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Sein Blubber schützt den Schweinswal vor dem Frieren
Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist Kälte gewohnt. Oft als Einzelgänger, manchmal zu zweit, durchschwimmt er Nord- und Ostsee und ist hoch oben zwischen Schweden und Finnland genauso zu finden wie an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns oder vor den deutschen Nordseeinseln. Je weiter im Norden er unterwegs ist, desto eisiger ist das Wasser. Vor der Küste Finnlands hat die Ostsee jetzt im Februar um die null Grad und friert stellenweise zu. Wale müssen zum Luftholen aber immer wieder auftauchen. So zieht es die Meeressäuger im Winter an die deutschen Küsten mit ihrer Wassertemperatur von bis zu fünf Grad. Vor allem die Pommersche Bucht wird zum Wal-Winterquartier. „Ein Wal darf nie auskühlen,…
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Deutsche Wildtier Stiftung: Habecks Klimastrategie bedroht heimische Wildtiere
Zwei Prozent der Bundesfläche für Windräder nutzen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien als überragendes öffentliches Interesse gesetzlich verankern: Diese erklärten Ziele von Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, werden zu Kollisionen mit dem Artenschutz führen. „Im Einzelfall gibt es diese negative Beeinträchtigung. Aber man kann Artenschutz und den Ausbau von Erneuerbaren Energien sehr gut miteinander kombinieren, wenn man ein bisschen kreativ wird und anfängt, die technischen Möglichkeiten, aber auch die artenschutzrechtlichen Möglichkeiten zu nutzen“, sagte Habeck selbst dazu am Dienstagabend in den ARD-Tagesthemen. Auch die Deutsche Wildtier Stiftung ist grundsätzlich für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Aber die Förderung der Windenergie stellt eine Gefahr für zahlreiche Wildtiere dar“,…
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Pssst! Zum Jahreswechsel können wir auch leise
Okay: Silvester wird in diesem Jahr coronabedingt also wieder weniger geböllert und geknallt. Der Verkauf von Feuerwerkskörpern ist deutschlandweit verboten, in manchen Bundesländern dürfen auch keine Raketen aus dem letzten Jahr gezündet werden. Manch einer mag es vermissen – den Wildtieren, vor allem in der Stadt, wird es nicht fehlen: Zum zweiten Mal in Folge ein Jahreswechsel ohne flächendeckende Attacken, die unter Singvögeln und Eichhörnchen, bei Igel, Fuchs oder Reh in der Nacht zu Neujahr sonst regelmäßig Panik auslösen. „Das neue Jahr zu feiern bringt auch ohne Böller Spaß, wenn wir an die Tiere denken“, sagt Jenifer Calvi, Pressereferentin der Deutschen Wildtier Stiftung. Silvester-Knallerei ist für viele Wildtiere ein Kraftakt…
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Kommunikation ist alles – auch beim Großen Mausohr! Der Forschungspreisträger 2021 der Deutschen Wildtier Stiftung ist ein Fledermausforscher
Wer hängt mit wem kopfüber ab, wer lernt was von wem und wie kommunizieren Fledermäuse neues Wissen an ihre Artgenossen? Antworten auf diese Fragen könnten bald direkt aus den Wochenstuben des Großen Mausohrs kommen, denn der Fledermausspezialist und Diplom-Biologe Dr. Simon Ripperger (39) vom Naturkundemuseum Berlin erhält heute Abend den Forschungspreis 2021 der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Verleihung des mit 50.000 Euro dotierten Preises findet im Zoologischen Museum in Hamburg statt. Mit seinem Vorhaben: „Die Wochenstuben des Großen Mausohrs (Myotis myotis) – wichtige Zentren des sozialen Lernens?“ hat Ripperger die unabhängige Forschungspreisjury aus renommierten Fachwissenschaftlern überzeugt. „Sein komplexes, aber gut nachvollziehbar aufgebautes Projekt beleuchtet das weitgehend unverstandene Thema des sozialen…
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Kleiner Tümmler in großer Not
Es gehört zu den Höhepunkten von Strandurlauben auf Amrum oder Angelausflügen auf der Ostsee: Plötzlich pflügt eine dreieckige Finne durch das dunkle Wasser, manchmal eine zweite. „Delfine“, rufen die Kinder und vergessen ihre Sandburgen. Aber es sind Schweinswale – denn die gibt es in Nord- und Ostsee. Sie sind keine Delfine, aber deren nächsten Verwandte. Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) lebt überwiegend in flachen, küstennahen Meeren und Flussmündungen und ist als einzige Walart ganzjährig in Nord- und Ostsee zu finden. Aber während Badegäste vor ein paar Jahrzehnten noch direkt vor der Küste Sylts regelmäßig Walmütter mit ihren Kälbern beobachten konnten und selbst in der Kieler Förde häufig Schweinswale gesichtet wurden,…
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Keine Angst vor grauen Stängeln
Deutsche Wildtier Stiftung: Wer beim Aufräumen im Garten möglichst viele verblühte Pflanzen stehenlässt – Richtwert ca. drei Viertel der Pflanze werden stehengelassen – oder nur wenig zurückschneidet, bietet Vögeln Nahrung und Insekten ein überlebenswichtiges Winterquartier Der November steht vor der Tür und unsere Gärten und Parks sowie die Blühstreifen an Feldrändern verlieren ihre Farben. Sind die Blätter von Bäumen, Sträuchern und Blumen abgefallen, dominiert das Grau. Aber verblühte Sträucher, Stauden und Pflanzenstängel haben ihren eigenen Reiz – und für Wildtiere sind sie enorm nützlich. „Wer beim Abschneiden verblühter Zweige und Pflanzenstängel den Großteil der jeweiligen Pflanze über den Winter hinweg stehen lässt, hilft Vögeln und Insekten beim Überleben“, sagt Manuel…
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Deutsche Wildtier Stiftung fordert: Weg mit Laubbläsern – zurück zu Harke und Besen
Der Herbst ist da: Leise fallen die Blätter und bedecken Straßen und Bürgersteige, Rasen und Beete in Parks und Gärten. Das ruft diejenigen auf den Plan, die der Meinung sind, öffentliche Anlagen und private Vorgärten müssten penibel von der Blätterlast befreit werden. Müssen sie wirklich? "Nur, wenn es darum geht, dass auf öffentlichen Wegen kein Mensch gefährdet wird", sagt Jenifer Calvi, Pressereferentin der Deutschen Wildtier Stiftung. Nasse Blätterschichten sind eine rutschige Angelegenheit; Städte und Kommunen haben die Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihre Bürger sicher auf öffentlichen Wegen unterwegs sind. Das ging bis Ende der 90er-Jahre mit dem guten alten Besen, dem Rechen oder einer Harke. Seitdem scheint der Laubbläser…
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Lahme Enten brauchen Ruhe
Wenn Vögel in der Mauser Federn lassen, werden aus stolzen Stockentenmännchen schnell lahme Enten. Sie verlieren ihr grün schillerndes Prachtkleid und sind plötzlich glanzlos und graubraun eingefärbt. Anderen Vogelarten geht es nicht besser: Wie die Stockenten verlieren auch Brandgänse mit einem Mal all ihre Schwungfedern und sind in dieser Zeit komplett flugunfähig. Haubentaucher wechseln auf dem See ihr Gefieder, sie ruhen dabei. Eiderenten und Gänse suchen zu Tausenden Schutz in der Masse am Wattenmeer. Auch Höckerschwäne mausern in Gruppen. Der hormonell gesteuerte Prozess der Mauser ist gefährlich: Ohne ein flugfähiges Federkleid sind die Vögel jetzt hilflos und auf ungestörte Mauserplätze angewiesen. „Scheuchen Sie Wildvögel während der Mauser nicht auf, es…
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Streuobstwiesen sind Naschgärten und Kulturerbe
Streuobstwiesen duften nach Omas Apfelkuchen. Sie spenden Schatten in der Sommerhitze. Nirgendwo schmecken die Birnen süßer, nirgendwo hat der Obstbrand mehr Umdrehungen. Pohls Schlotterapfel oder Grumkower Butterbirne heißen typisch alte Sorten, die nicht im Supermarkt, sondern auf Obst-Hoffesten verkauft werden. Streuobstwiesen sind Naschgärten für Mensch und Tier – und Kulturerbe. Die Auszeichnung als „Immaterielles Kulturerbe“ wurde im Frühjahr dieses Jahres von den Kulturministern der Länder – der Kulturministerkonferenz – bestätigt. Die Streuobstwiese auf Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern ist etwa 100 Jahre alt. Wirtschaftlich ist die Wiese nicht – für Naturschützer ist sie aber unbezahlbar! „Unsere Streuobstwiese ist Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Mehr Biodiversität geht bei uns nicht“, sagt Michael…
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Unken aus Leidenschaft
Wenn an einem lauen Sommerabend die rote Sonne im Wiesenteich versinkt, ertönt immer seltener eine sehnsüchtige Melodie. Die männlichen Rotbauchunken singen ihr Liebeslied: „UhhUhhUhh – Bombina bombina, wo bist du, wo bleibst du?“ Zugegeben: Eine Unke (Bombina bombina) alleine klingt manchmal etwas monoton. Finden sich Unken-Männchen zu einem Chor zusammen, kann der Zuhörer eine inbrünstige Mehrstimmigkeit bewundern; ein italienischer Männerchor kann nicht kitschiger klingen. Neben einem tiefen Grundton können Unken-Männchen bis zu sechs verschiedene Töne hervorbringen. Je wärmer der Teich ist, in dem sie sitzen, desto schneller erklingt die Tonfolge. So hocken die Rotbauchunken nun im Wasser und „unken“ ihre Liebeslieder geduldig über mehrere Stunden hinweg. Die Pupillen wie winzige…