Musik

Festwoche zum 100. Weihe-Jubiläum der Ez-Chaim-Synagoge

Konzert des Synagogalchores, Fassadenprojektionen, performatives Konzert, Führungen, liturgische Feier mit dem Landesrabbiner, Bürgerbegegnung und weitere Höhepunkte am kommenden Wochenende

Am vergangenen Sonntag wurde mit einer musikalischen Festveranstaltung der Veranstaltungsreigen zum 100. Weihe-Jubiläum der Ez-Chaim-Synagoge eröffnet. Für das musikalische Highlight sorgten "Die drei Kantoren" aus Berlin mit ihrem Programm „Über G’tt und die Welt“. Im Anschluss folgte am ehemaligen Standort der Ez-Chaim-Synagoge – dem Parkplatz Apels Garten/Otto-Schill-Straße – der eindrucksvolle Auftakt für die Fassadenprojektion an die Giebelwand des Sparkassengebäudes und Live-Musik der israelisch-jüdischen Cellistin Ayala Sivan Levi.

Auch am Abschlusswochenende der Festwoche gibt es vom 9. bis 11. September zahlreiche Höhepunkte zu erleben:

Ein Musikalisch-literarisches Konzert des Leipziger Synagogalchores widmet sich am Freitag, 9. September, 19 Uhr, im Schauspielhaus (Diskothek) dem bedeutenden jüdischen Kantor Samuel Lampel und den Verbindungen zwischen liberaler und orthodoxer jüdischer Synagoge in Leipzig.

Nach Einbruch der Dunkelheit werden ab 20:45 Uhr wie an allen Abenden des Abschlusswochenendes Videobeiträge als Fassadenprojektion gezeigt und damit die Geschichte des verlorenen Ortes erlebbar gemacht. Die Handschriften und Perspektiven der Künstlerinnen und Künstler sind vielfältig, aber sie alle eint das Anliegen, an die Menschen, denen die Synagoge Halt und Orientierung gab, zu erinnern und zu zeigen, dass die Nationalsozialisten mit ihrem Vernichtungswahn nicht das letzte Wort hatten, sondern dass es wieder jüdisches Leben in unserer Stadt gibt.

Am 10. September vormittags, genau 100 Jahre nach der festlichen Weihe der Ez-Chaim-Synagoge, erinnert ein Bürger-Begegnungsfest auf dem Dorotheenplatz an das jüdische Leben in der Inneren Westvorstadt und die wechselvolle Geschichte der Synagoge. Es wird u.a. Mitmach-Aktionen, Musik von RADA Synergica und Probefahrten auf historischen Fahrrädern (Hochrädern) geben. Letztere erinnern an die Baugeschichte des Ortes – von einer Fahrrad-Ausstellungshalle über eine Turnhalle bis zum Umbau in die Ez-Chaim-Synagoge. Außerdem stellen sich die Akteure der Festwoche vor und wollen mit Leipziger Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.

Am Abend findet wiederum am ehemaligen Standort der Synagoge ein Performatives Konzert unter dem Titel "Aufbrüche – Kompositionen und Erinnerungen". Sieben aus verschiedenen Ländern stammende Komponistinnen und Komponisten, die derzeit in Leipzig leben, komponierten je ein Stück als persönliche Reflexion auf den Gesang des früheren Oberkantors der Synagoge, Nahum Wilkomirsky, der in einer alten Aufnahme erhalten ist. Die Kompositionen erklingen um das Publikum herum, das im ’Innenraum’ der angedeuteten Synagoge Platz nimmt. Mit jedem neuen Stück erhellen sich Leuchtsäulen, bis das Licht am Ende die Besucherinnen und Besucher umringt. Die Leipziger Rabbinerin Esther Jonas-Märtin wird den Bogen schlagen vom jüdischen Leben in der Ez-Chaim-Gemeinde bis in die Gegenwart.

Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, werden Anna Reindl und Werner Schneider am Standort der Ez-Chaim-Synagoge die Geschichten des Baus und der Nutzung der Synagoge  erzählen, und erläutern, wie der erinnerungskulturelle Niedergang umgekehrt und ein dauerhafter Erinnerungsort geschaffen werden kann (Führungen 13 Uhr, 14 Uhr und 15 Uhr).

Im Anschluss daran findet am gleichen Ort um 17 Uhr eine Liturgische Feier gemeinsam mit dem Landesrabbiner Zsolt Balla statt.

Damit die Erinnerung an den Ort jüdischen Lebens zurückkehren kann, werden nach der Festwoche Erinnerungselemente installiert, die das Gedenken an authentisches jüdisches Leben dauerhaft stützen.

Ez Chaim – Baum des Lebens. Die Erinnerung kehrt zurück.

Weitere Informationen unter www.notenspur-leipzig.de/ez-chaim

Über Notenspur Leipzig e. V

Notenspur Leipzig e.V. und der Bürgerverein Kolonnadenviertel verantworten unter Schirmherrschaft von OBM Burkhard Jung vom 4. bis 11. September gemeinsam mit vielen Partnerinstitutionen eine Festwoche zum 100. Weihe -Jubiläum der Ez-Chaim-Synagoge. Im Kolonnadenviertel befanden sich bis zur Pogromnacht im November 1938 die zwei größten Synagogen Leipzigs. Sie gaben einst Juden verschiedener Glaubensrichtungen eine religiöse Heimat. Während an den liberalen "Tempel" heute 140 bronzene Stühle erinnern, führen am Ort der orthodoxen Ez-Chaim-Synagoge zwei Hinweisschilder ins Nichts. Vor 100 Jahren wurde die Ez-Chaim-Synagoge geweiht. Sie war die größte orthodoxe Synagoge Sachsens und gab Tausenden Juden Heimat, die vor den Pogromen geflohen waren, die Ende des 19. Jahrhunderts in Osteuropa zunahmen. Über Jahrzehnte war Leipzig Zufluchtsort für geflüchtete Juden, ehe unsere Stadt im Nationalsozialismus zum Vertreibungsort wurde. Die Gemeindemitglieder der Ez-Chaim-Synagoge waren in der Gesellschaft weitgehend rechtlos. Die Synagoge, in der in ihrer Muttersprache Jiddisch gepredigt wurde, war der einzige Ort, der ihnen Halt und Orientierung gab. Der 100. Jahrestag der Einweihung am 10. September 1922 ist Anlass, den verlorenen Ort als Erinnerungsort wiederzugewinnen und die Menschen der Synagogengemeinde zum Jubiläum zu würdigen.

Die Festwoche wird gefördert vom Freistaat Sachsen im Programm Weltoffenes Sachsen sowie durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, von der Stadt Leipzig, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Leipzig und der Holger Koppe Stiftung.

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