab 2022
Das Apartheidregime hatte auch eine dramatische Krise der Bildung in Südafrika zur Folge. Mit internationaler Unterstützung und Solidarität sind als Reaktion darauf Bildungs- und Entwicklungszentren des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) im ländlichen Tansania entstanden. Darunter die in den späten 1970er und 80er Jahren errichteten Zentren SOMAFCO und Dakawa. Sie boten Menschen, die vor dem brutalen Regime der Rassentrennung flohen, innovative Zufluchts- und Entfaltungsräume. Zugleich waren sie einzigartige Orte nationenübergreifende Begegnungen zwischen Ost und West.
Ausgangspunkt für das Bauhaus Lab 2022 ist eine UN-HABITAT-Konferenz, die die Bauakademie der DDR im Jahr 1988 am Bauhaus Dessau (das damals als Zentrum für Gestaltung firmierte) organisierte. Hier wurde ein Fertigbausystem vorgestellt, das von DDR-Architekt*innen entwickelt und schließlich in den ANC-Zentren in Tansania angewandt wurde. Die Geschichte dieser internationalen Begegnung fordert die bisherigen Historiographien des Kalten Krieges in Bezug auf das globale Engagement des Ostblocks heraus – insbesondere mit Blick auf deren Rolle innerhalb der Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen. Anhand der Fallstudien von SOMAFCO und Dakawa untersucht das Bauhaus Lab 2022 die Verflechtungen des "globalen Sozialismus" der DDR mit den dekolonialen Bildungsbewegungen und gesellschaftlichen Transformationen in Afrika in den späten Jahren des Kalten Krieges.
Die Ausstellung
Die Ergebnisse des Bauhaus Lab werden auch 2022 in einer Ausstellung im Bauhausgebäude zusammengefasst und präsentiert. Anliegen der Schau ist es, die Bildungs- und Entwicklungszentren als radikales Lern- und Lebensexperiment sowie deren räumliche und gestalterische Umsetzung im Kontext der Bestrebungen zur Schaffung eines zukünftigen von Rassismus befreiten demokratischen Südafrikas zu reflektieren. Im Zentrum stehen folgende Fragen: Was waren die unmittelbaren Bildungsbedürfnisse in diesen Lernumgebungen auf Zeit? Welche alternativen Ideen, Programme und Lösungen sind in Tansania entwickelt worden? Wie wurden die Bildungsprioritäten vom ANC zusammen mit internationalen Akteuren räumlich und gestalterisch umgesetzt? Und wie sah der Alltag der Menschen aus, die dort lebten?
Zu sehen ist die Ausstellung bis 8. Januar 2023 im Werkstattflügel des Bauhausgebäudes.
Das Symposium Mit Fragen zur Rolle der Bildung in der Anti-Apartheitbewegung in Südafrika befasst sich auch das Symposium. Eingeladen sind: Nolan Oswald Dennis (Johannesburg), Ola Uduku (Liverpool), Jakob Marcks (Prag), Anja Schade (Hildesheim) und Hannah Le Roux (Johannesburg).
Das Symposium findet als hybride Veranstaltung vor Ort im Bauhausgebäude und via Zoom statt. Zur Online-Teilnahme ist eine Registrierung erforderlich unter: bauhaus-dessau.de/bauhaus-lab-2022/doors-of-learning_eroeffnung. Die Veranstaltung wird in englischer Sprache mit Verdolmetschung ins Deutsche durchgeführt.
Das Bauhaus Lab
Doors of Learning: Mikrokosmen eines zukünftigen Südafrikas ist eine Gemeinschaftsausstellung, die von einer multidisziplinären und internationalen Gruppe von Künstler*innen, Kurator*innen, Historiker*innen und Forscher*innen kuratiert wurde. Die Ausgabe 2022 des Bauhaus Labs bildeten: Igor Bloch, Joyce Lam, Essi Lamberg, Nokubekezela Mchunu, Esther Mbibo, Michalina Musielak, Lucas Rehnman und Jordan Rowe, unterstützt von Regina Bittner und Philipp Sack (Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau).
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