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Wo wir in der Krise stehen
Covid-19 hat Wirtschaft und Märkte von Grund auf verändert und einen neuen Status Quo begründet: Drastische Eingriffe durch Regierungen und Zentralbanken prägen heute das Bild. Die Märkte haben sich insgesamt gut angepasst, allerdings ist die Volatilität (Kursschwankungen) in den vergangenen Tagen wieder etwas gestiegen. Mit den politischen Maßnahmen zeichnet sich ein Szenario für den „Tag danach“ ab, den Weg zu einer Erholung der Weltwirtschaft. Die Märkte haben offenbar bereits das günstigste Szenario eingepreist: Die schwerste Phase der Pandemie könnte hinter uns liegen, eine mögliche zweite Welle sollte schwächer sein als die erste, eine Therapie oder aber ein Impfstoff lassen hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten und sind schnell in…
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Drei Klimaszenarien nach Corona und Folgen für Investments
„Der Ausbruch von COVID-19 hat das Potenzial, den Kampf gegen den Klimawandel zu beschleunigen oder ernsthaft zu untergraben. 2020 sollte eigentlich das Jahr werden, in dem Politiker, Unternehmen und Investoren den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben. Doch wird sich dieses drängende Thema während der wirtschaftlichen Erholungsphase nach der Pandemie wirklich zurück auf die Tagesordnung kämpfen oder erneut geopfert werden? Wie wird die Politik die Belange des Klimawandels in ihre Konjunkturprogramme einbeziehen? Wird der Privatsektor bereit und in der Lage sein, sich auf nachhaltigere Geschäftsmodelle umzustellen? Und welche Überlegungen zum Klimawandel sollten Investoren treffen? Denn nicht der Klimawandel selbst steht in Frage, sondern vielmehr die globale Fähigkeit, seine schädlichen Auswirkungen zu…
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Nach Deflation folgt Inflation – sechs Folgen für Investmententscheidunge
„Die Coronavirus-Pandemie hat das Potenzial, viele, wenn nicht sogar alle Faktoren umzukehren, die in den letzten 40 Jahren zu einem Rückgang der Inflation geführt haben. Kurzfristig werden wohl Öl und andere branchenbezogene Disruptionen zu einer stark volatilen Gesamtinflation führen, während zyklischere Faktoren die Kerninflation belasten werden. Wir gehen davon aus, dass die Gesamtteuerungsrate für die USA und den Euroraum 2020 auf 1% bzw. 0,6% sinken wird, bevor sie 2021 wieder steigt. Langfristig sind gegensätzliche Kräfte im Spiel. Auf der einen Seite könnte sich der lang anhaltende wirtschaftliche Schaden einiger disinflationärer Faktoren verstärken, wie die Erhöhung der Sparquote, der Einsatz von Fremdkapital oder die Fiskalpolitik. Aber die Krise könnte auch neue…
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Zentralbanken: Das Undenkbare denken
„Die Folgen der Coronakrise sind so schwerwiegend, dass sie die Zentralbanken zu bisher undenkbaren Maßnahmen verleiten könnten, von denen alle unerwünschte Nebenwirkungen haben. Wenn sich die Krise verschärft, sollten Anleger bereit sein, „das Undenkbare zu denken": eine vollständige Schuldenmonetarisierung, Helikoptergeld oder sehr negative Nominalzinsen. Die Eckpunkte des Papers in Stichworten: · Fundamentaler und tendenziell unumkehrbarer Wandel durch die Coronakrise: stärkere Verflechtung von Geld- und Fiskalpolitik · Zentralbanken haben Neuland betreten; die makrofinanzielle Stabilität steht auf dem Spiel · Zentralbanken haben noch Munition für weitere Maßnahmen, darunter die weitere Monetarisierung von Staats- und Unternehmensschulden, Helikoptergeld, die Steuerung der Renditekurve und deutlich negative Leitzinsen · Die Ausgabe von Helikoptergeld ist quasi unlimitiert,…
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Die Pandemie als Wendepunkt sozialer Ungleichheit?
„Die Frage der sozialen Ungleichheit wird für Volkswirtschaften und Investoren immer entscheidender. Pandemien verstärken Ungleichheiten eher, so auch die aktuelle Corona-Krise. Aber die steigende soziale Ungleichheit, insbesondere die Einkommensungleichheit, ist eine wirtschaftliche Tatsache, die die dritte Globalisierungswelle bereits seit Anfang der 1980er Jahre begleitet hat. Es gibt negative Auswirkungen, etwa die Gefährdung liberaler Demokratien, jedoch weltweit keinen Konsens über den Grad der Ungleichheit, der aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht als akzeptabel angesehen wird. Zwischen Europa und der angelsächsischen Welt zum Beispiel sind die Unterschiede bei der Bewältigung der Corona-Krise massiv. Angelsächsische Länder priorisieren Wirtschaft vor Gesundheit. Und als Folge dieser Divergenzen mangelt es Anlegern an methodologischen und technischen Instrumenten, um…
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Die große Loslösung der Märkte von der Realität– Amundi Research — CIO Views June
„Der Gegensatz zwischen der trügerischen Marktruhe und der hohen Unsicherheit, was die Dauer der Krise und ihre langfristigen Auswirkungen betrifft, ist auffallend. Unserer Ansicht nach sind noch längst nicht alle Turbulenzen ausgestanden und Anleger sollten wachsam bleiben, da das aktuelle Marktniveau immer noch ein zu gutes und zu schnelles Ende der Krise einpreist. Das Rennen zwischen den drei Zyklen wird fortgesetzt. Im Pandemiezyklus haben sich die Märkte auf das Narrativ verlassen, dass das Schlimmste in Europa und den USA hinter uns liegen könnte, mit steigenden Erwartungen an eine Abflachung der Ansteckungskurve. Wenn diese Hoffnungen sich nicht wie erwartet erfüllen, werden die Marktspannungen wieder auftauchen. In wirtschaftlicher Hinsicht sind die enormen…
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Vier Gründe, warum ESG-Fonds besser durch die Krise kommen
„Bereits vor der aktuellen Pandemie war die soziale Verantwortung der Unternehmen zu einem wichtigen Investmentkriterium geworden. Mehrere neuere Studien haben gezeigt, dass die Aktienkurse von Unternehmen mit einer besseren ESG-Performance stärker als die ihrer Konkurrenten steigen. Dieses Phänomen war wohl hauptsächlich auf die Nachfrage der Investoren nach ESG-Strategien zurückzuführen. Aber wie sieht es damit mitten in der Corona-Krise aus? Der MSCI World-Index fiel im März um 14,5%. Aber: Immerhin 62% der ESG-Large-Cap-Fonds schnitten besser ab als der Index. 42% der Fonds – offene Fonds und ETFs, die auf dem US-Markt erhältlich sind – wurden laut Morningstar im ersten Quartil ihrer Kategorie eingestuft. Diese Outperformance ist teils auf den Fokus dieser…
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Corona definiert neue Spielregeln in Wirtschaft und Politik
„Wirtschaftskrisen führen häufig zu einer Neugestaltung des wirtschaftlichen und politischen Systems. Die Coronavirus-Krise bildet hier keine Ausnahme. Die Plötzlichkeit und Tiefe des wirtschaftlichen Schocks stellen die grundlegenden Regeln, mit denen unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften funktionieren und interagieren, infrage. Man könnte sogar behaupten, dass das Coronavirus unsere Basis in weniger als einem Monat massiver erschüttert hat als die Finanzkrise 2008. Welche Regeln galten und welche überstehen die Krise? 1. Regel: Wirtschaft retten, um Defizite kümmern Entgegen der strikten Haushaltsregeln insbesondere der nordeuropäischen Staaten haben die Regierungen beispiellose fiskalische Maßnahmen zur Unterstützung der Gesundheitssysteme, Unternehmen und Arbeitsplätze initiiert. Der US-Kongress verabschiedete bereits ein Konjunkturpaket in Höhe von 2,1 Billionen Dollar, was etwa…
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Neuer Bericht von Amundi und IFC zeigt: Schwellenländer-Emissionen von Green Bonds erreichen Rekordvolumen von 52 Milliarden US-Dollar und können bei Bewältigung von Marktschocks helfen
Im Jahr 2019 stiegen die Emissionen grüner Anleihen aus Schwellenländern um 21 Prozent auf 52 Milliarden US-Dollar, wobei China der größte Emittent ist. 2019 bisher erfolgreichstes Jahr für den globalen Green-Bond-Markt. Emissionen erreichen Rekordvolumen von 240 Milliarden US-Dollar. Hoher Bedarf an grünen Investments: Die aktuelle Pandemie verdeutlicht, dass verantwortungsbewusste Investoren und Emittenten in Schwellenländern durch grüne Anleihen zusammenarbeiten können, um langfristiges Kapital freizusetzen und Emittenten dabei zu helfen, widerstandfähiger gegenüber zukünftigen Marktschocks zu werden. Amundi, Europas größter Vermögensverwalter, und die Internationale Finanz-Corporation (IFC), ein Mitglied der Weltbankgruppe, haben ihren jährlichen Emerging Market (EM) Green Bond Report veröffentlicht. Die zweite Ausgabe des Amundi-IFC Emerging Market Green Bond Report 2019 konzentriert sich…
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Willkommen in den 70ern – die Inflation kehrt zurück — Amundi Research — Expert Talk / Mai 2020
„Die Geschichte zeigt, dass Wirtschaft und Finanzmärkte von langfristigen Regimen beherrscht werden, die irgendwann einen Schiffbruch erleiden und einem neuen System weichen. COVID-19 ist nun der Sturm, der eine neue Ära einleiten wird. Investoren sollten sich auf ein zuerst deflationäres und dann inflationäres Umfeld einstellen. Der COVID-19-Regimewechsel beendet die derzeitige Paul-Volcker-Phase und die Neigung zur Sparsamkeit in den Staatshaushalten. In den 1970er Jahren markierte die Übernahme der Fed-Präsidentschaft durch Volcker, nach einer langen Periode inflationären Drucks, symbolisch das Ende der Makrofinanz der 1970er Jahre. Die 1970er Jahre waren geprägt von der Monetarisierung der Staatsverschuldung, einer Dominanz der Löhne gegenüber den Gewinnen und einer hohen Inflation. Die 1990er Jahre dagegen waren…