Mobile & Verkehr

Fahrangst: Was man dagegen tun kann

Man liest selten etwas über Amaxophobie, zu Deutsch Fahrangst: Doch eine Millionen Menschen in Deutschland sollen unter diesem Phänomen leiden. Sie haben Angst, über Brücken zu fahren, fürchten sich im dichten Verkehr zu versagen und trauen sich teilweise gar nicht mehr ans Steuer. Ein Tabuthema. „Die Ursachen für Fahrangst sind unterschiedlich, genauso wie die Menschen, die mich wegen ihrer Fahrangst aufsuchen“, erklärt die Verkehrspsychologin Claudia Tinthoff, die Menschen mit Fahrangst behandelt. Treffen könne diese Angst Menschen jedes Alters treffen und sie in ihrer Mobilität stark einschränken, so Tinthoff im Gespräch mit auto motor und sport. Die Ursachen für Fahrangst sind vielfältig. „Die Palette reicht von mangelnder Fahrpraxis über konkret erlebte Gefahrensituationen im Straßenverkehr bis zu traumatischen Erlebnissen durch schwere Unfälle. Nicht selten kommen persönliche Belastungssituationen aus anderen Lebensbereichen hinzu.“

Es gibt sogar Fahrlehrer, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, denn schon Fahranfänger können unter der Angst zu fahren leiden. Der Diplom-Soziologe und inzwischen pensionierte Fahrlehrer Frank Müller in Berlin nennt sich selbst einen „Angsthasen-Fahrlehrer“. Gemeinsam mit einem Psychotherapeuten hat er eine Methode entwickelt, die Menschen mit Fahrangst wieder hinters Steuer hilft. Der Andrang ist groß: „Ich könnte theoretisch Tag und Nacht arbeiten und Hunderte Schüler im Jahr betreuen“, so Müller. Rund drei bis vier Monate beträgt die Wartezeit. „Die fahren sehr oft wie Samt und Seide. Das hat dann rein gar nichts mit der Fahrtechnik zu tun, sondern nur mit den Ängsten“, erklärt Müller. Wichtig sei es, zu lernen, sich in Angstsituationen selbst zu beruhigen und die Angstsymptome zu lindern. Von denen gibt es eine ganze Menge, unter anderem Herzklopfen, verhärtete Muskeln, Tunnelblick, Konzentrationsschwäche. Manche erleiden beim Fahren auch Panikattacken.“

Für die Verkehrspsychologin Tinthoff ist es bei der Therapie wichtig, sich mit dem Körpergedächtnis zu verbinden. Dazu gibt es verschiedene Techniken, über die man den Ursprung der Angst somatisch auflösen kann. „Ich hatte bereits Klienten, die mittels dieser Technik in Kürze ihre Fahrangst nachhaltig auflösen konnten“, so Tinthoff gegenüber auto motor und sport. Ebenfalls bewährt haben sich Formen des mentalen Trainings. „Das Problem und die eigene Geschichte werden hier komplett übersprungen. Der Idealzustand, selbstverständlich und selbstständig Auto zu fahren, wird zum alleinigen Fokus der Therapie.“ Und was sollte man tun, wenn man von einer Panikattacke überrascht wird? „Eine besonders schnelle und effektive Hilfe ist eine Kombination von Atemtechniken und Elementen aus der Progressiven Muskelentspannung. Diese Kombitechnik beruhigt sofort das vegetative Nervensystem und nimmt beginnenden Panikattacken den Wind aus den Segeln. Es ist sinnvoll, diese Kombitechnik im Trockenschwimmen einzuüben, damit man sie in einer auftauchenden Angstsituation beim Autofahren schnell und sicher abrufen kann.“

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