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Nur eine technische Rezession? Wirklich?
Nachdem das BIP-Wachstum im ersten Quartal auf -0,3% revidiert wurde, gehen wir nun davon aus, dass das jährliche BIP-Wachstum im Jahr 2023 um 0,3% schrumpfen wird. Da die erwartete US-Rezession die deutsche Wirtschaftsdynamik zum Jahresende belastet, haben wir unsere Jahresprognose für das BIP-Wachstum im Jahr 2024 von 1,0% auf 0,5% gesenkt. In der Zwischenzeit belastet die Energiewendepolitik den Zusammenhalt der Regierung, wie das Scheitern einer Einigung über ein Klimagesetz in dieser Woche zeigt. Der Ausgabendruck und die Schuldenbremse verschärfen die Spannungen zusätzlich. Dennoch hat keine der drei Regierungsparteien ein Interesse daran, vorgezogene Neuwahlen auszulösen. Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung: Deutsche Bank AG Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49…
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Die Geschichte lehrt uns: Wohnungsmärkte bieten Inflationsschutz
Im März haben wir gezeigt, dass die Wohnungspreise in Deutschland sowohl in Zeiten hoher Inflation als auch über die letzten 50 Jahre kräftiger zulegten als die Inflation. Hier weiten wir die Analyse auf andere Länder aus. Die niedrigen Zinssätze in den 2010er Jahren führten zu einem hohen Anlagedruck. Immobilien wurden oftmals zum Ersatz für die niedrigen Anleiherenditen. Folglich erhöhten viele Investoren in der letzten Dekade und während der Pandemie ihre Immobilienquoten. Der Zinsschock, der Ende 2021 einsetzte, traf viele Aktien- und Anleihemärkte härter als die Immobilienmärkte. Infolgedessen stiegen die Immobilienquoten noch weiter an. Regulatorische Anforderungen könnten institutionelle Anleger dazu zwingen, diese wieder zu senken. Andere Anleger könnten ebenfalls eine Neuausrichtung…
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Halbleitermarkt: Wie lange werden die globalen Umsätze noch fallen?
Momentan schrumpfen die weltweiten Umsätze für Halbleiter. Das Momentum war im Dezember 2022 immer noch negativ, die weltweiten Verkäufe fielen um 4,4% pro Monat, der stärkste Rückgang im aktuellen Abwärtszyklus seit Juni 2022.Die Schlüsselfrage dieses Aktuellen Kommentars ist es, wann die Rezession enden wird. Mehrere Entwicklungen deuten auf einen anhaltenden Abwärtszyklus hin – zumindest für die nächsten Quartale. Da der Absatz von Halbleitern stark mit dem Welthandel korreliert, gehen wir davon aus, dass die Nachfrage wieder anziehen wird, sobald sich die Aussichten für die Weltwirtschaft allmählich verbessern. Die Halbleiterindustrie ist trotz ihres langfristigen Aufwärtstrends extrem zyklisch.[1] Mit Bezug auf die Verkäufe von Halbleitern[2] zeigen unsere Berechnungen, dass die letzte Boomphase…
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OTC-Derivatehandel: Erste Anzeichen einer Verlagerung von London zu EU-Finanzzentren
London ist nach wie vor der führende Finanzplatz für OTC-Zinsderivate mit einem Marktanteil von 46% und einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von USD 2,6 Bill. Allerdings hat Großbritannien seit 2019 an Boden verloren – damals lag sein Marktanteil noch bei 51%. Gründe dafür sind sowohl die Abkehr vom Libor als auch die anhaltenden Bemühungen der EU-Behörden, mehr Derivate-Clearing in die EU zu holen. Der Derivatemarkt zeichnet sich durch seine enorme Größe, globale Struktur und die starke Konzentration auf wichtige Finanzzentren wie London aus. Der Nominalwert aller ausstehenden außerbörslich (over-the-counter, OTC) gehandelten Derivate belief sich gemäß Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Ende Juni 2022 auf USD 632 Bill. Mit Derivaten…
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Der Häusermarkt könnte die EZB in eine Zwickmühle bringen
Die Eindämmung der Inflation ist das Hauptziel der EZB. Bleibt die Inflation hoch, könnten weitere Zinserhöhungen zu Verwerfungen auf den Wohnungsmärkten führen. Angesichts ihrer Größe und Bedeutung könnte dies Auswirkungen auf die makrofinanzielle Stabilität haben. In den Boomjahren boten Investitionen in vielen Städten eine Nettomietrendite von etwa 3%, die durch einen Hypothekenzins von 1% finanziert wurde. Dies bot einen positiven Cashflow. Investoren konnten damit leicht zweistellige Eigenkapitalrenditen erzielen. Jetzt, da die Hypothekenzinsen deutlich über 3% liegen, hat sich das Blatt gewendet. Unterstellt man Finanzierungskosten von 4% und kein Mietwachstum, dann müssen die Preise um 25% fallen, damit die Mietrenditen wieder die Gewinnschwelle erreichen. Erwarten die Investoren von Beginn an einen…
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Deutscher Wohnungsmarkt: Inflationsschutz ist historische Regel
Wir berechnen ein nominales und reales Renditedreieck von 1970 bis 2022 für Hauspreise in Deutschland. Der Markt bot in der Vergangenheit einen Inflationsschutz. Dies gilt insbesondere für Phasen mit hohen Inflationsraten, da dort die Hauspreise sogar die Inflation übertrafen. Die große Angebotsknappheit und steigende Mieten sind weitere Faktoren, weshalb die aktuell fallenden Hauspreise bald ihren Boden finden dürften. bitte hier klicken für komplette Grafik Die Inflation wirkt auf zweierlei Weise auf die Hauspreise ein. Erstens erhöhen hohe Inflationsraten kurzfristig die Zinsen. Höhere Finanzierungkosten belasten Häuslebauer und Investoren und dämpfen die Preise. So hat der nominale Zinsschock, der sich seit Ende 2021 vollzog, den Hauspreisboom beendet. Seit einigen Monaten fallen die Preise.…
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Neue globale Realitäten
Der massive Anstieg der wirtschaftlichen Unsicherheit und die Energiepreisexplosion dürften im Winterhalbjahr zu einer Rezession führen, die aber dank umfangreicher Fiskalpakete nicht so stark ausfallen dürfte, wie zunächst befürchtet. Erneute kräftige Kaufkraftverluste werden zu einem Rückgang des privaten Verbrauchs im Jahr 2023 führen. Investitionen werden schrumpfen – die Bauinvestitionen deutlich. Der Export leidet unter der schwachen Weltkonjunktur, den Anpassungserfordernissen in der Industrie sowie der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Diese Faktoren werden auch die Erholung in der zweiten Jahreshälfte und im Jahr 2024 begrenzen. Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung: Deutsche Bank AG Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 (69) 910-00 Telefax: +49 (69) 910-34225 http://www.db.com Weiterführende Links Originalmeldung der…
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Inflation und Zinsanstieg: Privathaushalte reagieren. Sparen, Geldanlage und Kredit
Das Einlagenwachstum der Privathaushalte ist bis Ende September deutlich auf nur noch 1,9% ggü. Vorjahr zurückgegangen, infolge gestiegener Lebenshaltungskosten und stark negativer Realzinsen. Andere Finanzanlagen verzeichneten hingegen im ersten Halbjahr vergleichbar hohe Zuflüsse wie in den zwei Rekordjahren zuvor. Im kommenden Jahr ist ein ähnliches Anlageverhalten zu erwarten. Die Baukredite legten mit netto EUR 53,9 Mrd. in den ersten neun Monaten nochmals kräftig zu, aber 2023 dürften die Neukredite sinken und der Bestand deutlich langsamer wachsen. Wir haben die neue Ausgabe unseres Deutschland-Monitors zu den Finanzen der privaten Haushalte veröffentlicht: https://www.dbresearch.de/MAIL/RPS_DE-PROD/PROD0000000000525868.pdf Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung: Deutsche Bank AG Taunusanlage 12 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 (69) 910-00 Telefax:…
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Deutlicher Produktionsrückgang in der Chemieindustrie
Keine Industriebranche in Deutschland ist derart stark von der Gasknappheit und den gestiegenen Gaspreisen betroffen wie die Chemieindustrie. Das Produktionsniveau der Branche lag im Oktober 2022 um 22,5% unter dem Wert des 4. Quartals 2021. Auch in der mittleren Frist haben sich die Perspektiven der Chemieindustrie am Standort Deutschland verschlechtert. Keine Industriebranche in Deutschland ist derart stark von der Gasknappheit und den gestiegenen Gaspreisen betroffen wie die Chemieindustrie. Sie führt die Rangliste der industriellen Gasverbraucher mit einem Anteil von etwa 30% an. Die umfangreichen Einsparungen an Gas, die die deutsche Industrie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vornehmen musste, wären ohne eine Reduktion der inländischen Fertigung in der…
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Das Ende der EZB-Strafzinsen: Deutsche Banken verringern ihren Bargeldbestand
Am 21. Juli verkündete die EZB die Anhebung des Zinssatzes für die Einlagenfazilität von -0,5% auf 0%, gültig ab dem 27. Juli. Noch bis Ende desselben Monats haben die Banken in Deutschland ihren Kassenbestand an Banknoten und Münzen um rekordverdächtige EUR 11 Mrd. abgebaut. Es spricht viel dafür, dass sie ihren unverzinsten Barbestand weiter zurückfahren werden, da der EZB-Zinssatz ab Mitte September sogar bei 0,75% liegen wird. Bisher hatten die Banken selbst an Jahresanfängen, zu welchen die hohen Weihnachts-Barbeträge aus dem Privatbereich zurückfließen, ihre Bestände nie um mehr als EUR 5 Mrd. verringert. Insgesamt ging der Trend sogar stetig nach oben: Seit der Senkung des EZB-Einlagenzinssatzes im März 2016 auf…