Türme im Osten Europas
Los geht die literarische Reise mit einem Besuch beim imposanten Glockenturm der Kiewer Sophienkathedrale – ein Denkmal des Kosaken- (oder Masepa-)Barocks, wie die ukrainische Philologin Antonina Beresowenko schreibt. Eher Schaudern als Begeisterung dürfte der Schädelturm im serbischen Niš hervorrufen, dessen Geschichte die orthodoxe Theologin Marina Stojanović erläutert: Der Turm besteht aus zahlreichen Schädeln serbischer Aufständischer, die bei einem Aufstand gegen die osmanischen Besatzer im 19. Jahrhundert getötet wurden – ein erschütterndes Mahnmal, das die Erinnerung an die osmanischen Gräueltaten manifestiert.
Eine ganz besondere Bedeutung für die Menschen in Deutschland hatten die Wachtürme, die die DDR-Regierung entlang der innerdeutschen Grenze errichtete. Nur wenige der Türme, die einst Angst und Schrecken verbreiteten, sind erhalten geblieben, etwa der Grenzturm im brandenburgischen Nieder Neuendorf. Er beherbergt heute eine Ausstellung zur Geschichte des DDR-Grenzregimes. OWEP-Chefredakteurin Gemma Pörzgen lässt in ihrem Beitrag Besucher und ehrenamtliche Mitarbeiter zu Wort kommen.
Weiter führt die Reise nach Georgien, zu den Wohntürmen des Dorfes Uschguli, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Sie sind die Überreste einer einzigartigen Verteidigungsstruktur aus dem frühen Mittelalter – und heute ein Anziehungspunkt für den Tourismus in Georgien, wie der Geograf Stefan Applis schreibt.
Die Bandbreite der vorgestellten Türme ist groß. Sie reicht von Gediminas Turm in der litauischen Hauptstadt Vilnius über den „Sender Gleiwitz“ in Polen, der den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung ruft bis hin zum Baiterek-Turm in der kasachischen Hauptstadt Astana oder den „Türmen“ der Gegenwart, unseren Hochhäusern. Eines ist ihnen allen jedoch gemeinsam: Sie üben eine ganz eigene Faszination aus, ob wir nun hinauf blicken oder von ihnen herab.
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