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Tarifglättung
Um Progressionsschwankungen bei einem Wechsel von ertragreichen und ertragsarmen Jahren abzumildern, gibt es seit 2014 die Tarifglättung. Die für Landwirtinnen und Landwirte vorteilhafte Regelung will der Gesetzgeber nun voraussichtlich auch auf die kommenden Jahre ausweiten. Die Vorschrift des Paragraphen 32c Einkommensteuergesetz soll Gewinnsprünge und die daraus resultierenden Einkommensteuerbelastungen für Landwirte abmildern. Dazu werden die Gewinne und Verluste aus den Betrieben im Rahmen einer Durchschnittsberechnung auf jeweils drei Jahre gleichmäßig verteilt, um die Progressionswirkung des Steuertarifs zu reduzieren. In der Masse gab es dadurch bislang zwar keine hohen Erstattungen, aber in Einzelfällen führte die Regelung durchaus zu erheblichen Steuerminderungen. In der derzeitigen politischen Diskussion um die Stärkung der Land- und Forstwirtschaft…
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Holding in der Landwirtschaft: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Sich über Steuerfragen Gedanken zu machen, kostet Unternehmer zwar Zeit – der Aufwand kann sich aber finanziell lohnen. Wer das Web durchpflügt, landet bei diesem Thema immer wieder bei den gleichen Empfehlungen: „Errichten Sie eine Holding, möglichst doppelstöckig! So belastet der Fiskus Ihre Finanzen nur noch minimal. Ihre Steuerbelastung sinkt von 45 Prozent auf 1,5 Prozent.“ Die Rechenbeispiele dazu ähneln sich stets. Der Weg dahin geht über Kapitalgesellschaften. Denn eine GmbH zahlt nur 15 Prozent Körperschaftsteuer. Es gibt keine steigende Progression, die 15 Prozent fallen vom ersten Euro bis zum Millionengewinn an. Demgegenüber steht die Einkommensteuerbelastung bei natürlichen Personen, ob nun Einzelunternehmer oder Gesellschafter von Personengesellschaften. Hier wird mit dem…
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Grundsteuer: Wie Landwirte von Steuerermäßigungen für den Wohnteil profitieren können
. Voraussetzungen für die Steuerermäßigung Der Betriebsinhaber und seine zum Haushalt gehörenden Familienangehörigen, die Altenteiler oder die Angestellten nutzen die Wohnung zu Wohnzwecken. Die Wohnung muss nah an dem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb des Steuerpflichtigen liegen. Der Betriebsleiter muss mindestens vier bis sechs Wochen im Jahr für den Betrieb tätig sein. Zur Arbeitszeit des Betriebsinhabers zählen neben Stall- und Feldarbeiten auch Maschinenwartungs- und Fahrtzeiten sowie Zeiten für die Beschaffung von Futtermitteln, Vermarktungstätigkeiten, Bürotätigkeiten und Fortbildungen. Bei einer Betriebswohnung muss der darin wohnende Angestellte arbeitsvertraglich mehr als 100 Tage oder 800 Stunden im Jahr für den Betrieb tätig sein. Auch die Betriebswohnungen von ehemaligen Mitarbeitern des Betriebs, die nun im Ruhestand…
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Die E-Rechnung wird Pflicht: Was müssen Landwirte beachten?
. Was ist die E-Rechnung? Bei einer elektronischen E-Rechnung werden die Informationen einer Rechnung vollständig elektronisch per E-Mail in Form eines bestimmten Datensatzes übermittelt. Die derzeit am meisten verbreiteten Formate sind die „XRechnung“ oder die „ZUGFeRD-Rechnung“. Für das Lesen der Datensätze benötigen Landwirte eine entsprechende Software. Die Datensätze werden anschließend in ein Buchführungsprogramm hochgeladen, durch dieses analysiert und ein Verbuchungsvorschlag wird automatisch erstellt. Eine Verknüpfung mit dem Bankkonto ist möglich, sodass Banküberweisung und Buchung in einem Schritt erfolgen können. Auch rechnungsbegleitende Unterlagen, wie Lieferscheine, können in den Datensatz eingebunden werden. Ein PDF-Dokument oder eingescannte Dokumente sind keine E-Rechnungen – als echte E-Rechnung gelten nur Dokumente, die auch der Empfänger automatisch…
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Poolärzte: Keine Sozialversicherungspflicht im Bereitschaftsdienst
Viele Kassenärztliche Vereinigungen verschiedener Bundesländer stellten den Einsatz von Poolärzten weitestgehend ein, nachdem das Bundessozialgericht am 24. Oktober 2023 entschieden hatte, dass ein Zahnarzt während seiner Notdiensttätigkeit als abhängig Beschäftigter der Sozialversicherungspflicht unterliegt (B 12 R 9/21 R). Jetzt kamen die Parteien zu einer Einigung, damit die medizinische Versorgung künftig wieder gewährleistet ist. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) haben in einem Dialogprozess mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie der Deutschen Rentenversicherung Bund offenbar eine Einigung über die Voraussetzungen einer selbstständigen Tätigkeit im vertragsärztlichen Notdienst erzielt (Pressemitteilung KBV). Es gibt allerdings einige Bedingungen, die Poolärztinnen und -ärzte erfüllen müssen,…
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Regress: Praxisbesonderheiten glaubhaft machen
Nicht bezahlte, aber erbrachte Leistungen, gekürzte Honorare und Regresse sind seit Jahren ein Ärgernis für Leistungserbringer im Gesundheitswesen. Die Anerkennung von Praxisbesonderheiten kann jedoch einem drohenden Regress bei Richtgrößenüberschreitungen und Honorarkürzungen vorbeugen. Unter Praxisbesonderheiten sind individuelle Merkmale oder Eigenheiten einer Arztpraxis zu verstehen, die die Vergleichbarkeit der Praxis mit dem Durchschnitt aller anderen Arztpraxen der gleichen Fachgruppe einschränkt oder unmöglich macht. „Der Gesetzgeber hat leider nicht genau festgelegt, was unter einer Praxisbesonderheit genau zu verstehen ist“, bedauert Larissa von Paulgerg, externe Datenschutzbeauftragte bei Ecovis in München. Aus der Rechtsprechung lässt sich ableiten, dass nur solche Umstände in Betracht kommen, die sich auf das Behandlungs- oder Verordnungsverhalten des Arztes auswirken und…
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Praxisvertretung: Urlaub nur mit angestellter Vertretung
Als selbstständiger Honorararzt im Krankenhaus arbeiten? Nach der aktuellen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts ist das nicht mehr möglich. Aber was ist mit einer selbstständigen Tätigkeit in einer Arztpraxis, etwa wenn ein Arzt einen Kollegen vertritt? Die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) zur Scheinselbstständigkeit ist immer restriktiver geworden. Das haben auch niedergelassene Ärzte spätestens mit der Entscheidung des BSG beispielsweise zur Sozialversicherungspflicht von Poolärzten zu spüren bekommen (BSG-Urteil 24. Oktober 2023, B 12 R 9/21 R). Der Notdienst wurde seitdem in zahlreichen KV-Bezirken (KV = Kassenärztliche Vereinigung) daher komplett umgestaltet. Die Kriterien der Scheinselbstständigkeit Das Kriterium, anhand dessen sich selbstständige und abhängige Tätigkeit unterscheidet, ist die Einbindung in eine fremde Organisationsstruktur. Wer sich…
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Betriebliches Gesundheitsmanagement: Blue-Collar-Mitarbeiter
Ein gut aufgestelltes betriebliches Gesundheitsmanagement kann Fehlzeiten reduzieren und die Produktivität erhöhen. Für eine erfolgreiche Umsetzung sollten Arbeitgeber jedoch die spezifischen Herausforderungen der einzelnen Zielgruppen berücksichtigen. Unter Blue Collar sind Mitarbeiter in sozialen und gewerblichen Berufen, etwa angelernte Pflegehelfer oder Techniker, zu verstehen. Im Gegensatz dazu stehen White-Collar-Mitarbeiter wie Büroangestellte. Blue-Collar-Mitarbeiter – auch Deskless Workers genannt – unterscheiden sich von den White-Collar-Angestellten darin, dass sie während ihres Berufsalltags meist körperliche Arbeiten abseits des Schreibtischs verrichten. Sie sind häufig physischen und einseitigen Belastungen ausgesetzt, haben unregelmäßige Arbeitszeiten oder sind in Schichtarbeit tätig, die zu Schlafstörungen oder Erschöpfungszuständen führen. Oftmals leiden sie unter kulturellen Unterschieden und Sprachbarrieren. Auch Mitarbeiter ohne Zugang zu…
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Gebührenordnung für Ärzte: Für wen gilt sie?
Ärztliche Behandlungsleistungen sind grundsätzlich nach der Gebührenordnung für Ärzte abzurechnen. Doch gilt dies für alle Ärzte oder gibt es auch Ausnahmen von dieser Vorschrift? Approbierte Ärztinnen und Ärzte müssen ihre ärztlichen Leistungen, die sie außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung erbringen, nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abrechnen. Somit ist die GOÄ bei Privatliquidationen, also der Abrechnung gegenüber privatkrankenversicherten oder unversicherten Patienten, gesetzlich Krankenversicherten im Fall von individueller Gesundheitsleistungen (IGeL) oder bei Wahl des Kostenerstattungsverfahrens, anzuwenden. Die GOÄ in Kapitalgesellschaften Ungeklärt war bisher die Frage, ob die GOÄ auch bindend für Kapitalgesellschaften ist. Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt musste sich im vergangenen Jahr mit der Frage beschäftigen, ob die GOÄ auch zwingend für…
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Leasingraten: Wie Unternehmer Kosten für das Leasing von Fahrzeugen richtig absetzen
„Aber Vorsicht“, sagt Julius Behr, Steuerberater bei Ecovis in Marktheidenfeld: „Welches Verfahren dabei zur Anwendung kommen kann, hängt auch davon ab, wie das Fahrzeug überwiegend genutzt wird.“ Das hat ein aktuelles Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) jetzt klargestellt. Wie lassen sich Leasingraten steuermindernd absetzen? Grundsätzlich können die Kosten für Leasingfahrzeuge anteilig als Betriebsausgaben abgesetzt werden. „Wird das Leasingauto mehrheitlich betrieblich genutzt, wird es wie ein Wirtschaftsgut des notwendigen Betriebsvermögens betrachtet“, erklärt Ecovis-Steuerberater Behr. Die Privatfahrten mit einem firmeneigenen Fahrzeug – ob geleast oder gekauft – sind dagegen als geldwerter Vorteil zu versteuern. Wie berechnet sich der Privatanteil? Grundsätzlich gibt es dafür zwei Wege: Die Aufzeichnungen im Fahrtenbuch, aus denen sich der…