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Kommentar zum Lkw-Fahrleistungsindex im März: „Corona-Krise zeigt sich erstmals in harten gesamtwirtschaftlichen Daten“
Nils Jannsen, Federführung Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert den heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten LKW-Fahrleistungsindex für den Monat März. „Die Fahrleistung von Lkw in Deutschland ist im März um 5,9 Prozent zurückgegangen. Dies ist der größte jemals verzeichnete Rückgang. Die Lkw-Fahrleistung ist branchenübergreifend eng mit der wirtschaftlichen Aktivität verbunden. Somit zeichnet sich ein deutlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung im März ab. Insgesamt spricht allein dieser Indikator für einen Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im März um mehr als 4 Prozent. Dabei dürfte die Fahrleistung den tatsächlichen Rückgang noch deutlich unterzeichnen, da in wirtschaftlichen Schwächephasen auch die durchschnittliche Ladung der Lkw geringer ausfallen dürfte, dieses Muster hatte sich während der…
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GEMEINSCHAFTSDIAGNOSE 1/2020: Wirtschaft unter Schock – Finanzpolitik hält dagegen
Die Corona-Pandemie löst eine schwerwiegende Rezession in Deutschland aus. Die Wirtschaftsleistung wird in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen. Das erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten. Für das kommende Jahr sagen sie eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus. Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent geschrumpft sein. Im zweiten Quartal bricht es dann als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent ein. Dies ist der stärkste je seit Beginn der Vierteljahresrechnung im Jahr 1970 gemessene Rückgang in Deutschland und mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009. „Die Rezession hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und im…
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Coronabonds: EU-Gemeinschaftsanleihen sind bewährtes Kriseninstrument
Die europäischen Staaten haben seit den 1970er Jahren wiederholt Gemeinschaftsanleihen auf dem privaten Kapitalmarkt ausgegeben. Die Anleihen wurden durch die Mitgliedsländer garantiert und an Krisenländer ausgeschüttet. Coronabonds, wie derzeit diskutiert, stünden daher in einer langen Tradition der europäischen Solidarität und Haftung. Gemeinschaftsanleihen haben sich in vergangenen Krisen bewährt und wurden stets voll zurückgezahlt. „Die Geschichte zeigt, dass die europäischen Regierungen in tiefen Krisen immer wieder bereit waren gemeinschaftliche Anleihen auszugeben und dafür zu haften, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Die dafür notwendigen Institutionen wurden flexibel und kurzfristig entwickelt. Die EU sollte jetzt dieses bewährte und wirkungsvolle Instrument nutzen, um Länder wie Italien bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie…
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Corona-Stillstand: Jeder fünfte Arbeitsplatz in SH betroffen
Die von der schleswig-holsteinischen Landesregierung verordneten Betriebsschließungen im Handel und bei konsumnahen Dienstleistungen zur Bekämpfung des Corona-Virus kosten die betroffenen Unternehmen pro Monat schätzungsweise rund 1,25 Milliarden Euro an Umsatz. Betroffen sind vor allem die Dienstleister im Einzelhandel und Tourismus mit etwa 240.000 Beschäftigten und damit fast jeder fünfte Arbeitsplatz in Schleswig-Holstein Dauern die vom Land verhängten Tätigkeitsverbote zwei Monate, was ungefähr dem von der Bundesregierung anvisierten Zeitraum bis nach Ostern entspricht, gehen den betroffenen Unternehmen in Schleswig-Holstein insgesamt etwa 2,5 Milliarden Euro an Umsätzen verloren, bei drei Monaten wären es 3,7 Milliarden Euro. Besonders betroffen vom Corona-Erlass des Landes ist der Einzelhandel, das Tätigkeitsverbot umfasst knapp 80 Prozent seiner…
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Deutsches BIP dürfte 2020 zwischen 4,5 und 9 Prozent einbrechen
Gegenüber der Frühjahrsprognose des IfW Kiel von vor einer Woche stellen sich die konjunkturelle Lage und auch die weiteren Aussichten mittlerweile deutlich schlechter dar. Das IfW Kiel hat daher seine Konjunkturberechnungen aktualisiert und unterstellt dabei zwei Szenarien. Einmal einen „Lockdown“ der deutschen Wirtschaft bis Ende April, einmal bis Ende Juli, mit anschließender Erholung der Wirtschaft zurück auf das vorherige Niveau. Demzufolge fällt das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 4,5 Prozent, sofern die derzeitige Stresssituation bis Ende April andauert und sich dann ab Mai allmählich entspannt. Dies wäre ein Rückgang der Wertschöpfung von 150 Milliarden Euro. Setzt die Erholung erst drei Monate später im August ein, würde das deutsche…
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IfW-Konjunkturprognose: BIP dürfte 2020 schrumpfen
Als Folge des Corona-Virus rechnet das IfW Kiel mit einem harten Konjunktureinbruch, gefolgt von einer starken Gegenbewegung. Das BIP in Deutschland dürfte 2020 um 0,1 Prozent schrumpfen, 2021 dann um 2,3 Prozent zulegen. Ein solcher konjunktureller V-Effekt ist auch für den Euroraum und die Weltkonjunktur zu erwarten. Der staatliche Haushaltssaldo dürfte dieses Jahr nur noch leicht positiv und 2021 leicht negativ sein. Die Folgen der Corona-Pandemie unterbrechen die sich abzeichnende zaghafte Belebung der deutschen Konjunktur jäh und kosten über einen Prozentpunkt an Wirtschaftsleistung in diesem Jahr. Die Industrie rutscht wieder tiefer in die Rezession. Die Binnenwirtschaft, bislang Stütze der konjunkturellen Entwicklung, gerät ebenfalls unter Stress. Weltweit ist mit drastischen Rückgängen…
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Kommentar Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe: „Frühindikator vermittelt nur noch Rückspiegeloptik“
Konjunkturchef Stefan Kooths kommentiert die heute vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, sieht in ihnen in Anbetracht der Corona-Epedemie aber nur noch eine Rückspiegeloptik: Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter Prognosezentrum IfW Kiel: "Der kräftige Anstieg der Bestellungen aus dem Ausland passt zum Bild einer sich um die Jahreswende abzeichnenden Stabilisierung der Weltkonjunktur. Ausweislich der realen Umsätze zeigte sich auch das Inlandsgeschäft etwas fester. Infolge der mittlerweile grassierenden Corona-Pandemie bieten allerdings auch diese Frühindikatoren aus der Vor-Corona-Zeit nur noch eine Rückspiegeloptik. Statt einer allmählich Tritt fassenden Belebung der wirtschaftlichen Aktivität ist für den weiteren Konjunkturverlauf in diesem Jahr mit einer ausgeprägten V-Form zu rechnen. So wird…
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Finanztransaktionssteuer: Idee gut, geplante Umsetzung unzureichend
Die Einführung einer Finanztransaktionssteuer mit dem geplanten Steuersatz von 0,2 Prozent kann prinzipiell befürwortet werden. Allerdings weist das derzeit vorliegende Konzept gravierende Schwächen auf, die das Aufkommen beschneiden, klassische Aktienanlagen diskriminieren und Anreize zur Umgehung der Steuer setzen würde, so das Fazit eines Gutachtens des IfW Kiel. „Eine Steuer auf Aktienhandel ist international und historisch gesehen eher die Regel als die Ausnahme. Die Hälfte der G20-Länder erheben eine solche Steuer. Allerdings kommt es auf die genaue Ausgestaltung an. Das bislang vorliegende Konzept für eine EU-Finanztransaktionssteuer (FTS) steht zu Recht in der Kritik, unter anderem weil es Derivate und den außerbörslichen Handel außen vor lässt“, sagte Christoph Trebesch, Leiter des Research Centers…
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Kommentar Super Tuesday: Weder Sanders noch Biden stehen für eine Änderung der Amerika-First-Handelspolitik
IfW-Präsident Gabriel Felbermayr kommentiert die Wahlergebnisse des Super Tuesdays und erwartet auch von einem demokratischen US-Präsidenten keine Änderungen in der protektionistischen Handelspolitik der USA. Prof. Gabriel Felbermayr, Ph. D., Präsident Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel): „Der sich abzeichnende Zweikampf zwischen den beiden demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und Joe Biden bedeutet auch, dass sich an der protektionistischen Amerika-First-Handelspolitik der USA erst einmal nichts ändern wird. Unter einem Präsidenten Sanders dürften sich die USA künftig sogar noch stärker abschotten und noch nationalistischer agieren. Er votierte bislang gegen alle wichtigen Freihandelsabkommen der USA mit Nordamerika, Mittelamerika, China und den Pazifikstaaten. Biden lehnt Freihandel zwar nicht per se ab. Der Trend zur De-Globalisierung nahm aber unter…