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Hidradenitis suppurativa: Betroffene profitieren von zusätzlicher Bestrahlung mit Lichtpuls und Radiofrequenz
Chronische und schmerzhafte Hautschäden bei Menschen mit leichter bis mittelschwerer Hidradenitis suppurativa werden standardmäßig zunächst mit antientzündlichen und antibiotischen Salben lokal behandelt. Die Vor- und Nachteile einer Bestrahlung der entzündeten Haut mit einer Kombination aus intensiv gepulstem Licht und Radiofrequenz zusätzlich zur lokalen Therapie mit Antibiotika hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) untersucht. Das Fazit des IQWiG basiert auf den Ergebnissen einer hochwertigen randomisierten Studie: Patientinnen und Patienten mit Hidradenitis suppurativa im Stadium I und II (gemäß Hurley Score) profitieren von der Kombinationstherapie aus lokaler Antibiotikatherapie plus Hautbestrahlung, weil sich damit tiefe wie flächige Hautschäden durch Entzündungen oder eitrige Abszesse…
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Wie das IQWiG bewertet: Version 8.0 der Allgemeinen Methoden zur Diskussion
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) legt in seinen „Allgemeinen Methoden“ offen, wie es wissenschaftlich arbeitet und seine Gutachten erstellt. Um neue gesetzliche Aufgaben und Fortschritte in den wissenschaftlichen Standards zu berücksichtigen, überarbeitet es dieses Handbuch regelmäßig. Jede Überarbeitung führt zu einer neuen Versionsnummer, wie jetzt beim Entwurf für Version 8.0. Interessierte Personen und Institutionen können bis zum 30. April 2025 zu den jetzt geplanten Änderungen der Allgemeinen Methoden des IQWiG Stellung nehmen. Neues Kapitel zur Einbindung von Betroffenen Erstmals widmet sich ein eigenes Kapitel (das neue Kapitel 8) der Frage, wie das IQWiG Betroffene in seine Arbeit einbezieht. Das Institut beschreibt hier gebündelt, welche Verfahren es nutzt, um…
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Neue Entscheidungshilfen zu Aortenaneurysmen
Bei vielen Krankheiten gibt es mehr als eine Behandlungsmöglichkeit. Oft ist aber keine der Alternativen ideal, jede hat ihre Vor- und Nachteile. Dann hängt es stark von der persönlichen Situation und den eigenen Wünschen ab, was die beste Wahl ist. Bei Ausbuchtungen der Hauptschlagader (Aortenaneurysmen) stehen viele Patientinnen und Patienten auch vor der Entscheidung, ob sie überhaupt eine Behandlung wollen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beauftragte deswegen 2023 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit der Erstellung von Entscheidungshilfen zu Eingriffen an Aortenaneurysmen. Entscheidungshilfen sind Hilfsmittel, die eine Patientin oder einen Patienten dabei unterstützen, bei schwierigeren Gesundheitsfragen eine Entscheidung zu treffen. „Vor der Entscheidung für oder gegen einen…
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Geburtseinleitung: Helfen nicht medikamentöse Verfahren wie Rizinusöl oder Akupunktur?
In Deutschland werden 21 % der Geburten eingeleitet. Gründe dafür sind z. B. ein überfälliger Geburtstermin oder ein vorzeitiger Blasensprung. Eine Geburt wird meist medikamentös oder mit mechanischen Verfahren eingeleitet. Diese Maßnahmen können die Geburt beschleunigen, bringen aber auch verschiedene Nebenwirkungen und Risiken mit sich. Viele Frauen erkundigen sich daher auch nach traditionellen oder „natürlichen“ Methoden. Hierunter fallen zum Beispiel Rizinusöl, Nelkenöltampons oder Akupunktur. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht daher derzeit ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung der Medizinischen Fakultät und Uniklinik Köln der Universität zu Köln den Nutzen einer Behandlung mit nicht medikamentösen Verfahren im Vergleich zu einer…
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Hochwertige Evidenz zur Therapie von sehr seltenen Erkrankungen: IQWiG engagiert sich im EU-Projekt RealiseD
Das Paradigma von vorgeblich unlösbaren Problemen bei klinischen Studien zu seltenen Erkrankungen soll fallen: Das neu aufgelegte EU-Projekt RealiseD will Probleme lösen und Akzeptanz schaffen für die Schaffung adäquater Evidenz für Menschen mit seltenen Erkrankungen und ihre Therapieentscheidungen. Finanziert durch die Innovative Health Initiative (IHI) wollen knapp 40 öffentliche und private Partner künftig eng zusammenarbeiten, um gemeinsam methodische und regulative Hindernisse auf dem Weg zu qualitativ hochwertigen klinischen Studien bei seltenen Erkrankungen zu beseitigen. Das IQWiG wird mit seiner methodischen Expertise zur Entwicklung innovativer Studiendesigns und vor allem zur Akzeptanz beitragen für Evidenz, die sowohl regulativen Verfahren als auch den Anforderungen von Health Technology Assessment (HTA) gerecht wird. Hindernisse aus…
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Antibiotikatherapie: Führt eine verkürzte Einnahmedauer zu vergleichbaren Behandlungsergebnissen?
Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden, lassen sich mit Antibiotika wirksam behandeln. Eine Antibiotikaeinnahme kann jedoch auch Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen hervorrufen. Der falsche oder zu häufige Antibiotikaeinsatz kann zudem zur Entwicklung von Resistenzen führen. In der Regel werden Antibiotika auch nach Verschwinden der Krankheitssymptome eingenommen. Kürzere Einnahmedauern könnten jedoch ebenso wirksam sein und eine Möglichkeit darstellen, Nebenwirkungen zu verringern und Resistenzen entgegenzuwirken. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht daher derzeit ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung des Universitätsklinikums Freiburg, ob bei einer Antibiotikatherapie eine verkürzte Einnahmedauer zu vergleichbaren Ergebnissen führen könnte. Die nun vorliegenden vorläufigen Bewertungsergebnisse veröffentlicht das…
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Sonstige Produkte zur Wundbehandlung: Vorläufiger Rapid Report veröffentlicht
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erstellt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) derzeit eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu klinischen Studien im Therapiegebiet Wundbehandlung mit einer Fokussierung auf eine Bewertung der Endpunkte. Die Beauftragung durch den G-BA erfolgte vor dem Hintergrund einer Gesetzesänderungen aus dem Jahr 2023, gemäß derer der G-BA die Hersteller von sonstigen Produkten zur Wundbehandlung (sPzW), insbesondere zu konkreten Inhalten der vorzulegenden Unterlagen und Studien einschließlich der patientenrelevanten Endpunkte, berät. Sonstige Produkte zur Wundbehandlung sind eine von drei 2019 gesetzlich festgelegten Gruppen von Produkten, die zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Hierbei unterscheiden sich sPzW gegenüber Verbandmitteln dadurch, dass sie über eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkungsweise im menschlichen Körper der Wundheilung dienen (vgl. §…
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Orphan Drugs: Stärkere Orientierung am medizinischen Bedarf notwendig
Die Zahl der Zulassungen von Arzneimitteln für seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) ist in Europa in den vergangenen 20 Jahren deutlich angestiegen. Das ist auch die Folge einer Förderung der Entwicklung auf europäischer Ebene. Damit sollte eigentlich die Entwicklung von Wirkstoffen gegen bisher nicht oder sehr unzureichend behandelbare seltene Erkrankungen gefördert werden. Aber gelingt dies? Bereits Anfang 2022 hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Arbeitspapier Beschlüsse zu Orphan-Drug-Nutzenbewertungen ausgewertet und dabei in etwa der Hälfte der Fälle letztlich keinen Zusatznutzen gegenüber der Standardbehandlung festgestellt. In einer neuen Publikation im International Journal of Technology Assessment in Health Care legt ein IQWiG-Team unter der Leitung von Philip…
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Enfortumab Vedotin plus Pembrolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkrebs: Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen
Urothel ist die Bezeichnung der Schleimhaut, die die Harnwege auskleidet. Dazu gehören Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und der obere Teil der Harnröhre. In den allermeisten Fällen wachsen Urothelkarzinome in der Blase (Blasenkarzinom). Enfortumab Vedotin ist bereits seit April 2022 für die Behandlung vorbehandelter Erwachsener mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom zugelassen. Seit September 2024 ist Enfortumab Vedotin in Kombination mit Pembrolizumab auch für die Erstlinientherapie des nicht operablen oder metastasierten Urothelkarzinoms zugelassen. In einer Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun untersucht, ob die Kombination diesen Patientinnen und Patienten einen Zusatznutzen gegenüber der bisherigen Standardtherapie bietet. Demnach verspricht die Kombination von Enfortumab Vedotin mit Pembrolizumab insbesondere jenen…
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Darmkrebsfrüherkennung bei unter 50-Jährigen mit familiärem Risiko: große Evidenzlücken
Zurzeit wird in Deutschland allen gesetzlich Krankenversicherten ab 50 Jahren eine Darmkrebsfrüherkennung angeboten. Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob das Screening bei Personen mit familiärem Risiko für Darmkrebs schon früher begonnen werden sollte. Das Ergebnis: Nach umfangreicher Recherche des IQWiG und nach einem öffentlichen Stellungnahmeverfahren zeigen sich große Evidenzlücken. So liegen für unter 50-Jährige weder gezielte Screening-Studien noch Daten vor, aus denen sich Erkenntnisse zum Darmkrebs-Screening in der Gesamtbevölkerung bei über 50-jährigen auf Jüngere übertragen und so indirekte Schlussfolgerungen ziehen ließen. Falls die Darmkrebsfrüherkennung bei Personen unter 50 Jahren mit familiärem Darmkrebsrisiko trotz der spärlichen Evidenz in Deutschland…