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Artensterben geht weiter – EU-Kommission zieht Gesetzesvorschlag zur Pestizidregulierung zurück
Die EU-Kommission zieht ihren Gesetzesvorschlag über die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zurück, nachdem das stark polarisierende Vorhaben bereits im EU-Parlament gescheitert war und der Ministerrat den Entwurf daraufhin weiter verwässert hatte. “Insbesondere Pestizide und Düngemittel, sind maßgeblich für den Rückgang der Insektenbiomasse und Ackerbegleitkräutern verantwortlich und damit indirekt für den massiven Rückgang vieler Vogelpopulationen in der europäischen Agrarlandschaft. Mit dem Scheitern des Gesetzes ist auch ein weiteres Versprechen des Green Deals gescheitert – der Artenrückgang in der Agrarlandschaft wird aber weitergehen. Jetzt muss die neue Kommission liefern”, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die sogenannte “Sustainable Use Regulation” (SUR) sah vor, das Risiko und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der…
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Klimaziel 2040: Nimmt die EU ihre eigenen Vorgaben ernst?
Das europäische Klimaschutzgesetz verpflichtet die EU bis spätestens 2050 vollständig klimaneutral zu werden. Für 2040 hat die EU-Kommission heute einen Vorschlag zur Erreichung des Zwischenziels vorgelegt, der unter anderen eine Industrial Carbon Management Strategie enthält. “Dieser Vorschlag greift viel zu kurz. Die EU-Kommission orientiert sich am unteren Rand der vom EU-Klimarat vorgeschlagenen Reduktion der Treibhausgase um 90 Prozent gegenüber 1990. Um die Europäische Union international als Vorreiterin zu positionieren und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müsste sie aber mindestens 95 Prozent anstreben”, kritisiert Brick Medak, Teamleiter Energiepolitik und Klimaschutz. Vor allem die Industrial Carbon Management Strategie ist eine herbe Enttäuschung. Hier knickt die EU vor der fossilen Lobby ein: Mit 450 Millionen…
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Nasse Moore gewünscht
Moore speichern Kohlenstoff – wenn sie nass sind. Als natürliche Senken sind sie unverzichtbar im Kampf gegen die Klimakrise. Entwässert sind sie dagegen eine gewaltige Quelle für Treibhausgasemissionen, insbesondere für CO2. Zum Internationalen Tag der Feuchtgebiete am 2. Februar macht der NABU deshalb auf die Bedeutung intakter Moore aufmerksam. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: ”Was wären wir ohne Moore? So mancher Krimiautor käme ohne sie nicht auf seine Geschichte. Für Bekassine, Moorfrosch und Sonnentau sind sie ein unersetzlicher Lebensraum. Obwohl sie nur einen kleinen Teil der Erdoberfläche ausmachen, sind Moore von unschätzbarem Wert für unser ökologisches Gleichgewicht und für uns unverzichtbare Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Ihre Wiederherstellung ist daher eine…
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Haushalt des kleinsten gemeinsamen Nenners
Mit der Einigung auf den Haushalt 2024 haben die Koalitionäre angekündigt, die Sicherheit für Investitionen in den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft so bald wie möglich wiederherzustellen. NABU-Finanzexperte Niels Thürigen fehlt ein nachvollziehbares Gesamtbild: “Zwischen den Machtambitionen und populistischen Manövern der Opposition und der Uneinigkeit innerhalb der Koalition gibt es nun eine Einigung über den Haushalt. Dieser bietet jedoch keine klare Orientierung und lässt weiterhin viele Fragen offen. Die Ampelparteien haben zwar Sparpotenziale ausgelotet, aber es soll niemandem weh tun. Bei den Investitionen fehlt eine nachvollziehbare Zukunftsvision. Die Kernfrage, wie wir die notwendigen Veränderungen umsetzen können, bleibt unbeantwortet. So wird die Diskussion um eine dringend notwendige Reform der Schuldenbremse vermieden. Das…
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COP28: Abschlusserklärung widersprüchlich und löchrig wie Schweizer Käse
Der Abschlusstext der Weltklimakonferenz enthält zwar eine Abkehr von fossilen Energien. Einen klaren Ausstieg lässt das Dokument jedoch vermissen. Die COP28 springt viel zu kurz, stellt Daniel Rieger, NABU-Fachbereichsleiter Klima und Umweltschutzpolitik, fest. Dass sich die Staatengemeinschaft auf eine Verdreifachung des globalen Ausbaus bei den Erneuerbaren Energien und eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 einigen konnte, ist ein wichtiges Signal, war aber auch vor der COP erwartet worden. “Trotz einer schwierigen Ausgangslage haben wir uns mehr erwartet, gerade was einen raschen globalen Ausstieg aus den fossilen Energien betrifft. Langsam fehlt mir Phantasie, wie das 1,5 Grad-Ziel bei einer solchen Gemengelage noch erreicht werden soll. Daraus leitet sich ein klarer Arbeitsauftrag…
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Comeback des Jahres: Saiga-Antilope nicht mehr vom Aussterben bedroht
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat die Saiga-Antilope, die bislang als „vom Aussterben bedroht“ galt, als nur noch „potenziell gefährdet“ eingestuft. Diese neue Einstufung ist eine Erfolgsnachricht für den Schutz der Art. Dank intensiver Naturschutzmaßnahmen hat sie sich nach ihrem beinahen Aussterben durch Wilderei ab Ende 1990 und einem Massensterben im Jahr 2015 stark erholt. Auch der NABU engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der Saiga-Antilope in Kasachstan, indem er junge Menschen mobilisiert und lokale Gemeinden vor Ort unterstützt und aktiv in die Schutzmaßnahmen integriert. Thomas Tennhardt, Leiter des Internationalen Fachbereichs im NABU: „Die Saiga-Antilope gilt als Überlebenskünstlerin in den winterkalten Steppen und Halbwüsten Zentralasiens. Doch der massive Anstieg von Wilderei in…
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Europäische Gebäuderichtlinie: Entkernt statt ambitioniert
EU-Parlament, Rat und Kommission haben sich gestern auf neue EU-Gebäudestandards verständigt. Diese fallen weit hinter die ursprünglichen Ziele vom Verhandlungsbeginn zurück, merkt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger an. „Mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Europa entstehen durch den Gebäudesektor – das ist meilenweit entfernt von Klimaneutralität. Daran wird auch die nun getroffene Einigung nicht viel ändern. Die ambitionierten Ziele vom Verhandlungsbeginn wurden – auch durch die Intervention Deutschlands – jetzt weichgespült. Statt auf individueller Gebäudeebene Mindesteffizienz-Standards (MEPS) festzulegen und sich zunächst auf die Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz zu konzentrieren, können die EU-Mitgliedstaaten so weitermachen wie bisher. Das ist weder gut für das Klima noch sozial gerecht: Gerade in schlecht sanierten…
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NABU-Studie zu Blühstreifen, Hecken und Co. – Was der Natur hilft, nützt auch der Landwirtschaf
Die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen hat rapide abgenommen. Um sie zu schützen und zu erhalten, braucht es Rückzugräume – mindestens zehn Prozent, sagt die Wissenschaft. Wie kann das mit möglichst wenig Produktionsverlusten für die Landwirtschaft und möglichst schnellen Effekten für die Biodiversität gelingen? Eine Studie des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im Auftrag des NABU hat hierfür einen Ansatz entwickelt. Die Studie untersucht, beispielhaft für ganz Deutschland, Regionen in Brandenburg, die aus ökologischer Sicht besonders verarmt sind – sogenannte Coldspots (als Gegenstück zu Biodiversitäts-Hotspots). Dort werden Landschaftselemente für die Artenvielfalt besonders dringend gebraucht. Um die Ertragseinbußen für die Landwirtschaft in Grenzen zu halten oder sogar die Produktion zu steigern, werden…
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Schutzgebiete halten Naturkrise nicht auf
Eine aktuelle Studie des Forschungsteams um den Biologen Axel Hochkirch kommt zu dem Schluss, dass der Erhaltungszustand der untersuchten europäischen Flora und Fauna massiv bedroht ist. Die Schätzungen des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) aus dem Jahr 2019 liegen dabei weit unter den tatsächlichen Bedrohungen. Primär durch Lebensraumzerstörung und wirtschaftliche Ausbeutung sind fast 20 Prozent der europäischen Land-, Süßwasser- und Meeresarten vom Aussterben bedroht. Dies hat zur Folge, dass sich die Zahl der in den nächsten 100 Jahren laut Weltbiodiversitätsrat (IPBES) weltweit vom Aussterben bedrohten Arten von einer Million auf fast zwei Millionen verdoppelt. Insekten machen hierbei rund 75 Prozent der globalen Artenvielfalt aus. NABU-Insekten-Expertin Dr. Laura Breitkreuz: „Insekten, und hier vor allem…
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NABU zu Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt
Das Bundesverfassungsgericht hat heute dem Antrag der CDU/CSU-Fraktion zum Nachtragshaushalt und zur Umwidmung der Corona-Hilfen in den Klima- und Transformationsfonds stattgegeben. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger kommentiert: “Das Urteil zieht der aktuellen Klimaschutzfinanzierung den Boden unter den Füßen weg. Kurz vor Finalisierung des Bundeshaushalts stellt sich damit die Frage, wie die Bundesregierung die gewaltigen Umbaumaßnahmen des öffentlichen Sektors, der Wirtschaft, aber auch im privaten Bereich finanzieren will. Es fehlen nun etliche Milliarden, für die jetzt noch schnell eine Alternative gefunden werden muss, um die Investitions- und Planungssicherheit nicht zu gefährden sofern jetzt nicht noch schnell eine Alternative gefunden wird. Nach diesem herben Rückschlagmuss sich die Bundesregierung ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob…