Gesundheit & Medizin

Antimicrobial Stewardship und COVID-19-Pandemie – Wie wirkt sich Corona auf die Wundversorgung aus?

Die COVID-19-Pandemie gehört zu den großen globalen gesundheitlichen Herausforderungen. Daher werden die Folgen der Pandemie in den Bereichen der Wundversorgung auch auf dem 5. Nürnberger Wundkongress vom 01. bis 02. Dezember diskutiert werden.

"Wer hätte vor rund drei Jahren gedacht, dass sich unser Alltag so stark durch ein Virus verändert. Es hat uns bewusster gemacht, dass es auf mikroskopisch-kleiner Ebene Organismen gibt, die unsere Gesundheit bedrohen", erklärt Kongresspräsidentin Univ.-Prof. Dr. med. Ewa K. Stürmer, zu deren Forschungsschwerpunkt Wundinfektionen und bakterieller Biofilm gehören.

Bei Wundinfektionen spielen Bakterien eine führende Rolle. Hier stellen Antimikrobielle Resistenzen (AMR) eine besonders große Gefahr dar. Laut Ärzteblatt sterben weltweit etwa 9,1 Millionen Menschen aufgrund von Herzerkrankungen, aber auch 4,95 Millionen Menschen sterben im Zusammenhang mit AMR .  Die COVID-19-Pandemie hat das Problem weiter verschärft. Dies sei mit den durch das Coronavirus verursachten Atemwegserkrankungen zu erklären, die häufig ohne richtige Diagnose medikamentös, d.h. vielfach antibiotisch behandelt wurden. Das sei bereits ein bedeutender Treiber von AMR.

"Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine klinisch relevanten Resistenzen unserer typischen Wundbakterien gegen antimikrobiellen Wirkstoffe, die wir in der Wunddesinfektion nutzen, bekannt  –  auch wenn wir ahnen, dass sich das in Zukunft ändern kann", so Professor Stürmer. Chronische Wunden sind stets mit Bakterien und/oder auch Pilzen aller Art besiedelt. Sie stellen für die meist betagten Menschen eine ständige Bedrohung ihrer Gesundheit dar. Bleiben Sie auf der Wunde und dringen nicht in den Körper ein, so wirken die in der klinischen Routine eingesetzten antimikrobiellen Substanzen sehr gut. Problematisch, vielleicht sogar lebensgefährlich wird es erst, wenn sich die Bakterien zu systemischen Infektionen ausbreiten und Antibiotika möglicherweise nicht (ausreichend) dagegenwirken.

Die chirurgische Leiterin des Comprehensive Wound Centers (CWC) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist gerade in die Focus-Gruppe der Europäischen Wundmanagement Assoziation (EWMA) aufgenommen worden, die Ende September 2022 ein Positionspapier zum Thema "Antimicrobials and Non-healing Wounds" publiziert hat. "Es hat das Ziel, den Wissensstand über antimikrobielle Mittel zu aktualisieren, Bewusstsein (Awareness) für einen ausschließlich gezielten Einsatz dieser zu schaffen und einen allgemeinen klinischen Ansatz für die Nutzung bei chronischen Wunden zu vermitteln. Es soll eine Anregung für Praktiker der Wundtherapie sein, aber Wissenschaftler animieren, neue Wege in der Forschung zum Themengebiet "Wundinfektion" zu gehen", führt Prof. Stürmer aus.

Um einer fortschreitenden Resistenzentwicklung der Wundbakterien entgegenzuwirken, müsse durch das "Antimicrobial Stewardship" die Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelegt werden, dass die zur Verfügung stehenden, effizienten Antibiotika gezielt eingesetzt werden. Aus diesem Grund hat die WHO die jährlich Ende November stattfindende "World Antimicrobial Awareness Week" (18.-24.11.22) initiiert. Prof. Stürmer: "Mit Reserve- und Breitspektrum-Antibiotika sollte sparsam umgegangen werden, um den ständig mutierenden Mikroorganismen immer einen kleinen Schritt voraus sein zu können."

Die Aufbereitung des Themas auf dem WUKO 2022:

Innovationen in der Wundtherapie und -diagnostik
Freitag, 02.12. 2022 von 10:45 – 12:15 Uhr

Standards in der Wundtherapie
Freitag, 02.12. 2022 von 10:45 – 12:15 Uhr

Bauchpositionierung und Dekubitus
Donnerstag, 01.12. 2022 von 10:15 – 11:45 Uhr

Das komplette Tagungsprogramm online oder als PDF-Download.

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