US-Arbeitsmarktdaten im Fokus: Die Skepsis bleibt
Robuste Zahlen
Die vielbeachteten Arbeitsmarktdaten würden vor allem zeigen, dass sich der US-Arbeitsmarkt vom pandemiebedingten Abschwung erholt habe. Die Zahl der US-Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft sei im Juli um 528.000 auf 152,54 Millionen gestiegen – minimal höher als der Wert von 152,50 Millionen im Februar 2020 vor der Pandemie. Die Arbeitslosenquote habe geringfügig abgenommen und befinde sich mit 3,5 Prozent wieder auf demselben Niveau wie im Februar 2020. Lediglich die Erwerbsquote sei erneut gesunken und habe sich mit 62,1 Prozent immer weiter von den 63,4 Prozent im Februar 2020 entfernt. „Wichtig ist es hierbei, diese Zahlen als rückwärtsgerichtete Bestätigung für die Rückkehr zur Normalität zu interpretieren“, betont Grüner. „Nicht als zukunftsorientierter Wegweiser für die US-Wirtschaft.“
Sorgen nicht überbewerten
Durchaus seien auch positive Reaktionen zu beobachten gewesen, einige Kommentatoren sahen in den guten Arbeitsmarktdaten beispielweise ein positives Zeichen für die Widerstandsfähigkeit der US-Unternehmen. „Diese zeigten trotz der jüngsten Zinserhöhungen der Fed die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen – ein Hinweis darauf, dass die aktuell vorherrschenden Rezessionsängste übertrieben sind“, so Grüner. Die allgemeine Meinung zeichne jedoch ein düsteres Bild. Gemäß der Logik, wenn die Fed den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt nicht mit Zinserhöhungen abkühlt, wird die Inflation weiter galoppieren‘. „Und sollten die Zinsschritte zu aggressiv erfolgen, besteht die Gefahr einer invertierten Zinsstrukturkurve – historisch gesehen ein Vorbote einer Rezession“, analysiert Grüner. Ebenso würden kritische Stimmen anmerken, dass die Inflation durch ein schnelleres Lohnwachstum angeheizt werde – was zwar aktuell für die Arbeitnehmer gut sei, aber künftige wirtschaftliche Probleme vorprogrammiere.
Diese Ängste würden die Stimmung dämpfen und an den Aktienmärkten immer wieder für kurzfristige Schwankungen sorgen. „Allerdings halten wir die meisten dieser Reaktionen für übertrieben“, so Grüner. Die Aussagekraft der US-Arbeitsmarktdaten werde bei diesen Überlegungen tendenziell überbewertet. Die Beschäftigungszahlen würden nicht nur wenig über die wirtschaftlichen Perspektiven aussagen, sondern würden auch wenig Aufschluss über mögliche Verhaltensweisen der US-Notenbanker geben – letztendlich könne jedes Fed-Mitglied die Arbeitsmarktdaten anders interpretieren. Nützlich sei die breite Reaktion auf die Juli-Daten dennoch – sie zeige weiterhin den ‚Pessimismus des Unglaubens‘.
Fazit
„Die US-Arbeitsmarktdaten zeigen Stärke, auch wenn natürlich nicht alle Daten rosig sind“, resümiert Grüner. „Einige Branchen verlangsamen sich, da der Boom im Zusammenhang mit den Wiedereröffnungen nachlässt, andere kämpfen mit anhaltendem Gegenwind.“ Der vorherrschende Pessimismus sei jedoch ein deutliches Zeichen dafür, dass die Aktienmärkte die unzähligen Befürchtungen vor einer sich verschärfenden Problematik bereits verdaut hätten. Die bessere Realität könne es weiter richten, auch wenn sie weit davon entfernt sei, perfekt zu sein.
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