Finanzen / Bilanzen

ifo Dresden: Materialknappheit in der Industrie könnte länger dauern

Das ifo Institut hat davor gewarnt, dass die Materialknappheit in der Industrie länger dauern könnte. „Zum Teil spiegeln sich darin dauerhafte Entwicklungen wider, die Folge weltweiter Änderungen in der Produktionsstruktur sind – etwa der zunehmende Bedarf an Halbleitern oder an Industrie-Rohstoffen,“ schreibt ifo-Forscher Joachim Ragnitz aus Dresden. „Nur ein Teil der Engpässe ist auf die Verkettung von Krisen zurückzuführen, die sich hoffentlich in den nächsten Monaten wieder abmildern werden, zum Beispiel die Folgen der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Krieges.“

Laut Ragnitz könnte der Bevölkerungsrückgang künftig in Deutschland dauerhaft zu Produktionseinschränkungen führen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass China bei bestimmten Rohstoffen eine Verknappung oder Preissteigerungen auslöse. Oder die Dekarbonisierung könne die Produktion in Deutschland zu teuer machen.

Um negative Folgen für den Industriestandort Deutschland zu vermeiden, müssten die Unternehmen neue Lieferanten finden oder versuchen, Ersatz für besonders knappe Vorleistungsgüter zu besorgen, so Ragnitz. Der mit der Verknappung von Vorleistungen einhergehende Kostenanstieg bei diesen Gütern liefere den notwendigen Anreiz hierfür und sollte daher nicht unterbunden werden.

Der Aufsatz von Joachim Ragnitz mit dem Titel „Lieferengpässe in der deutschen Industrie – Eine Einordnung“ ist in Heft 05/2022 der Zeitschrift „ifo Dresden berichtet“ veröffentlicht.  Die Beiträge des Heftes können kostenfrei heruntergeladen werden unter https://www.ifo.de/publikationen/2022/aufsatz-zeitschrift/lieferengpaesse-der-deutschen-industrie-eine-einordnung

Alle Beiträge des Heftes:

Lieferengpässe in der deutschen Industrie – Eine Einordnung

Seit ungefähr einem Jahr leidet die deutsche Industrie unter massiven Behinderungen auf der Beschaffungsseite, was nicht nur den Preisauftrieb in Deutschland befeuert, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt. Wesentliche Ursachen für diese Lieferkettenprobleme sind die Folgen der Corona-Pandemie sowie aktuell der Krieg in der Ukraine. Zum Teil spiegeln sich hierin aber auch strukturelle Veränderungen der globalen Nachfrage, die sich auch als dauerhaft entpuppen könnten. Hieraus folgt, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass die Beschaffungsprobleme sich in absehbarer Zeit auflösen werden. Wichtig ist es deshalb, nicht nur die Lieferantenstruktur stärker zu diversifizieren, sondern auch Substitutionsmöglichkeiten insbesondere bei Rohstoffen zu nutzen. Die aktuell stark gestiegenen Preise für Vorleistungsgüter liefern den Anreiz hierfür.

Monopsone machen Unternehmen nicht nur klein, sondern auch unproduktiv: Warum die Wirtschaft Ostdeutschlands nicht konvergiert ist

Wir dokumentieren, basierend auf administrativen Daten, dass in ostdeutschen Betrieben — im Vergleich zu westdeutschen — die Löhne mit der Größe der Betriebe stärker steigen, dass ostdeutsche Betriebe weniger in Marketing investieren, kleiner bleiben und im Durchschnitt niedrigere Löhne zahlen. Ein Modell mit Arbeitsmarktmacht, Gütermarktmacht und Kundenakquise sagt eine um 10% niedrigere aggregierte Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland voraus und erklärt damit einen substanziellen Teil des anhaltenden Produktivitätsgefälles zwischen West- und Ostdeutschland.

35 Cent weniger für Benzin und 17 Cent weniger für Diesel – Der Tankrabatt ist angekommen

Deutsche Verbraucher*innen haben zwischen Juni und August durchschnittlich 35 Cent weniger pro Liter Benzin und 17 Cent weniger pro Liter Diesel als ohne Tankrabatt bezahlt. Allerdings kam die Steuersenkung nicht immer vollständig bei den Endverbraucher*innen an. In den Wochen unmittelbar nach seiner Einführung im Juni und vor Abschaffung im August wurde der Steuernachlass nur teilweise weitergegeben. Dafür war die Entlastung im Juli sogar höher als 35 Cent bzw. 17 Cent pro Liter. Dies zeigt unsere Auswertung des gesamten Zeitraums des Tankrabatts, in der die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland mit denen in europäischen Nachbarländern verglichen werden.

Hat die Elternzeitreform 1986 in der DDR die Gesundheit der Mütter langfristig verbessert?

Diese Studie untersucht mögliche Effekte der DDR-Elternzeitreform aus dem Jahr 1986 auf die körperliche und psychische Gesundheit der Mütter bis zu 33 Jahre nach der Geburt. Mit der Reform wurde Anfang Mai 1986 ein Jahr Elternzeit für alle Mütter eingeführt, nachdem vorher nur eine bestimmte Gruppe von Müttern ein Anrecht darauf hatte. Mithilfe eines Differenz-von-Differenzen-Ansatzes und auf Grundlage der Daten des deutschen Sozioökonomischen Panels zeige ich, dass diese Reform keine eindeutig positiven oder negativen Effekte auf die langfristige körperliche und psychische Gesundheit der Mütter hatte.

Gewinninflation und Inflationsgewinner

Die hohe Inflation in Deutschland ist nicht nur Folge gestiegener Bezugspreise für Vorleistungsgüter oder Energie. Vielmehr scheinen in einigen Wirtschaftsbereichen die Unternehmen die allgemeinen Preissteigerungstendenzen auch dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne deutlich auszuweiten. Neben der Landwirtschaft und dem Bau ist hier auch der Einzelhandel zu nennen.

Diese Beiträge können Sie herunterladen unter: https://www.ifo.de/publikationen/2022/zeitschrift-einzelheft/ifo-dresden-berichtet-52022

Nächste Veranstaltungen der ifo Niederlassung Dresden:

25./26.11.2022     16th CESifo Dresden Workshop on Political Economy

25.01.2023            Dresdner Vortrag zur Wirtschaftsforschung,
Prof. Dr. Sarah Necker, Leiterin des Ludwig Erhard ifo Forschungszentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth

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