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Im Interesse der Pharmaindustrie: Bundesregierung blockiert Impfstoff-Initiative der WHO
Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international kritisiert anlässlich der World Health Assembly die Politik der Bundesregierung als „Schaufensterpolitik“ und fordert ein Eintreten für globale Lösungen in der Pandemie. „Entgegen aller Beteuerungen verteidigt die Bundesregierung vor allem die Interessen der Pharmaindustrie und praktiziert den von ihr kritisierten Impfstoff-Nationalismus“, so Anne Jung, Gesundheitsreferentin bei medico international. Bundeskanzlerin Merkel hat in der Vergangenheit mehrfach einen Covid-19-Impfstoff als „globales öffentliches Gut“ bezeichnet. Doch de facto blockiert die Bundesregierung Initiativen, die dieses Prinzip realisieren wollen. Die Bundesregierung weigert sich beispielsweise – gemeinsam mit fast allen Industrienationen -, die C-TAP-Initiative der WHO zu unterstützen, mit der alle Forschungszentren, Unternehmen und Hersteller aufgefordert sind, freiwillig wissenschaftliche…
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Patente töten: Zivilgesellschaftliche Organisationen aus aller Welt fordern die Aufhebung des Patentschutzes für unentbehrliche Arzneimittel
In einem internationalen Aufruf fordern über 100 zivilgesellschaftliche Organisationen aus 20 Ländern gemeinsam mit Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen, Gesundheitsexpert*innen und Kreativen anlässlich der Covid-19-Pandemie die Aufhebung des Patentschutzes auf alle unentbehrlichen Medikamente. Um aktuelle und künftige Pandemien erfolgreich einzudämmen, müssten Regierungen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Forschung transparent erfolgt, medizinisches Wissen und seine Endprodukte als Gemeingut der Menschheit behandelt werden und die Macht von Pharmaunternehmen im öffentlichen Interesse begrenzt wird. Der Appell wurde initiiert von der BUKO Pharma-Kampagne und medico international (Deutschland), Outras Palavras (Brasilien) sowie den international verankerten Organisationen People’s Health Movement und Society for International Development. „Die Covid-19-Pandemie zeigt der Welt, dass Gesundheitspolitik eine globale Aufgabe ist, die von den…
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Flüchtlingslager Moria zu großen Teilen abgebrannt
In der vergangenen Nacht brannten große Teile des Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos nieder. In den letzten Tagen war ein Anstieg der Corona-Fälle im mit über 12.000 Menschen vollkommen überbelegten Lager zu verzeichnen, das daraufhin abgeriegelt worden ist. Tausende Menschen haben sich vor den Flammen in Sicherheit gebracht und irren über die Insel. Berichte über Verletzte oder Tote gibt es noch nicht. Dem Brand an verschiedenen Stellen des Lagers waren Proteste von Geflüchteten gegen Ihre inhumane Unterbringung und Versorgung sowie gegen unzureichende Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 vorausgegangen. Seit dem ersten offiziellen Covid-19-Fall im Flüchtlingslager am 2. September ist die Zahl der bestätigten Fälle auf 35 angestiegen. „Seit…
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Erster Covid-19-Fall in Moria
Die Hilfsorganisation medico international warnt vor einer unkontrollierten Verbreitung von Covid-19 im überfüllten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos und fordert die Evakuierung besonders gefährdeter Menschen. Heute Morgen wurde der erste Covid-19-Fall im überfüllten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos bestätigt. Ein 40jähriger Sudanese ist infiziert, der aus Athen, wo viele Flüchtlinge auf der Straße leben müssen, zurück auf die Insel gekommen ist. Noch ist unklar, ob er weitere Menschen angesteckt hat. „Mit über 100 Fällen unter den Einwohnerinnen und Einwohnern der Insel und einer begrenzten Anzahl von Intensivbetten ist die lokale Gesundheitsinfrastruktur bereits jetzt an der Belastungsgrenze“, erklärt Ramona Lenz, Referentin für Flucht und Migration bei medico international. „Sollte sich das Virus auf…
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Beirut war „Katastrophe mit Ansage“
Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international bezeichnet die Explosion in Beirut als „Katastrophe mit Ansage“. „Die Verantwortungslosigkeit der politischen Eliten ist seit langem Gegenstand von Kritik und Protest. Vor den Massenprotesten im Herbst 2019 hatten Brände das Land erschüttert und massive Versäumnisse bei der Ausstattung von Feuerwehr und Katastrophenschutz offengelegt. Das einstige Bankenzentrum des Nahen Ostens ist zu einem politischen Albtraum geworden, in dem die Bevölkerung den Machtinteressen der herrschenden Eliten schutzlos ausgeliefert ist. Die libanesische Demokratiebewegung hatte Recht: Das herrschende politische System bedroht Leib und Leben der Bevölkerung. Die jahrelange, unsachgemäße Lagerung von mehreren Tausend Tonnen explosiver Stoffe direkt in Beiruts Innenstadt sind ein Verbrechen, dem nun unzählige…
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Menschenrechtsverletzungen bei Rückkehrprogrammen: Neue Studie zur Migrationspolitik der EU
Die EU lagert seit Jahren Grenzkontrollen aus und setzt innerhalb von Herkunfts- und Transitregionen auf die Förderung „freiwilliger“ Rückkehr, damit Migrantinnen und Migranten erst gar nicht Europas Außengrenzen erreichen. Eine neue Studie von Brot für die Welt und medico international weist nach, dass die EU dabei Menschenrechtsverletzungen an den Außengrenzen und in den Transitländern Libyen, Niger und Algerien in Kauf nimmt. Die EU-Kommission hatte 2015 den Nothilfe-Treuhandfonds für Afrika aufgelegt. Eine gemeinsame Taskforce aus Europäischer Union, Afrikanischer Union und Vereinten Nationen beauftragte die Internationale Organisation für Migration (IOM), ein humanitäres Rückkehrprogramm für Migrantinnen und Migranten durchzuführen. Tatsächlich aber gibt es immer wieder Berichte über eklatante Verstöße gegen die humanitären Bedingungen.…
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WHO-Patentpool für Covid-19-Produkte: Gesundheitsorganisationen fordern Bundeskanzlerin zur Unterstützung auf
Am kommenden Freitag wird die WHO gemeinsam mit Costa Rica einen „Call to Action“ vorstellen, der zur Schaffung einer weltweiten „Technologie-Plattform“ für Covid-19-Produkte aufruft. Die World Health Assembly hatte in ihrer Resolution vom 19.5.2020 bereits an die Internationale Gemeinschaft appelliert, die Einrichtung eines solchen Patentpools anzugehen. Mit der Plattform sollen nun Daten und Wissen zu Covid-19-Behandlungsmöglichkeiten, Impfstoffen und Medikamenten gesammelt und die geistigen Eigentumsrechte gebündelt werden, um die Produkte dann als „globales öffentliches Gut“ verfügbar zu machen. Regierungen, Institutionen und Unternehmen werden aufgerufen, die Initiative unter Federführung der WHO zu unterstützen. Schon im Vorfeld wurde die Unterstützung mehrerer lateinamerikanischer Staaten bekannt, auch mehrere europäische Länder haben sich dem Vorstoß angeschlossen…
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Globale Solidarität im Livestream: Ein besonderer Abend zwischen Musik, Kultur und Politik
Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international und das Ensemble Modern, das seit seiner Gründung 1980 zu den führenden Ensembles für Neue Musik zählt und Musiker aus neun Nationen auf eine einzigartige Weise verbindet, veranstalten am kommenden Donnerstag gemeinsam einen "Abend der globalen Solidarität". Die Veranstaltung wird live aus dem Dachsaal des Ensemble Modern gesendet und kann per Livestream über YouTube und Facebook empfangen werden. Reden und diskutieren werden im Rahmen eines 90-minütigen Programms unter anderem der Menschenrechtler Jean Ziegler, die Soziologin Sabine Hark sowie Vertreter von medico-Partnerorganisationen aus Brasilien, Pakistan und Südafrika, die ihre Corona-Erfahrungen schildern. Das Ensemble Modern wird Stücke von John Cage, Henry Cowell, Uwe Dierksen, Stefano…
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Hilfsorganisation zu Geberkonferenz für Covid-19-Impfstoff: „Es geht nicht nur um Geld“
Insgesamt 7,5 Milliarden Euro soll eine Geberinitiative mobilisieren, die am kommenden Montag startet und von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der EU, der Gates-Stiftung und weiteren Akteuren organisiert wird. Das Geld soll für die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffes und der Beforschung von Diagnose- und Therapiemöglichkeiten gegen das Covid-19-Virus bereitgestellt werden. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international begrüßt diese Anstrengungen. Es müsse aber jetzt um mehr gehen als schnelle Geldspritzen. „Wenn es eine globale Initiative für die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gibt, dann muss auch die Frage der Patente und der Verteilung verbindlich geregelt werden“, so Anne Jung, Referentin für Globale Gesundheit bei medico international. „Aus dem Kreis der Geberinitiative wird…
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Jahrestag des Rana Plaza-Einsturzes: Textilarbeiter ohne Schutz vor Corona-Folgen
Am morgigen Freitag jährt sich der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch zum siebten Mal. Bei dem Unglück kamen über 1100 Menschen zu Tode und mehr als 2000 wurden verletzt, die meisten von ihnen schwer. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international unterstützt seit dem Unglück einen Gewerkschaftsbund in Bangladesch, der auch Verletzte und Hinterbliebene des Unglücks vertritt. Derzeit berichtet die Organisation von den verheerenden sozialen Folgen der Covid-19-Epidemie für die Textilarbeiter in Bangladesch. „Der 24. April 2013 gehört zu jenen Tagen, die wir in Deutschland niemals vergessen dürfen. Er erinnert uns an die Verantwortung deutscher Unternehmer und Konsumenten für die Arbeits- und Lebensbedingungen entlang der globalen Lieferketten“, so…