Bildung & Karriere

Jährliches Treffen von Stadt, Handwerkskammer und IHK – 100 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Vertreter von Verwaltung und Gemeinderat nahmen am ungezwungenen Austausch teil

Gastgeberin in diesem Jahr war die Handwerkskammer Reutlingen. In seiner Rede umriss Präsident Harald Herrmann Themen des Handwerks, die ihm und allen anderen Handwerkern unter den Nägeln brennen: Fachkräftemangel, Preisexplosionen, Materialverknappung, Lieferengpässe und exorbitante Energiepreise. „12 Jahre lang profitieren wir von einem wirtschaftlichen Hoch, doch heute stehen wir wahrscheinlich vor der schwersten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Herrmann. Nachfolgend betonte er die Rolle des Handwerks bei der Energiewende: „Das Handwerk ist ein entscheidender und prägender Akteur, wenn es darum geht, Maßnahmen umzusetzen, die notwendig sind, um den Umwelt- und Klimaschutz voranzubringen und die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen. Energiewende geht ohne das Handwerk nicht, ich wage sogar zu behaupten, dass wir die Energiewende machen."

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck ging auf die derzeitige Flüchtlingssituation ein. Derzeit befänden sich 800 Geflüchtete in Reutlingen, 300 allein aus der Ukraine. „Das ist eine gewaltige Herausforderung, die wir mit den bestehenden Wohnungen nicht meistern können. Wir müssen Gemeinschaftsunterkünfte bauen“, berichtete Keck. Was die finanzielle Lage der Stadt angehe, so befände sich diese in einer schwierigen Situation, auch aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie, der strukturellen Defizite, der Gewerbesteuerschwäche, steigender Kosten und der Inflation, so Keck weiter. Als wirtschaftlichen Erfolg und Strahlkraft für Reutlingen wertete er die Ansiedlung der Porsche-Tochter Cellforce, die im Industriegebiet in Reutlingen und Kusterdingen eine Batteriefabrik betreiben werde. Seinen Trumpf behielt der Oberbürgermeister aber bis zum Schluss im Ärmel: als eine von 238 Kommunen in ganz Deutschland erhält die Stadt über das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ eine Fördersumme von 2,2 Millionen Euro. Damit soll die Entwicklung der Innenstädte und Ortskerne gefördert werden.

Dem IHK-Vizepräsidenten Johannes Schwörer oblag das Schlusswort. In diesem sprach er sich für einen engen Schulterschluss von Handwerk und Industrie aus und für mehr Selbstbewusstsein beim Meistern der derzeitigen Krise. „Wir sollten vor Veränderungen keine Angst haben und uns wieder mehr zutrauen“, ermunterte Schwörer. Im Anschluss an die Reden standen Fachleute der Handwerkskammer, der Stadt und der Handelskammer als Gesprächspartner zur Verfügung.

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