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Wohin entwickelt sich die deutsche Sprache?
Fällt Ihnen das auch auf? Neue Wörter und altbekannte, die jetzt im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Situation richtig Karriere machen, sind gern englisch oder pseudo-englisch. Denken Sie nur an Lock- oder Shutdown, Homeschooling, Homeoffice oder das unsägliche Social-Distancing. Echte deutsche Wortschöpfungen gibt es durchaus auch. Wörter wie Erklärvideo oder Geisterspiel. Eine weitere Schöpfung – der wunderbare Schnutenpulli – ist aus meiner Sicht völlig zu Recht zum plattdeutschen Wort des Jahres gekürt worden, allerdings nicht ganz unwidersprochen. Ein herrliches Wort, das die Schöpferkraft unserer Sprache deutlich macht. Dagegen kommt ein Wort wie Maskenpause aus dem nordrhein-westfälischen Schulministerium ziemlich bürokratisch daher. Vom gesundheitsschädlichen Unfug, Schüler während des gesamten Unterrichts Schnutenpullis tragen zu…
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Haben Sie heute schon ein Schaf beigetragen?
Heute früh musste ich herzhaft lachen, als ich mal wieder eine verunglückte Redensart gelesen habe – diesmal in Steingarts Morning Briefing: Dort wird Katja Hessel im Zusammenhang der Wirecard-Untersuchung mit dem Satz zitiert: „Und wenn Herr Hufeld sein Schäfchen dazu beigetragen hat, ist es natürlich fraglich, ob er dann nicht auch Konsequenzen ziehen muss.“ Was für ein Unsinn! Im ersten Moment habe ich gedacht: Das kann Frau Hessel so nicht gesagt haben, bestimmt hat sie im Interview nur undeutlich genuschelt und der Redakteur hat es falsch transkribiert. Aber nein, sie hat das tatsächlich deutlich gesagt, ich habe dazu extra den Podcast angehört: Der Text entspricht dem Gesagten. Wozu könnte man…
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Ist der Corona-Impfstoff die neue 42?
In der vierteiligen Roman-Trilogie „Per Anhalter durch die Galaxis“ heißt es: Die Antwort auf alle wichtigen Fragen ist „42“. Das sieht die Bundesregierung offensichtlich anders: In einem Eckpunktepapier vom 3. Juni 2020 setzt der Koalitionsausschuss der Bundesregierung unter Punkt 53 fest: „Die Pandemie endet, wenn ein Impfstoff für die Bevölkerung zur Verfügung steht.“ Aha, die Antwort auf eine Virus-Pandemie ist also 53 und damit ein Impfstoff. Und das bei einer Pandemie, die nur aufgrund einer rechtzeitigen Änderung der Pandemie-Kriterien überhaupt als eine solche durchgeht. Zur Stärkung des Gesundheitssystems ist ein Finanzbedarf von insgesamt 9,75 Milliarden Euro veranschlagt. Allein für die Entwicklung des Impfstoffes sind davon 750 Millionen Euro vorgesehen. Wetten,…
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Wie sprach-fit sind Ihre Auszubildenden?
Der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) hat eine Umfrage unter mittelständischen Unternehmen durchgeführt. In seiner aktuellen Ausgabe der Sprachnachrichten schreibt der VDS, dass sich etwa 60 Unternehmen beteiligt haben. Das erschreckende Ergebnis ist, dass sie nur einem Drittel ihrer Bewerber ausreichende Rechtschreibkenntnisse bescheinigen. Außerdem seien nur 11 Prozent der Azubis „in der Lage, sich zusammenhängend, fehlerfrei und verständlich schriftlich auszudrücken.“ (Mehr dazu in den aktuellen Sprachnachrichten: https://vds-ev.de/…) Und nicht, dass Sie meinen, die Sprachschwäche beträfe nur die Absolventen von Mittel- und Realschulen. Auch an den Hochschulen machen sich die Defizite entsprechend bemerkbar. Vorlesungen in Zukunft womöglich nur noch in englischer Sprache anzubieten, fügt diesem Problem nur ein weiteres hinzu: die…
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Rechtschreibkenntnisse sind mancherorts schädlich
Wenn an Universitäten Abschlussarbeiten schlechter bewertet werden, als es der Inhalt nahelegt, weil der Student seinen Text nicht gendert, ist das eine willkürliche Benachteiligung. Warum? Für Schulen und Behörden ist die amtliche deutsche Rechtschreibung verbindlich. Punkt. Jeder Verstoß dagegen ist ein Fehler, der eine schlechtere Bewertung rechtfertigt. Wer dagegen seine Texte fehlerfrei im Sinne der gültigen Rechtschreibregeln verfasst, hat aus meiner Sicht Anspruch auf die dem Inhalt angemessene Note. Wenn er die nicht bekommt, sollte er sich wehren. Zur Not gerichtlich. Schließlich hängt unter Umständen seine Zukunft von diesem Abschluss ab. Jetzt können Sie einwenden, dass die Hochschule sich Regeln geben kann und diese dann von den Studenten eingehalten werden…
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Das Missbrauchsopfer des Monats: der Doppelpunkt
Seit Anfang Januar gilt in Lübecks Verwaltung die Regelung, Texte geschlechtsneutral zu verfassen. Das allein wäre keine Erwähnung wert, wenn die Lübecker Behörden unter diesem Etikett sich und ihren Bediensteten mit der neuen Regelung nicht Rechtschreibfehler verordnen würden. Tatsächlich ist die amtliche deutsche Rechtschreibung für Behörden und Schulen verbindlich. Das bedeutet, dass jeder einen Fehler macht, der sich über die amtlichen Regeln hinwegsetzt. Schüler wissen ein Lied davon zu singen. Nach diesen amtlichen Rechtschreibregeln hat innerhalb eines Wortes weder ein Sternchen, noch ein Doppelpunkt, noch ein Großbuchstabe etwas verloren. Wenn nun also Lübeck seinen Bediensteten abverlangt, statt „liebe Lübecker“, was korrekt wäre, „liebe Lübecker:innen“ und ähnliches zu schreiben, dann verordnet…