Gesundheit & Medizin

Frank Elstner: „Meine Rückhand ist noch gut“

Frank Elstner, leidenschaftlicher Tischtennisspieler, stellt auch bei sich selbst fest, dass Tischtennis eine erfolgreiche nicht medikamentöse Therapie zur Behandlung der Parkinson-Symptomatik ist. Die am 16.10.2022 zu Ende gegangene PingPongParkinson WM in Pula, Kroatien, verfolgte er mit großem Interesse. Und tatsächlich zeigen die Bilder aus Pula, dass während des Spielens, die oft massiven Bewegungseinschränkungen, der an Parkinson erkrankten Sportlern, fast vollständig in den Hintergund treten.

Frank Elstner hat in einem Interview mit mytischtennis.de über seine Krankheit, seine Beziehung zum Tischtennis und PingPongParkinson geplaudert und dabei auch ganz private Einblicke zugelassen.

Das Interview erschien mit freundlicher Genehmigung von mytischtennis.de am 14.10. 2022 im Parkinson Journal.

Frank Elstner: „Meine Rückhand ist noch gut“

Er moderierte „Wetten, dass…?“ und hat das deutsche Fernsehen geprägt wie kaum ein anderer. 2019 machte Frank Elstner seine Parkinson-Erkrankung öffentlich. Im myTischtennis.de-Interview spricht die 80-jährige Moderatoren-Legende darüber, wie seine Leidenschaft für Tischtennis entstand, inwiefern die schnelle Ballsportart seinen Krankheitsverlauf verlangsamt, welche Berührungspunkte der einstige Showmaster mit Hans Wilhelm Gäb hatte und warum er es einst auf das Cover von ‚tischtennis‘ schaffte.

myTischtennis.de: Herr Elstner, 400.000 Menschen in Deutschland leiden an der unheilbaren Nervenkrankheit Parkinson. Daher die wichtigste Frage zuerst, wie geht es Ihnen heute?

Frank Elstner: Es geht mir so weit ganz gut. Ich bin ja noch verhältnismäßig gesund und fit. Natürlich setze ich mich damit auseinander, ab wann ich einen Rollator brauche oder ab wann ich nicht mehr gehen kann. Ich versuche, alles zu machen, das die Reste meiner Beweglichkeit noch ein bisschen zusammenhält.

myTischtennis.de: Wann haben Sie zum ersten Mal davon gehört, dass Tischtennis gegen Parkinson hilft und wer hat Sie auf die Idee gebracht?

Frank Elstner: Mir haben ein paar Leute geschrieben, ob ich nicht zur Parkinson-WM kommen möchte. Ich habe viel recherchiert und telefoniert und hatte Kontakt zu einigen Selbsthilfegruppen. In der Zwischenzeit bin ich Beirat der deutschen Parkinson-Stiftung geworden. Mein Neurologe Prof. Dr. Jens Volkmann [Chefarzt am Universitätsklinikum Würzburg, Anm. d. Red.] ist mit mir gemeinsam in vielen Fernsehsendungen aufgetreten, um den Leuten Mut zu machen, sich mit Parkinson nicht gehen zu lassen. Es gibt viele Dinge, die helfen. Sport zu machen heißt aber nicht, Parkinson zu heilen, sondern den Verlauf zu verlangsamen. Und das ist schon ein großer Gewinn.

myTischtennis.de: Inwiefern hilft es Ihnen, Tischtennis zu spielen?

Frank Elstner: Die mit schnellste Ballsportart ist mit einem schnellen Denkprozess verbunden. Man muss auf jeden Schlag reagieren und schon beim Ausholen des Schlägers beim Gegner in einer Tausendstelsekunde überlegen, wie ich den Ball platziere. Die Bewegung – gekoppelt mit der dauernden Beschäftigung des Gehirns – ist günstig. Alles, was Körper und Geist gleichzeitig anregt, ist gegen Parkinson förderlich. Nordic Walking, Boxen am Sandsack mit verschiedenen Tempi, Tangotanzen, Rudern und Gleichgewichtsübungen verbunden mit kognitiven Übungen sind weitere Möglichkeiten der Prophylaxe.

myTischtennis.de: Hatten Sie vor der Krankheit schon Berührungspunkte mit Tischtennis?

Frank Elstner: Ich habe im Alter zwischen zehn und 13 Jahren intensiv gespielt. Beim Tischtennis-Verein in Baden-Baden war ich der beste Jugendliche. Ich hatte einen Barna-Schläger [Noppengummischläger, Anm. d. Red.] und habe später von meinen Eltern ein elastisches Balsaholz geschenkt bekommen. Auch im Schwimmbad in Baden-Baden war ich ungeschlagen. Dann bin ich ins Internat gekommen. Da gab es einen uralten Tisch in einem viel zu kleinen Raum, wo man weder richtig ,schmettern‘ noch ausholen konnte. Dann habe ich irgendwann die Lust am Tischtennis verloren. Ich war immer sehr sportlich und bin in meinen besten Zeiten zwischen 30 und 60 jede Woche 50 bis 80 Kilometer gelaufen. Vor ein paar Jahren haben wir in unserer Finka auf Mallorca eine Platte aufgebaut. Ich habe gelegentlich mit meiner Frau und meinen Kindern gespielt. Zu Weihnachten hat mir meine Frau eine Platte geschenkt. Zuhause in Baden-Baden spiele ich seitdem mehr oder weniger jeden Tag eine Stunde.

myTischtennis.de: Sie haben es in den 1980er-Jahren sogar mal aufs Titelbild des Tischtennis-Magazins geschafft. Wie kam es dazu? 

Frank Elstner: Damals war ich Breitensportbeauftragter des Deutschen Sportbunds. Wir haben Spielfeste in großen Städten veranstaltet, an denen bis zu 40.000 Menschen teilgenommen haben. Als Gag haben wir versucht, das größte Sofa der Welt aus Menschen zu bauen. In Berlin haben wir einen Rekord aufgestellt. Ein paar Tausend Leute haben sich in Zweierreihen wie beim Marschieren aufgestellt. Auf Kommando machte jeder eine Vierteldrehung nach rechts und setzte sich auf den Schoß des Hintermannes. Die Bilder gingen als Breitensportreklame um die ganze Welt. Um gemeinsam Sport zu machen, haben wir hunderte Tischtennisplatten aufgestellt. Da hat jemand ein Foto von mir gemacht. Und es sah fast so aus, als wenn ich es richtig könnte (lacht).

Ergänzung: Tatsächlich war Frank Elstner in der Dezember-Ausgabe 1984 auf dem Cover des „Deutschen Tischtennis-Sports“ abgebildet. Das Titelbild und die Doppelseite „Besuch beim Showmaster Nr. 1: Die stille Liebe des Frank Elstner – Nebensache Fernsehen von Georg Haupt finden Sie hier als PDF-Datei!

myTischtennis.de: Wie würden Sie Ihren Spielstil beschreiben?

Frank Elstner: Meine Rückhand ist noch gut. Ich habe festgestellt, dass ich ein absoluter Laie bin, wenn jemand einen guten Aufschlag hat. Damit kann man mich zur Weißglut bringen. Ich habe vor kurzem gegen meine Frau verloren. Das ist die Höchststrafe. Sie ist nicht sehr gut, sieht aber viel besser als ich und hat eine schnellere Reaktion. Ich spiele leidenschaftlich gerne und traue mir zu, noch den einen oder anderen 15-Jährigen zu schlagen, aber nur wenn er schlecht spielt (lacht).

myTischtennis.de: In der Talkshow ,Maischberger‘ kurz nach Ihrem 80. Geburtstag im Frühjahr machten Sie sich für eine Teilnahme bei der Parkinson-WM stark. Wird man Ihren Namen Mitte Oktober bei der dritten Auflage in Kroatien lesen?

Frank Elstner: Ich schaffe es in diesem Jahr leider nicht, teilzunehmen. Wenn die Zeit es hergibt, werde ich vielleicht mal einen Tag zuschauen und die Atmosphäre aufsagen, um zu sehen, ob es mir Spaß macht. Ich werde Kontakt zu Pingpongparkinson aufnehmen.

myTischtennis.de: Sie haben während Ihrer TV-Karriere gegen Conny Freundorfer gespielt. Gibt es andere Tischtennis-Persönlichkeiten, die Sie getroffen haben?

Frank Elstner: Ich hatte früher gute Beziehungen zu den Düsseldorfer Tischtennisspielern und habe mal gegen Hans Wilhelm Gäb gespielt. Mein bestes Ergebnis in Luxemburg war 17:21 und 18:21. Da kann man nicht meckern. Ich habe gegen einige berühmte Sportler Tischtennis gespielt. Auch Jörg Roßkopf war mal bei mir in der Sendung.

myTischtennis.de: Leider ist die Fernsehpräsenz von Tischtennis nach wie vor gering. Welchen Tipp können Sie als Medienexperte geben, um Randsportarten noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken?

Frank Elstner: Es ist wahnsinnig schwer, da Voraussagen zu treffen. Bei der Frauenfußball-Europameisterschaft wurden im Sommer Stadien gefüllt, die die Bundesliga nicht immer voll bekommt. Mein erstes Erlebnis dieser Art war in meiner Schulzeit, als Volleyball olympisch wurde. Wir haben im Turnunterricht gespielt, ganz Deutschland spielte plötzlich Volleyball. Trotzdem ist dieser Boom nicht geblieben. Es gibt immer Zwischenhochs, die mit dem Interesse der Zuschauer zu tun haben und auch oft mit Namen verbunden sind. Mit Steffi Graf und Boris Becker haben die Leute auf einmal gerne Tennis geschaut. Auch Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov sind fantastische Sportler und Transporteure ihrer Sportart. Ich verfolge ihre Einsätze und drücke ihnen die Daumen.

Weitere Infos finden Sie unter www.pingpongparkinson.de

Über Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.

Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.

Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.

Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.

Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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