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Corona: Nähe zu Ischgl erhöht die Infektionsrate
Die geografische Nähe zu Ischgl in Tirol ist offenbar in der aktuellen Corona-Pandemie einer der Hauptrisikofaktoren für eine vergleichsweise hohe Infektionsrate in der Bevölkerung in Deutschland. Landkreise, die näher an der sogenannten Superspreader-Location Ischgl liegen, haben systematisch höhere Infektionsraten als weiter entfernte. Von anderen Corona-Hotspots geht kein vergleichbarer Einfluss auf das Infektionsgeschehen in Deutschland aus. Über die Zeit gesehen, ist der Effekt für Ischgl mehr oder weniger konstant. Das zeigt auch: Der Lockdown hat gewirkt. „Schon ein um zehn Prozent kürzerer Anfahrtsweg nach Ischgl, erhöht die Infektionsrate im Durchschnitt um neun Prozent“, sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. „Andersherum bedeutet das auch: Lägen alle deutschen Kreise so weit weg von Ischgl wie…
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Kommentar BIP: „Deutschland wird aus der Krise deutlich geschwächt hervorgehen“
Prof. Dr. Stefan Kooths, Konjunkturchef am IfW Kiel, kommentiert die heute vom statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt: „Das Minus von 2,2 Prozent beim deutschen Bruttoinlandsprodukt kommt nicht unerwartet. Es liegt nahe an dem Wert (minus 2,4 Prozent), der von uns bereits auf Basis vorläufiger Eurostat-Daten vor zwei Wochen ermittelt wurde. Der Einbruch geht maßgeblich auf die zweite Märzhälfte zurück, was auf einen drastischen zweistelligen Rückgang in diesem Zeitraum schließen lässt. Damit ist der Quartalswert für den Jahresauftakt nur ein milder Vorbote eines noch deutlich größeren Einbruchs im zweiten Quartal. Hierfür erwarten wir trotz einer ab dem Mai wieder anziehenden wirtschaftlichen Aktivität den bislang größten Quartalsrückgang des Bruttoinlandsprodukts seit…
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Corona: Deutsche Wirtschaft zeigt Bodenbildung, Welthandel rückläufig
Die deutsche Wirtschaft hat den schlimmsten Absturz hinter sich, und es zeichnet sich nun eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau ab. Ähnlich ist die Situation in den Krisenländern Italien und Spanien. Beim internationalen Handel hält der Zusammenbruch an. Dies zeigen Daten aus dem IfW Corona-Datenmonitor. „Während des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 19. April dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung insgesamt um etwa 15 – 20 Prozent unter ihrem normalen Niveau gelegen haben und ging dabei immer weiter zurück, je länger der Lockdown dauerte. Deutschland operiert zwar weiter deutlich unter dem Normalniveau, aber die Situation verschlechtert sich zumindest derzeit nicht weiter“, sagt IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich aktueller Zahlen aus dem IfW…
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Corona: Tourismus braucht regional unterschiedliche Öffnungsstrategien
Regionen mit niedrigen Corona-Fallzahlen und einer hohen wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus sollten das Übernachtungsgeschäft zeitnah wieder öffnen dürfen. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein würden von Lockerungen überproportional profitieren und weisen nur unterdurchschnittliche Infektionsraten auf. Eine bundeseinheitliche, nur schrittweise Öffnung des Tourismus würde willkürlich Betriebe ausschließen und hätte noch wochenlange Schließungen zur Folge. „Das im Mai beginnende Sommerhalbjahr ist entscheidend für das wirtschaftliche Fortbestehen vieler Tourismusbetriebe, die Unternehmen benötigen dringend wieder nennenswerte Umsätze, um die Corona-Krise überleben zu können“, sagt IfW-Ökonom Klaus Schrader. Gemeinsam mit Jürgen Stehn und Claus-Friedrich Laaser plädiert er in einem Kiel Policy Brief dafür, Tourismusbetrieben, die durch die Anpassung betrieblicher Abläufe bestimmte Abstands‐ und Hygieneregeln erfüllen können, jetzt eine Öffnung zu…
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Kommentar von IfW-Präsident Felbermayr zur Coronakrise: „Autokaufprämie ist das falsche Instrument“
Prof. Gabriel Felbermayr, Präsident des IfW Kiel, kommentiert die Diskussion um eine Kaufprämie für Fahrzeuge zur Stützung der deutschen Automobilindustrie: „Eine Autokaufprämie ergibt ökonomisch keinen Sinn, setzt falsche industriepolitische Anreize und nützt dem Klimaschutz nicht. Anders als 2009 gibt es kein Problem bei der Finanzierung von Autokäufen. Die Verbraucher haben hinreichend Liquidität. Wer einen Neuwagen kaufen oder leasen möchte, kann dies zu guten Konditionen tun und muss nicht noch durch eine Prämie unterstützt werden. Für Elektroautos gibt es schon Kaufprämien von bis zu 6.000 Euro. Die Probleme vieler Hersteller mit ihren Lieferketten, die durch Schließungen von Fabriken im In- und Ausland, Grenzkontrollen und das Wegbrechen von Flugfrachtkapazität gestört sind, werden…
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Corona: Deutscher Stromverbrauch deutlich unter Normalniveau
Der Stromverbrauch in Deutschland hat sich seit dem Lockdown immer weiter vom erwartbaren Niveau entfernt, dies zeigen Daten aus dem IfW Corona-Datenmonitor. Der Stromverbrauch wird stark von der Industrieproduktion beeinflusst und deutet dort auf einen Einbruch seit dem Lockdown um rund 20 Prozent hin. Noch ausgeprägter sind die Rückgänge in Italien und Spanien. Eine kurzfristige Erholung zeichnet sich durch die jetzt beschlossenen Lockerungen noch nicht ab, wie das Beispiel Österreich zeigt. Während der Zeit des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 19. April lag der deutsche Stromverbrauch an Werktagen im Durchschnitt um 7,5 Prozent unter dem für diesen Zeitraum normalerweise zu erwartenden Wert, mit deutlich fallender Tendenz. Dies schätzt das…
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Druck auf Schwellenländer wächst
Eine Umfrage des IfW Kiel in den weltweit circa 5.000 Sonderwirtschaftszonen zeigt, dass die Folgen der Corona-Pandemie dort zu drastischen wirtschaftlichen Einbußen führen. Dies erhöht insbesondere für Schwellenländer das Risiko einer starken Rezession oder sogar einer Staatspleite. Die Ende März und Anfang April in Zusammenarbeit mit der World Free Zones Organization durchgeführte Umfrage des IfW Kiel zeigt, dass mehr als 90 Prozent der Sonderwirtschaftszonen weltweit bereits spürbar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind und dass die negativen Folgen in den kommenden Monaten voraussichtlich noch zunehmen werden. Besonders schlecht sind die Aussichten für Sonderwirtschaftszonen in Asien und Lateinamerika. „Besorgniserregend ist nicht zuletzt, dass sich auch die finanziellen Rahmenbedingungen für die Sonderwirtschaftszonen…
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Statement: „Konjunktureinbruch in den USA bei weitem stärker als in Finanzkrise“
Klaus Jürgen-Gern, Federführung Weltkonjunktur und Rohstoffmärkte am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Konjunkturindikatoren der USA zum Arbeitsmarkt, der Unternehmensstimmung, der Industrieproduktion und dem Einzelhandel. „Die jetzt veröffentlichten Konjunktur-Indikatoren für die USA fielen noch schlechter aus als gemeinhin erwartet und lassen befürchten, dass die Produktion in den USA deutlich stärker sinkt als während der Großen Rezession im Jahr 2008/09, als der Rückgang 2,5 Prozent betrug. Das Ausmaß der Krise hängt freilich zentral von der Dauer der zur Eindämmung der Pandemie notwendigen Maßnahmen ab. Auch in einem sehr günstigen Szenario dürfte die Wirtschaftsleistung in den USA 2020 wohl um 4 Prozent sinken, sollte es noch über den Mai hinaus notwendig sein, Beschränkungen im…
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IWF-Frühjahrstagung: Erhöhung der IWF-Mittel und Schuldenmoratorium dringend geboten
Um einer von der Coronapandemie ausgelösten globalen Zahlungskrise zu begegnen, fordern die IfW-Kiel-Experten Rolf J. Langhammer und Christoph Trebesch eine schnelle und drastische Erhöhung der Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 1 auf 2 Billionen US-Dollar. Das angekündigte Schuldenmoratorium für Entwicklungsländer müsse ausgeweitet werden und auch China und private Gläubiger heranziehen. Eine UN-Resolution sollte ärmere Länder vor Gläubigerklagen schützen. Noch nie in seiner 75-jährigen Geschichte hatte der IWF für die globale Finanz- und Wirtschaftsstabilität eine so wichtige Bedeutung wie jetzt in der Coronapandemie. Bereits 90 Länder haben in den vergangenen Wochen Kredithilfen beantragt, ein beunruhigender Rekord. Der IWF ist in Krisen für Entwicklungs-und Schwellenländer ein Kreditgeber letzter Instanz und damit…
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Kommentar: Arbeitslosigkeit in USA steuert auf 15 Prozent zu
Klaus-Jürgen Gern, Federführung Weltwirtschaft und Rohstoffmärkte am IfW Kiel, kommentiert die heute veröffentlichte Anzahl der Erstanträge für Arbeitslosenhilfe in den USA. "Die Ausbreitung von Covid-19 und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben große Teile der US-Wirtschaft lahmgelegt und zu einer historisch einmaligen Welle von Entlassungen geführt. In der vergangenen Woche wurden nochmals 6,6 Millionen neue Anträge auf Arbeitslosenversicherung gestellt. Dies ist kaum weniger als in der vergangenen Woche (die zunächst gemeldete Zahl von ebenfalls 6,6 Millionen wurde auf 6,9 Millionen revidiert) und drastisch höher, als vor der Corona-Krise selbst in Rezessionsphasen jemals verzeichnet wurde. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Wochen rund 17 Mio. Neuanträge gemeldet. Selbst wenn in…