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Auf die Pore kommt es an
Schon lange ist bekannt, dass Böden mehr Kohlenstoff speichern als die gesamte Vegetation an der Erdoberfläche. Doch welche Prozesse im Detail dort die Anreicherung begünstigen, dazu sind immer noch viele Fragen offen. Unter der Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) hat ein Team von Bodenwissenschaftler:innen nun eine neue Methode entwickelt, mit der sich zeigen lässt, wo und unter welchen Voraussetzungen Kohlenstoff im Boden fixiert wird. Wie sie im Fachjournal Nature Communications schreiben, steuert vor allem das Netzwerk der Bodenporen die räumliche Verteilung von Kohlenstoff. Die Bedeutung des Bodens gerät in der öffentlichen Klimaschutzdebatte oft in Vergessenheit – zu Unrecht, denn die Böden speichern global deutlich mehr Kohlenstoff als etwa Wälder…
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Volkszählung für Blütenbesucher
Insekten leisten sowohl für die Ökosysteme als auch für die Wirtschaft einen wichtigen Dienst: Weltweit sind fast 90 Prozent der blühenden Wildpflanzen zumindest teilweise auf eine Bestäubung durch Tiere angewiesen. Und auch mehr als drei Viertel aller Nutzpflanzen brauchen Blütenbesucher, wenn sie einen hohen Ertrag und eine gute Qualität liefern sollen. Wie aber steht es um diese wichtigen Helfer? Wo sind ihre Bestände bedroht, und was lässt sich dagegen tun? Um das zu beurteilen, fehlt es in Europa bisher an systematischen Bestandsaufnahmen. Ein neues Projekt namens SPRING ("Strengthening Pollinator Recovery through Indicators and monitoring") soll nun Abhilfe schaffen: Koordiniert vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie dem britischen Centre for Ecology…
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Zwei Extreme zur gleichen Zeit
Langanhaltende Dürren und Hitzewellen haben negative Folgen für Mensch und Umwelt. Treten beide Extremereignisse zur gleichen Zeit auf, können die Auswirkungen zum Beispiel in Form von Waldbränden, Baumschäden und Ernteverlusten noch gravierender ausfallen. Klimaforscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben nun herausgefunden, dass unter Annahme eines globalen Temperaturanstiegs von zwei Grad im Zuge der Erderwärmung die Häufigkeit dieser gleichzeitig auftretenden Extremereignisse vor allem durch lokale Niederschlagstrends bestimmt wird. Das zu wissen ist wichtig, weil man so die Risikoanpassung an den Klimawandel und die Abschätzung seiner Folgen verbessern kann, schreiben sie in der Fachzeitschrift Nature Climate Change. Dass sich infolge der globalen Erwärmung über den Landmassen die Temperaturen erhöhen werden und…
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Talsperren und Staubereiche als Senke für Mikroplastik identifiziert
Mikroplastik lässt sich mittlerweile nicht nur in Meeren, sondern auch in vielen Binnengewässern finden. Das gilt auch für Talsperren und Staubereiche, auf deren Gewässergrund sich winzige Plastikteilchen ablagern können. Das zeigen die Ergebnisse zum Abschluss des vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordinierten Verbundprojekts MikroPlaTaS, das über dreieinhalb Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Wie sich diese Ablagerungen jedoch langfristig auf die Ökosysteme auswirken, ist nicht abschließend geklärt. Das Forschungsteam des Verbundprojekts MikroPlaTaS (Mikroplastik in Talsperren und Staubereichen) hat während der Projektlaufzeit drei Brauchwasser-Talsperren in Sachsen (Bautzen, Quitzdorf und Malter) und drei gestaute Flussbereiche in Nordrhein-Westfalen (Abschnitte der Ems, der Lippe sowie die ehemaligen Rieselfelder der Stadt…
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One Planet – one Health
Vom 28. Februar bis zum 2. März findet in Nairobi (Kenia) die fünfte Tagung der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA 5.2) statt. Aufgrund einer Initiative des International Panel on Chemical Pollution (IPCP) und eines Resolutionsentwurfs mehrerer Länder soll dort auch die Einrichtung eines globalen wissenschaftlich-politischen Gremiums für Chemikalien, Abfälle und Verschmutzung diskutiert werden. Etwa 50 namhafte Wissenschaftler:innen aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und Australien unterstützen diese Pläne in einem gemeinsamen Statement. In einem in der Fachzeitschrift Environmental Sciences Europe veröffentlichten Artikel benennen sie wichtige Aufgaben, denen sich ein solches Gremium widmen sollte. Dazu gehören (1) die Verbesserung der Datengrundlage im Hinblick auf die Chemikalienbelastung der Umwelt, insbesondere in…
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Kann „Rewilding“ die Erhaltung der Biodiversität mit nachhaltiger Regionalentwicklung verbinden?
Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen befassen sich im Rahmen des dreijährigen Projekts mit den Potenzialen von "Rewilding" für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die Förderung einer naturbasierten ökonomischen Entwicklung des Modellgebiets Oderdelta in Vorpommern. Darüber hinaus werden sie untersuchen, inwieweit die gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse auf den überregionalen Biodiversitätsschutz übertragbar sind. Koordiniert wird das Projekt am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Projektpartner sind das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sowie der Verein Rewilding Oder Delta e. V. (ROD) als Praxispartner im Untersuchungsgebiet. Das Forschungsprojekt REWILD_DE greift das Konzept des "Rewilding" am Beispiel des einzigen Rewilding-Gebietes in Deutschland auf und…
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Per Anhalter durch den Boden
Das Zusammenspiel von Pilzen und Bakterien für den Transport von Viren im Ökosystem Boden hat ein UFZ-Forschungsteam in einer Studie beleuchtet, die jetzt im Fachmagazin der International Society for Microbial Ecology (ISME Journal) veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Phagen – das sind Viren, die es einzig und allein auf Bakterien abgesehen haben – Bakterien als Mitfahrgelegenheit entlang von Pilzhyphen nutzen. Viren im Gepäck zu haben, hat auch für Bakterien Vorteile: Sie können so neue Lebensräume erobern. In einem Gramm Boden kommen bis zu einer Milliarde Viren vor. Welchen Einfluss sie auf den Nährstoff- und Kohlenstoffkreislauf im Ökosystem Boden haben, ist jedoch bislang wenig bekannt. Böden sind mitunter unwirtliche…
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„Pariser Regelwerk muss endlich unter Dach und Fach“
Am 31. Oktober beginnt in Glasgow die UN-Klimakonferenz. Der Klimaökonom Prof. Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) über Erwartungen, Erfolgsaussichten und den letzten großen offenen Punkt der Umsetzung des Pariser Abkommens. Vor dem Weltklimagipfel in Glasgow schwanken die Erwartungen zwischen der Hoffnung, die Ambitionen der Staaten werden so weit steigen, dass die Welt dem 1,5-Grad-Ziel nahe kommt, sowie der Angst, dass die CO2-Emissionen in den nächsten Jahren nahezu ungebremst weiter steigen: Was erwarten Sie von Glasgow? Im Vorfeld dieser Konferenz gab es vielversprechende Zusagen der internationalen Staatengemeinschaft zu mehr Klimaschutz bis zum Jahr 2050. Diese finden sich leider noch nicht in den konkreten nationalen Verpflichtungen wieder, die die Länder…
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Mit neuen Narrativen mehr Nachhaltigkeit erreichen
Jede sinnstiftende Erzählung braucht eine klare Zukunftsperspektive mit plausiblen Handlungsanweisungen – das macht ein gutes Narrativ aus. Je klarer ein solches Narrativ ist, umso mehr Menschen lassen sich beispielsweise überzeugen, politische Maßnahmen für mehr Klimaschutz mitzutragen. Mit welchen Narrativen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine Transformation hin zu einer klügeren und nachhaltigeren Ressourcensteuerung auf den Weg bringen, ist einer der Schwerpunkte, die sich die Politik- und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Sina Leipold für ihre Forschung gesetzt hat. Sie leitet seit September das Department Umweltpolitik am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und wurde gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen. Nachhaltigkeitsnarrativen hat sich Sina Leipold bereits an der Universität Freiburg gewidmet, wo sie zwischen 2017…
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Vielfalt in der Großwohnsiedlung
Vor 45 Jahren wurde der Grundstein für die Großwohnsiedlung Grünau im Leipziger Westen gelegt. Sie ist heute Heimat für fast 45.000 Menschen. Seit 1979 untersuchen Sozialwissenschaftler:innen in der international einmaligen Langzeitstudie "Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau" in regelmäßigen Abständen die Wahrnehmungen, Einschätzungen, Hoffnungen und Ängste der dort lebenden Menschen. Aktuelle Ergebnisse der vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordinierten Studie zeigen: Die Mehrheit der Grünauer:innen ist mit ihrem Stadtteil zufrieden, allerdings nehmen die Sorgen um das soziale Miteinander zu. Die Großwohnsiedlung Grünau entstand zwischen 1976 und 1989 am westlichen Stadtrand Leipzigs und ist mit acht Wohnkomplexen das größte Plattenbaugebiet der Stadt. Bis zum Ende der DDR lebten hier mehr als 85.000…