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Mehr als die Summe ihrer Gene – neue Perspektiven für das Bestandsmanagement von Zootieren
Eine erfolgreiche Fortpflanzung in Gefangenschaft ist für das Überleben vieler Wildtierarten von entscheidender Bedeutung, doch der Fortpflanzungserfolg ist oft nicht vergleichbar mit dem in der freien Wildbahn. Gegenwärtig legen viele Strategien zur Erhaltungszucht in Zoos den Schwerpunkt auf die Maximierung der genetischen Vielfalt der Zoobestände. Um den Zuchterfolg in Zoos und die Erhaltung der Vielfalt von Merkmalen und Verhaltensweisen bedrohter Arten zu verbessern, sei jedoch eine neue, breitere Perspektive erforderlich, die auch das Verhalten, die Lebensgeschichte, die Haltung und Umweltaspekte einschließt. So argumentieren Wissenschaftler*innen in einem kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of Zoo and Aquarium Research“ veröffentlichten Aufsatz. Sie vergleichen verschiedene Ansätze zur Erhaltungszucht und kommen zu dem Schluss, dass…
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Artenschutzforschung Luchs
Ein weiteres Puzzleteil im Rätsel um die Langlebigkeit der Gelbkörper bei Luchsen ist aufgedeckt. Wie Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (Leibniz-FMP) herausfanden, spielen ausgewählte antioxidative Enzyme, insbesondere das Enzym Superoxid-Dismutase (SOD2), eine wichtige Rolle für die Funktion und die ungewöhnliche Langlebigkeit der Gelbkörper bei Luchsen. Es wird vermutet, dass SOD2 nicht nur die reaktiven Sauerstoffradikale in den Zellen entgiftet, sondern auch den programmierten Zelltod hemmt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin „Scientific Reports“ der „Nature Group“ veröffentlicht. Im Gegensatz zu anderen Katzenartigen können Eurasischer, Kanadischer und Iberischer Luchs nur einmal im Jahr innerhalb eines kurzen Empfängniszeitraums trächtig werden. Diese Begrenzung der…
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Konservierung von Hodenzellen zum Erhalt gefährdeter Katzenarten
Ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hat eine Methode zur Isolierung von Hodenzellen und deren Gefrierkonservierung entwickelt. Ziel ist es, die Methode zur Erhaltung von Zellen des männlichen Fortpflanzungstraktes von gefährdeten und bedrohten Katzenarten zu nutzen. Diese Methode wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift „Cryobiology“ veröffentlicht. Die Tieftemperaturkonservierung (Gefrierkonservierung) in flüssigem Stickstoff bei -196°C ist eine gängige Methode zur Aufbewahrung von Keimzellen (Spermien und Eizellen) und Embryonen. Zunächst testete das Team zwei unterschiedliche „Gefriergeschwindigkeiten“, da das Ausmaß möglicher Gefrierschäden stark von der Geschwindigkeit der Temperaturabsenkung beim Einfrierprozess abhängt. Damit Keimzellen und Embryonen nach dem Auftauen wieder funktionsfähig sind, werden zum Einfrieren üblicherweise Gefrierschutzmittel eingesetzt. Diese müssen vor…
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Erbgut und Umwelt – wie die Epigenetik unser Leben beeinflusst
Heute wurde im Zoo Rostock in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (Leibniz-IZW) eine neue Dauerausstellung im Darwineum eröffnet. Unter dem Titel „Epigeneum – Sei gut zu dir selbst!“ ermöglicht das gemeinsame Projekt in den kommenden zwei Jahren einen spannenden Einblick in einen noch recht jungen Forschungszweig der Biologie. Als Brückenschlag zwischen unserer Umwelt und unserem Erbgut beeinflussen epigenetische Prozesse maßgeblich die menschliche Entwicklung, aber auch unsere Natur und ihre Tier- und Pflanzenwelt. „Wir sind weit mehr als nur die Summe aller Gene. In diesem Sinne ist die Epigenetik zurzeit eines der revolutionärsten Wissenschaftsgebiete überhaupt. Wir sind sehr stolz, dass diese innovative Ausstellung bei uns im Zoo…
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Wissenschaftsteam deckt Fehlerquelle bei der Messung von „Stress“-Hormonen in Tierhaaren auf
Wildtiere reagieren ähnlich wie Menschen mit der Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol auf Belastungen oder Störungen. Die Konzentration solcher Hormone kann berührungsfrei aus Haarproben der Tiere ermittelt werden. Um den Einfluss verschiedener Belastungen oder Störungen – etwa Konkurrenz um Nahrung, Flucht vor Raubtieren oder sich ändernde Umweltbedingungen – zu ermitteln, werden Basiswerte der relevanten Hormone für jede Tierart benötigt. Daher untersuchte ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), ob in Tierhaaren eingelagerte Glukokortikoid-Hormone ein zuverlässiger Biomarker für Belastungssituationen sein können. Bei dieser Untersuchung stieß das Team auf eine bisher unbekannte Fehlerquelle bei der häufig verwendeten antikörperbasierten Enzym-Immunassay-Analysemethode zur Bestimmung von „Stress“-Hormon-Konzentrationen. Diese führt zur Messung von überhöhten „Stress“-Hormon-Konzentrationen.…