Gegen die Hilflosigkeit: Neue „Sprechstunde für Angehörige“ in der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig
Die Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) weiß um diese Herausforderungen für Angehörige und hat deshalb reagiert: Ab sofort gibt es jeden Donnerstag eine feste Sprechstunde für Angehörige. Sie sollen noch stärker als bisher als wichtige "Säule in einem ganzheitlichen Behandlungskonzept" angesehen und eingebunden werden.
"Viele von einer neurologischen Erkrankung Betroffene erlitten von einer Minute auf die andere Schädigungen – manchmal irreversibler Art – und werden von ihren Angehörigen oftmals als verändert wahrgenommen, sind also nicht mehr dieselben", sagt Marlen Trinks. Die Krankenschwester und Stroke Nurse leitet die Angehörigensprechstunde an der neurologischen Klinik des UKL. Durch die Erkrankung, sei es ein Schlaganfall, eine Meningitis, aber auch schwere epileptische Anfälle oder ein Delir als ein Zustand, der sich aus einer anderen Erkrankung heraus entwickeln kann, verändere sich auch das Leben der Angehörigen. Trotz bester Akutbehandlung in der Klinik und anschließender Reha-Maßnahmen blieben bei vielen Patient:innen die Einschränkungen dauerhaft erhalten. "Damit müssen Angehörige frühzeitig lernen umzugehen", erläutert Schwester Marlen. "Oft erleben wir, dass sie hilflos neben dem Bett ihres Familienmitglieds stehen und mit der Situation überfordert sind", sagt die Fachschwester. "Schnell entwickeln sich Barrieren im Umgang zum Beispiel mit einem Lebenspartner, auch ausgelöst durch Ängste, etwas falsch zu machen. Wir möchten helfen, dies gar nicht erst entstehen zu lassen."
Dies sieht auch Tancred Lasch, Geschäftsführender Pflegerischer Departmentleiter, als entscheidenden Punkt, an dem angesetzt werden konnte.: "Durch die insbesondere im neurologischen Bereich hochspezialisierten und sehr gut ausgebildeten Pflegefachkräfte kann das Universitätsklinikum Leipzig nun ein gut abgestimmtes Angebot machen, um die Familien und Angehörigen auf dem oft sehr langen Behandlungsweg mitzunehmen und einbeziehen zu können", hebt er hervor.
Bisher nämlich, fährt Marlen Trinks fort, sei man bei erkanntem Bedarf auf die Angehörigen zugegangen, habe Gespräche und Rat angeboten. "Viele öffnen sich dann schnell, sind dankbar für das Angebot." Die neue Sprechstunde soll nun ein Service sein, auf den die Angehörigen selbst aktiv zurückgreifen können. "Wir wollen die Angehörigen noch stärker als wichtiges Bindeglied in unserem Konzept der ganzheitlichen Patient:innenbetreuung sehen", betont dann auch Alexandra Brixi, pflegerische Bereichsleitung der "Stroke Unit" (Schlaganfallspezialstation) und neurologischen Intensivstation, den eigenen Anspruch. "Sie sollen wissen, wir haben ein offenes Ohr für ihre Nöte und Anliegen." Dafür gebe es nun mit der Sprechstunde einen festen Termin, eine Telefonnummer und mit Schwester Marlen eine kompetente Ansprechpartnerin, mit der viele Anliegen besprochen werden könnten.
Dies bekräftigt Prof. Dominik Michalski ärztlicherseits. Der Oberarzt der Stroke Unit meint: "Die Angehörigenbegleitung findet im deutschen Gesundheitssystem bisher kaum Berücksichtigung. Doch wenn diese gut funktioniert, profitieren auch die Patient:innen davon." Wichtig sei zudem, dass die Angehörigenbegleitung frühzeitig im Krankheitsverlauf beginne, sodass Unsicherheiten schnell aufgelöst und Barrieren im Umgang mit den Betroffenen gar nicht erst entstehen würden. Im Optimalfall starte die Begleitung also bereits während des Krankenhausaufenthalts der Patient:innen.
Bei jedem Erstgespräch soll nun aktiv auf das neue Angebot hingewiesen werden. In der Sprechstunde erhalten Angehörige individuelle Unterstützung, werden mit ganz praktischen Tipps aus pflegerischer Sicht für den Umgang mit den bestehenden Einschränkungen geschult und können gezielt ihre Fragen stellen. Schulungen und Beratungen gibt es – auch mit Blick auf eine bevorstehende Entlassung in die Reha oder nach Hause – beispielsweise zum
Umgang mit Kommunikations- oder Wahrnehmungsstörungen der Betroffenen, mit Schluckstörungen, dem Bewegen und Mobilisieren, aber auch Blasen- und Darmentleerungsstörungen.
Tancred Lasch jedenfalls ist zuversichtlich, dass dieses Angebot der UKL-Pflegeexpert:innen umfangreich genutzt werden wird: "Denn wir können damit eine Lücke im ganzheitlichen Behandlungsprozess unserer Patienten schließen.".
Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) versorgt als Klinikum der Maximalversorgung mit 1451 Betten jährlich mehr als 400.000 Patienten ambulant und stationär. Das UKL verfügt über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Mehr als 6000 Beschäftigten arbeiten hier und sorgen dafür, dass die Patienten Zuwendung und eine exzellente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erhalten. Damit ist das UKL einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region und Garant für Spitzenmedizin für Leipzig und ganz Sachsen.
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