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Niki de Saint Phalle
Ihre sinnlichen Nanas – üppige, farbenfrohe Frauenfiguren – machten sie weltberühmt und über die Kunstwelt hinaus populär: Niki de Saint Phalle. Neben diesen großformatigen Skulpturen schuf sie ein facettenreiches Werk, das nicht nur Malerei und Zeichnung, sondern auch Assemblagen, Aktionen, Theater, Film und Architektur umfasst. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht dabei stets die Verarbeitung der eigenen Gefühle und damit auch ein kritisches Hinterfragen sozialer und politischer Konventionen, von Institutionen und Rollenbildern – Auseinandersetzungen, die gerade heute ihre Relevanz behalten. Niki de Saint Phalle (1930–2002), ist eine der wichtigen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Aufgewachsen in Paris und New York, kehrte sie in den 1950er-Jahren nach Paris zurück, wo sie ihre künstlerische…
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Tabea Blumenschein und Ulrike Ottinger | Westberliner Avantgarde
Tabea Blumenschein (1952–2020) ist dem Publikum vor allem als Darstellerin in den Filmen der international renommierten Regisseurin Ulrike Ottinger (*1942) bekannt. Blumenscheins künstlerische Kreativität fand in ihrer zweiten Lebenshälfte in der Zeichnung eine starke weitere Ausdrucksform. Es entstanden hunderte fiktive und stilisierte Porträts in einem an Comic-Zeichnungen erinnernden Stil, in denen die Künstlerin vermischte, was sie liebte: Mode, Folklore, Kitsch und Pop-Kultur. Die Personen, die Blumenschein darstellte und die nicht zuletzt als vielfältige Selbstporträts aufzufassen sind, zitieren durch ihre Attribute wie farbige Tattoos und Kostümierungen die Ästhetiken von Queer- und Subkulturen. »Sie, eine Frau von hoher Schönheit, geschaffen wie keine andere, Medea, Madonna, Iphigenie, Aspasia zu sein, beschloss an einem…
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Niklas Maak | Servermanifest
Serverfarmen sind in der digitalen Welt das, was früher Schlösser waren: der Sitz der Macht. Doch wenn Daten der größte kollektive Schatz einer digitalen Gesellschaft sind, das Grundmaterial für Wirtschaft und Politik, warum sind dann die Orte, an denen sie gespeichert werden, so wenig sichtbar? Gemeinsam mit Studierenden der Städelschule in Frankfurt am Main zeigt Niklas Maak, wie die Zukunft der wichtigsten neuen Bautypologie des 21. Jahrhunderts aussehen könnte – und welche neuen kollektiven Orte eine Stadt im Zeitalter der Digitalisierung braucht. Serverzentren sind die größten Bauwerke, die aktuell errichtet werden. Sie sind riesig, zweckmäßig und werden meist in der Peripherie errichtet. Sie verursachen zwei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes. Architektur…
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Die 5 Leben der Hilma af Klint | Die erste Graphic Novel von Hatje Cantz
Mit “Die 5 Leben der Hilma af Klint” von Philipp Deines veröffentlicht Hatje Cantz seine erste Graphic Novel. In eindringlichen Bildern hat Künstler Philipp Deines das Leben der schwedischen Künstlerin Hilma af Klint (1862-1944) in fünf Etappen erzählt. Philipp Deines zeichnet in fünf Kapiteln Stationen aus dem Leben der heute weltberühmten schwedischen Malerin Hilma af Klint. Die persönliche und künstlerische Entwicklung dieser Pionierin der Abstraktion wird fesselnd geschildert. Wie die Künstlerin arbeitete, lebte und liebte, was sie beeinflusste, wird den Leser*innen anschaulich in Deines’ fantastischer, moderner und farbintensiven Manier erzählt: von den großen naturwissenschaftlichen Umwälzungen über die Familiengeschichte bis hin zu Anthroposophie und spiritistischen Séancen. In der Darstellung ihrer ungewöhnlichen…
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Über Kunstkritik
43 Wissenschaftler*innen und Autor*innen, 45 Kunstkritiken, 255 Jahre: Dieser Reader der Herausgeberinnen Julia Voss und Beate Söntgen leistet Pionierarbeit, indem er unterschiedliche kunstkritische Stimmen aus den letzten 255 Jahren versammelt und kommentiert. Die Vielfalt der Argumente, der Darstellungsweisen und der Kriterien fordert die Diskussion heraus, wie sich Kunstkritik unter Bedingungen von Globalität verstehen und schreiben lässt. Studien zur Kunstkritik – zu ihren Protagonist*innen, ihrer Bedeutung, ihrem prophezeiten Tod oder zumindest ihre häufig diagnostizierte Krise – sind zahlreich und vielfältig. Lange bestand die Aufgabe der Kunstkritik, zumindest im westlichen Kontext, darin, die Kritikfähigkeit der Kunst selbst auf den Prüfstand zu stellen. Doch wie ist Kunstkritik in einem expandierenden künstlerischen Feld zu…
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Postmoderne Traumlandschaften in Bonbonfarben
George Byrne verwandelt das, was der Architekt Rem Koolhaas einst als »Junkspace«, als Unorte der gebauten Modernisierung, bezeichnete, in bonbonfarbene Traumlandschaften. Gebannt von einer seltsamen Schönheit und fasziniert davon, wie das Sonnenlicht Los Angeles ausufernde suburbane Strukturen in zweidimensionale, wie gemalt wirkende Abstraktionen in Pastelltönen verwandelte, begann der australische Künstler die Stadt zu fotografieren. Seine Serie Post Truth bewegt sich im Grenzbereich zwischen Realität und Fantasie. Indem George Byrne die urbane Landschaft zu minimalistischen Collagen aus Farben und geometrischen Fragmenten zusammensetzt, schafft er Oasen in der Metropole, die die Formbarkeit des fotografischen Mediums meisterhaft nutzen. Byrnes Kompositionen lassen an die Art Déco Architektur von Miami Beach denken, an Memphis-Design, David…
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Architektur auf dem Land
Ländliche Räume als Lebensmittelpunkt gewinnen zunehmend an Aufmerksamkeit. Sie sind Orte zum Wohnen, Leben und Arbeiten und benötigen daher eine zeitgemäße, ökologische, soziale und bauliche Infrastruktur. Architektur kann ein Ausdruck von Wertschätzung sein, sie kann im besten Fall Selbstbewusstsein generieren. Engagement für kleine Bauaufgaben wie für ganze Dorfmitten, für funktionierende und von der Bevölkerung angenommene öffentliche Räume aufzuwenden, wird das Selbstbewusstein dieser Orte und ihrer Bewohner*innen stärken. Ländliche Regionen werden mit ihrer lokalen Architektur zu wenig beachtet. Das möchte die Publikation Schön hier. Architektur auf dem Land ändern. Architektur kann viel zu einem guten Leben auf dem Land beitragen, was Wohnhäuser, landwirtschaftliche Bauten, Dorfläden, Werkstätten, Bürobauten, Weingüter, Hotels, Museen, Kapellen,…
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Renoir. Rococo Revival.
Wie kaum ein anderer Künstler hat Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) unser Verständnis von den stimmungsvollen Figurenbildern des Impressionismus geprägt. Sein Gemälde La fin du déjeuner, das sich seit 1910 im Städel Museum in Frankfurt befindet, ist nun Ausgangspunkt für eine weitreichende Auseinandersetzung mit einer für ihn zeitlebens bedeutenden Inspirationsquelle: dem Rokoko. Galt die Malerei des Rokoko nach der französischen Revolution als frivol und unmoralisch, so erlebte sie im 19. Jahrhundert eine Renaissance und war zu Lebzeiten Renoirs überaus präsent. Dieser umfangreiche Band erscheint anlässlich der groß angelegten Ausstellung des Städel Museums und untersucht Renoirs facettenreiche Traditionsverbundenheit über erhellende Gegenüberstellungen seiner Kunst mit Werken des 18. Jahrhunderts sowie von Zeitgenossen. Als Porzellanmaler…
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SPM Finanzkrisen und Kunstmarkt
Kunst zu sehen, zu hören und zu fühlen ist die eine – zu wissen, wie Kunst vertrieben, gehandelt und geschätzt wird, die andere Seite der Medaille. Denn ob Börsen- oder Museumsparkett, beide teilen sich eine eng verwobene Geschichte. Der erfahrene Kunsthändler und -vermittler Dirk Boll erzählt sie anhand einer faszinierenden Konstante: Alle zehn Jahre durchleben Kunst- und Wirtschaftsmarkt eine tiefgreifende Erschütterung oder Transformation. Ob die Wirtschaftskrisen von 1990 oder 2010, das Platzen der ersten Internetblase 2000 oder die Corona-Krise – jedes Jahrzehnt findet zu einer gänzlich eigenen Taxierung der Kunst. Dies zumal im Kontext der digitalen Entwicklung vom virtuellen Viewing Room bis hin zu neuen Distributionsmöglichkeiten, durch die die Kunstwelt aktuell ihre…
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Die Zukunft des Museums
Als Anfang 2020 die Museen weltweit geschlossen werden mussten, führte der in New York lebende Kulturstratege András Szántó während des Lockdowns Interviews mit international agierenden Museumsverantwortlichen. In einer Zeit, in der wirtschaftliche, politische und kulturelle Veränderungen den Beginn einer neuen Ära signalisieren, sprachen die Museumsleute offen über die historischen Grenzen und das ungenutzte Potenzial ihrer Institutionen. Die 28 Dialoge in diesem Buch befassen sich jeweils mit Themen, die für Kunstinstitutionen heute und morgen mehr denn je von Bedeutung sind. Aus dieser Gesprächsreihe ging das facettenreiche Porträt einer Generation von Museumsdirektorinnen und -direktoren hervor, die daran arbeiten, Institutionen offener, demokratischer, integrativer, experimenteller und erfahrungsorientierter, technologisch versierter und kulturell polyphoner zu machen.…