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Gaspreisdeckel zur Entlastung von Privathaushalten kostet je nach Modell zwischen gut 15 und knapp 37 Milliarden Euro
Ein Gaspreisdeckel für den Grundverbrauch der deutschen Privathaushalte kostet den Staat je nach Ausgestaltung zwischen 15,6 Milliarden Euro und 36,5 Milliarden Euro für das Jahr 2023. Am günstigsten wäre ein Gaspreisdeckel, bei dem ein subventionierter Grundverbrauch abhängig von der Zahl der Personen im Haushalt gewährt wird. Bei diesem Modell würde die Entlastung faktisch relativ stark fokussiert auf Haushalte mit kleinen Wohnungen und/oder niedrigem Gasverbrauch im Verhältnis zur Personenzahl und entsprechend niedrigeren Heizkosten. Ab einer mittleren Wohnungsfläche pro Person fiele der Anteil an der aktuell drastischen Gaspreissteigerung, den die staatliche Subventionierung abfängt, entsprechend geringer aus. Knapp doppelt so teuer wäre ein Gaspreisdeckel, der als Referenz den Vorjahresverbrauch (beispielsweise 80 Prozent davon)…
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IMK: Durch Energiepreisschocks in die Rezession – Deutsche Wirtschaft wächst 2022 um 1,6 Prozent und schrumpft 2023 um 1,0 Prozent
Der massive Anstieg der Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und von eingestellten Gaslieferungen stellt einen in der Nachkriegszeit einmaligen Preisschock für die deutsche Wirtschaft dar. Der private Konsum wird aufgrund des drastischen Kaufkraftverlusts deutlich zurückgehen, was das Wachstum belastet. Zwar wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresdurchschnitt 2022 noch um 1,6 Prozent steigen, im kommenden Jahr aber um jahresdurchschnittlich 1,0 Prozent schrumpfen. Das ergibt die neue Konjunkturprognose des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.* Gegenüber der letzten Prognose vom Juni senkt das Institut damit seine Wachstumserwartung für dieses Jahr um 0,3 Prozentpunkte und für 2023 um 3,6 Prozentpunkte. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt trotz der…
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Ab 1. Oktober werden Schwerbehindertenvertretungen gewählt – aber längst nicht in allen Betrieben
Ab dem 1. Oktober werden, wie alle vier Jahre, die Schwerbehindertenvertretungen neu gewählt. Allerdings längst nicht in allen Betrieben, wie eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Denn zum einen beschäftigen viele Unternehmen keine Schwerbehinderten oder ihnen rechtlich gleichgestellte Personen – oder weniger, als die gesetzliche Quote vorsieht. Dabei zeigen die vom WSI ausgewerteten Daten der repräsentativen Betriebs- und Personalrätebefragung, dass – verglichen mit Daten der Bundesagentur für Arbeit zu allen Arbeitgebern in Deutschland – Arbeitgeber in mitbestimmten Betrieben ihre Pflichten eher erfüllen. Mitbestimmung scheint damit zu einer besseren Inklusion von Schwerbehinderten beizutragen. Zum anderen wird der Anspruch auf die Einrichtung einer Schwerbehindertenvertretung, die Menschen…
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Befragung unter 6200 Erwerbspersonen
9 Prozent der Erwerbspersonen in Deutschland haben im April/Mai 2022 Verschwörungserzählungen zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zugestimmt. 17 Prozent unterstützten Aussagen, die Geflüchtete aus der Ukraine abwerten. Die Überschneidung zwischen beiden Gruppen ist erheblich. Das macht deutlich: wer offen ist für Verschwörungsdenken, neigt auch stärker zu abwertenden Einstellungen. Die überwiegende Mehrheit, nämlich 74 Prozent der Erwerbspersonen, lehnen Verschwörungsdenken zum Krieg ab; mit 44 Prozent auch abwertende Aussagen über geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. 12 Prozent bzw. 30 Prozent äußerten sich ambivalent, das heißt, sie stimmten unter jeweils mehreren Aussagen mit Bezug zu Verschwörungsdenken bzw. Abwertung ukrainischer Geflüchteter mindestens einer zu, aber nicht allen (siehe auch Abbildungen 1 und 2 in…
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Neue Werte
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession gerät, ist zuletzt weiter gestiegen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von September bis Ende November weist der Indikator ein Rezessionsrisiko von 64,1 Prozent aus. Anfang August betrug die Rezessionswahrscheinlichkeit für die folgenden drei Monate noch 57,8 Prozent. Die statistische Streuung, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, liegt aktuell bei 15,4 Prozent. Das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarninstrument steht wie in den Vormonaten auf "rot". Der Anstieg bei der Rezessionswahrscheinlichkeit hängt stark mit realwirtschaftlichen Daten zusammen, die in den Indikator einfließen: Die hohen Energie- und…
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Neue Studie zum „Goodwill“ in Bilanzen
Zwischen 2006 und 2019 haben die knapp 170 wichtigsten börsennotierten deutschen Unternehmen fast ein Viertel ihrer Einnahmen, gut 400 Milliarden Euro, dafür aufgewendet, andere Unternehmen aufzukaufen. Der größere Teil der Zukäufe erfolgte im Ausland, was auf eine verstärkte Internationalisierung hindeutet. Zugleich wird bei Akquisitionen relativ selten diversifiziert, das heißt, meistens wurden Unternehmen aus der eigenen Branche übernommen. Unternehmen, die über eine starke Mitbestimmung der Beschäftigten verfügen, insbesondere im Aufsichtsrat, gehen bei Zukäufen im Mittel weniger stark ins Risiko als Firmen mit schwacher oder ganz ohne Mitbestimmung. Das ergibt eine neue Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), die das Institut für Mitbestimmung und…
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Aktuelle Umfrage des WSI-Portals Lohnspiegel.de zu Energiepreisen
Eine gezielte Unterstützung von Menschen mit geringem Einkommen sowie ein Preisdeckel für den Grundbedarf an Energie: Diese beiden Maßnahmen stoßen unter Beschäftigten angesichts der hohen Energiepreise auf breite Zustimmung. Jeweils etwa ein Drittel (32 bzw. 33 Prozent) entscheidet sich in einer aktuellen Umfrage des Portals Lohnspiegel.de unter mehr als 9.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für eine dieser beiden Optionen. Auf deutlich weniger Zuspruch stößt hingegen eine generelle Subventionierung des gesamten Verbrauchs von Energie (9 Prozent) sowie der Vorschlag, in erster Linie Berufspendler zu unterstützen (5 Prozent). Nur 2 Prozent der Befragten halten eine Entlastung für nicht notwendig, während 20 Prozent keine Meinung zu der Frage hatten (siehe Abbildung 1 in der…
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Neue Analyse
Pauschale Verlängerungen von wöchentlichen oder von Lebensarbeitszeiten können Engpässe bei Fachkräften verschärfen und sind deshalb nicht geeignet, Arbeitsmarktprobleme durch den demografischen Wandel zu reduzieren und die Sozialkassen zu stabilisieren. Denn angesichts stark verdichteter Arbeitsabläufe und erheblicher psychischer und/oder körperlicher Belastungen an sehr vielen Arbeitsplätzen drohen bei weiter verlängerten Arbeitszeiten geringere Produktivität, vermehrte Leistungsreduzierung oder sogar Arbeitsausfall, etwa durch Unfälle oder Stress-assoziierte Erkrankungen, die wiederum zu höheren Sozialausgaben führen. Andere Beschäftigte könnten mit einem Wechsel in Teilzeit reagieren – ein Muster, das beispielsweise in der Pflege längst zu beobachten ist und den Fachkräftemangel dort vergrößert. Generell längere Vollzeit-Arbeitszeiten würden für Eltern, insbesondere Mütter, die Probleme verschärfen, Erwerbs- und Familienarbeit zu vereinbaren…
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Gut zwei Drittel wollen mehr Investitionen in öffentliche Infrastruktur, unterschiedliche Schwerpunkte nach Regionen
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist unzufrieden mit der öffentlichen Infrastruktur. Im Bundesdurchschnitt fordern deshalb gut zwei Drittel höhere staatliche Investitionen. Am geringsten ist die Zufriedenheit in den Bereichen Bildung, Gesundheit/Pflege und Umweltschutz. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede, zeigt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung*: Auf dem Land ist der Wunsch nach Verbesserungen der Gesundheitsversorgung noch höher als in der Stadt. Mehr Bedarf an Investitionen in Klima- und Umweltschutz äußern dagegen häufiger Stadtbewohner und Stadtbewohnerinnen. In den neuen Bundesländern spielt öffentliche Sicherheit eine größere Rolle, Klimaschutz eine geringere. Im Westen ist es genau umgekehrt. Durchweg sehr niedrig ist die Zufriedenheit im Saarland.…
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Zwischenbilanz des WSI-Tarifarchivs: Nach den bislang vorliegenden Abschlüssen steigen die Tariflöhne 2022 durchschnittlich nominal um 2,9 Prozent, nach Abzug der Inflationsrate sinken sie real um 3,6 Prozent
Unter Berücksichtigung der im 1. Halbjahr 2022 abgeschlossenen Tarifverträge und der in den Vorjahren für 2022 bereits vereinbarten Tariferhöhungen steigen die Tariflöhne in diesem Jahr nominal um durchschnittlich 2,9 Prozent. Vor dem Hintergrund der Inflation im ersten Halbjahr 2022 ergibt sich hieraus real ein Rückgang von 3,6 Prozent. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Halbjahresbilanz, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Für knapp 11 Millionen Beschäftigte werden in 2022 Tariferhöhungen wirksam, die bereits 2021 oder früher in Tarifverträgen mit mehrjähriger Laufzeit festgelegt wurden. Hierzu gehören auch große Tarifbranchen wie z. B. der öffentliche Dienst oder der Einzelhandel. Diese älteren Abschlüsse wurden zu einem…