Mehr Energie aus der Lippe
Der Projektentwickler Dr. Michael Detering hat angekündigt, ein neues Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 400 Kilowatt an der Lippe auf dem Gebiet der Stadt Werne zu bauen. Das Projekt „Wehr Stockum“, so der Arbeitstitel, kann jährlich an die zwei Millionen Kilowattstunden dringend benötigten erneuerbaren Stroms erzeugen.
Parallel zu der neuen Wasserkraftanlage mit fischfreundlicher Turbine will Investor Detering auch einen modernen Fischaufstieg errichten, sodass Fische zum ersten Mal seit rund 200 Jahren an diesem Standort wieder die Lippe stromaufwärts wandern können. Ohne die neue Wasserkraftanlage wäre an dieser Stelle auch weiterhin „Stopp“ für Fische. Wenn es nach Detering geht, will er bereits im kommenden Jahr mit dem Bau beginnen. Die ersten Kilowattstunden sollen dann Ende 2024 erzeugt werden.
„Dieser Neubau ist ein wichtiges Signal, dass es mit der kleinen Wasserkraft in Nordrhein-Westfalen weitergeht“, freut sich Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), „Für uns ist dieses Projekt eine Bestätigung, dass wir uns in den vergangenen Wochen konsequent gegen eine Streichung der Einspeisevergütung für die kleineren Wasserkraftwerke eingesetzt haben.“
Die ursprünglichen Pläne der Bundesregierung für die Anfang Juli beschlossene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hatten u.a. das ersatzlose Aus der EEG-Förderung für Wasserkraftwerke mit einer Leistung von weniger als 500 Kilowatt Leistung vorgesehen. Diese Kappung sollte auch für kleine Anlagen gelten, bei denen eine technische Modernisierung ansteht. Fachleute sprechen von „Repowering“. Für Nordrhein-Westfalen hätte gerade diese Repowering-Regelung bittere Folgen gehabt: Rund 85 Prozent der 450 bestehenden Wasserkraftwerke haben eine Leistung von weniger als 500 Kilowatt.
Der LEE NRW geht davon aus, dass „Werne der Auftakt für die konsequente Hebung der noch vorhandenen Potenziale kleinerer Wasserkraftanlagen“ werden wird. Verbandsvorsitzender Priggen setzt dabei auf die Unterstützung der neuen Landesregierung. Die schwarz-grünen Regierungsparteien hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag für den Ausbau der Wasserkraft auf folgenden Passus verständigt: „Wir werden Wasserkraftstandorte unter ökologischen Aspekten weiterentwickeln, sodass die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden können.“
Dass das neue Wasserkraftwerk in Werne-Stockum „ein ökologisches Vorzeigeprojekt“ wird, steht für Investor Michael Detering außer Frage: „Wir werden dort Umweltschutz, die Durchgängigkeit der Lippe für Fische sowie die Erzeugung von regenerativer Energie in Einklang bringen.“ Detering ist froh, dass auch dank des Engagements des LEE NRW die Streichung der EEG-Förderung für kleinere Wasserkraftwerke verhindert werden konnte: „So kann ich jetzt das Projekt wie ursprünglich angedacht mit einer Leistung von 400 Kilowatt planen, was sich auch wirtschaftlich rechnet.“
Deterings neue Wasserkraftanlage wird in Werne-Stockum eine ältere 45-kW-Anlage ohne modernen Fischaufstieg ersetzen. „Mit dem Neubauprojekt besteht die Chance, sowohl kurzfristig eine erhebliche ökologische Verbesserung der Lippe zu erreichen als auch gleichzeitig angesichts der derzeit angespannten Energiesituation dringend benötigten Ökostrom zu erzeugen.“ Bestärkt in seinen Plänen sieht sich Investor Detering durch die Stadt Werne: Das neue Wasserkraftwerk ist ein Baustein ihres Klimaschutzkonzeptes.
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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