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Soziale Bewegungen und indigene Völker stellen sich gegen den UN-Gipfel zu Ernährungssystemen und fordern echten Wandel der Ernährungssysteme
Anlässlich der heutigen Bestandsaufnahmeveranstaltung zwei Jahre nach dem „United Nations Food Systems Summit“ (UNFSS) haben die größten Bewegungen für globale Ernährungsgerechtigkeit, Kleinbäuer*innenorganisationen sowie indigene Völker stellvertretend für Millionen Menschen auf der ganzen Welt eine neue Erklärung veröffentlicht. In dieser prangern sie den umstrittenen Ansatz der Vereinten Nationen im Kampf gegen Hunger und Unterernährung an. Zuvor betonten Vertreter*innen der People’s Autonomous Response to the UNFSS die Dringlichkeit koordinierter Maßnahmen zur Überwindung der globalen Hungerkrise . Dabei hoben sie die Notwendigkeit hervor, besonders die Rechte und Forderungen der am stärksten von der Hunger-, Klima- und Gesundheitskrise betroffenen Menschen zu erfüllen. "Der UNFSS hat nicht nur unsere Rechte und die strukturellen Ursachen der Krisen ignoriert", sagt Saúl…
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Welternährung: Hungerzahlen bleiben auf Rekordhoch
Die Welternährungsorganisation FAO hat gestern zusammen mit vier weiteren UN-Organisationen in New York ihren aktuellen Welternährungsbericht (SOFI) vorgestellt. Demnach ist die Zahl chronisch hungernder Menschen im vergangenen Jahr bei 735 Millionen verblieben (2021: 739 Millionen). 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren – mehr als 20 Prozent – sind in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Insgesamt 2,36 Milliarden Menschen – rund 30 Prozent der Weltbevölkerung – sind von mittlerer bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Dies ist ein Anstieg von über 50 Millionen im Vergleich zu den Zahlen des letztjährigen FAO-Berichts und ein dramatischer Anstieg von fast einer Milliarde Menschen seit 2014. Über drei Milliarden Menschen weltweit sind zu arm, um sich gesund ernähren zu…
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Mikrokredit-Überschuldung in Kambodscha: Weltbank-Tochter IFC könnte unabhängige Untersuchung blockieren
Die unabhängige Ombudsstelle der International Finance Corporation (IFC), ein Mitglied der Weltbank-Gruppe, hat eine umfassende Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen im Zuge von Überschuldung in Kambodscha beschlossen. Zuvor hatten lokale Menschenrechtsorganisationen Beschwerde bei der Ombudsstelle CAO eingelegt. Die Untersuchung würde mehrere von der IFC finanzierte Mikrofinanzinstitute und -fonds betreffen, an deren Finanzierung z.T. auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und private Investoren beteiligt sind. Die IFC will die Entscheidung der Ombudsstelle nun nochmals überprüfen – ein ungewöhnlicher Schritt, der die Untersuchung weiter verzögern oder beenden könnte. Im Februar 2022 reichten die Kambodschanische Liga zur Förderung und Verteidigung der Menschenrechte (LICADHO) und Equitable Cambodia eine offizielle Beschwerde bei der Ombudsstelle der IFC im Namen von…
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Kolumbien: Bundesregierung muss Menschenrechte ins Zentrum von Klimabündnis stellen
Am 16. Juni trifft Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin. Deutsche Menschenrechtsorganisationen und Hilfswerke appellieren an Kanzler Scholz, Präsident Petro bei seinem Besuch umfassende Unterstützung für eine menschenrechtskonforme und ökologisch-sozial gerechte Energiewende zuzusagen und ihn aufzufordern, Straflosigkeit in Kolumbien konsequenter zu bekämpfen. Steinkohle-Importe, Polizei- und Militär-Kooperationen, die von der Bundesregierung unterstützten Friedens-prozesse mit den Guerilla-Gruppen, möglicherweise eine Klima- und Energie-Partnerschaft: Deutschlands Beziehungen mit Kolumbien sind so eng wie lange nicht. Gleichzeitig erlebt die Regierung Petro gerade ihre schwerste innenpolitische Krise: Zentrale Reformprojekte könnten an fehlenden Mehrheiten scheitern, Angriffe auf die Zivilbevölkerung nehmen zu. 2023 wurden bereits 73 Menschenrechtsverteidiger*innen ermordet. Bei seinem Berlin-Besuch wird Präsident Petro voraussichtlich die…
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Maasai-Delegation trifft sich mit europäischen Regierungen und Politiker:innen zur Vertreibungskrise
Eine Maasai-Delegation beendet eine zweiwöchige Europareise, auf der sie mit Regierungen, Vertreter:innen der Europäischen Union (EU und religiösen, sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen in Deutschland, Österreich, Italien und Belgien zusammenkam. Ziel der Delegation war es, internationale Unterstützung gegen die anhaltenden Vertreibungen aus ihrer Heimat in den Gebieten Loliondo und Ngorongoro in der Region Arusha, Tansania, zu gewinnen. Die Advocacy-Tour löste eine große Welle der Solidarität bei den europäischen Partner:innen aus. Die Vertreibungskrise zwingt Zehntausende von Maasai-Pastoralist:innen, ihr angestammtes Land zu verlassen, unterbricht ihre traditionelle Lebensweise und bedroht sie in ihrer Existenz. Die Delegation brachte ihre Notlage auf die internationale Bühne, da ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Tansania stark eingeschränkt ist. Die…
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Kambodscha: Präsident des Bauernverbands und Landrechtsaktivisten wegen Verschwörung angeklagt
Drei kambodschanische Menschenrechtsverteidiger wurden Anfang vergangener Woche festgenommen und wegen angeblicher Verschwörung gegen den Staat angeklagt. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft. In dem autoritär geführten südostasiatischen Land steht die Zivilgesellschaft massiv unter Druck; Menschenrechtsaktivist*innen werden immer wieder mit fabrizierten Anklagen überzogen und inhaftiert. Am 18. Mai 2023 wurden der Präsident der ‚Koalition der kambodschanischen Bauerngemeinschaft‘ CCFC, Theng Savoeun, sowie zwei seiner Mitarbeiter, Nhel Pheap und Thann Hach, von der Polizei in der Provinz Ratanakiri verhaftet. Bereits am Vortag waren die drei auf dem Rückweg von einem Workshop zusammen mit 14 weiteren Mitarbeiter*innen von der Polizei festgehalten und verhört worden. Am 22. Mai erhob der zuständige Untersuchungsrichter in allen…
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Maasai in Tansania antworten auf die falschen Erklärungen der tansanischen Regierung zu ihren Rechten
Die Maasai aus Ngorongoro und Loliondo haben auf die jüngste Veröffentlichung der tansanischen Regierung mit dem Titel "A Rebuttal of Claims about the so-called Indigenous Peoples in Tanzania" reagiert. In ihrer Antwort behaupten sie, dass die Behauptungen der Regierung Unwahrheiten enthalten, die ihre/den Schutz ihrer Menschenrechte in Tansania ernsthaft beeinträchtigen. In der Regierungsveröffentlichung wird grundsätzlich die Existenz indigener Völker im Land bestritten und die Maasai als eine von 120 ethnischen Gruppen bezeichnet. Die Afrikanische Kommission für Menschenrechte und Rechte der Völker stuft die Maasai, Barabaig, Hadzabe und Akie Gemeinschaften hingegen deutlich als indigene Völker ein. Dies basiert auf Grundlage von Kriterien wie Selbstidentifikation, einem nicht dominierenden gesellschaftlichen Status, eine Geschichte…
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Maasai-Delegation trifft europäische Regierungen, um Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen, denen sie in Tansania ausgesetzt sind, zu beenden
Eine Delegation von Maasai-Vertreter*innen reist in den nächsten beiden Wochen durch Europa, um internationale Unterstützung im Kontext anhaltender Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen gegen das Volk der Maasai in Tansania zu gewinnen. Seit vielen Generationen leben die Maasai in Harmonie mit der Umwelt, bewahren Land und Wildtiere und schützen die Artenvielfalt im Serengeti Ökosystem. Jedoch wurden und werden sie systematisch verdrängt und gewaltsam von ihrem Land vertrieben. Der Grund für die schweren Verstöße gegen ihre Menschen- und Verfassungsrechte sind problematische Naturschutzprojekte, Tourismus und die Trophäenjagd. In den letzten Jahren haben der Druck und Zwangsräumungen durch die tansanische Regierung in alarmierender Weise zugenommen. Bereits Zehntausende von Maasai sind in den verschiedenen Regionen betroffen.…
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Landgrabbing: Ärztekasse veräußert Beteiligung an hochproblematischem Fonds
Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (ÄVWL) hat sich nach zehn Jahren aus hochproblematischen Landkäufen in Brasilien zurückgezogen. Dies hat die ÄVWL gegenüber FIAN bestätigt. Über einen globalen Landfonds und eine verschachtelte Firmenstruktur hatte sich die Ärztekasse an Landgrabbing im Nordosten Brasiliens beteiligt. Als Rechtfertigung des 100 Millionen US Dollar-Investments hob die Ärztekasse paradoxerweise die „Sicherung der Welternährung“ hervor. In Brasilien hatte der von der ÄVWL mitfinanzierte Fonds bis 2016 rund 135.000 Hektar Land aufgekauft – insbesondere für riesige Sojamonokulturen. Dies geschah vor allem in der Region Matopiba, die wegen krimineller Landgeschäfte und enormer Entwaldungsraten berüchtigt ist. „Mit ihren Millionen hat die Ärztekasse die Jagd nach Land verantwortungslos angeheizt. Uns sind im Laufe der…
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Bäuerlicher Widerstand für einen solidarischen und auf Menschenrechten basierenden Welthandel
Anlässlich des Internationalen Tags des bäuerlichen Widerstandes am 17. April solidarisieren sich die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Amig@s do MST, das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, FIAN Deutschland, INKOTA-netzwerk, das Netzwerk Gerechter Welthandel und PowerShift, mit klein- und mittelständischen Bäuer*innen, Landarbeiter*innen und indigenen Gemeinschaften weltweit. Mit Traktor, Schildern und Bannern forderten sie heute bei einer Kundgebung vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin eine Handelspolitik, die auf solidarischen Prinzipien, den Menschenrechten sowie dem Schutz der Umwelt und des Klimas basiert. Die Verhandlungen zum EU-Mercosur-Abkommen nehmen aktuell wieder an Fahrt auf. Doch Freihandelsverträge wie das EU-Mercosur-Abkommen beruhen auf dem veralteten Wachstumsparadigma, welches Bäuer*innen weltweit in die industrielle Massenproduktion zwingt. Die in…