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Geburtseinleitung: Helfen nicht medikamentöse Verfahren wie Rizinusöl oder Akupunktur?
In Deutschland werden 21 % der Geburten eingeleitet. Gründe dafür sind z. B. ein überfälliger Geburtstermin oder ein vorzeitiger Blasensprung. Eine Geburt wird meist medikamentös oder mit mechanischen Verfahren eingeleitet. Diese Maßnahmen können die Geburt beschleunigen, bringen aber auch verschiedene Nebenwirkungen und Risiken mit sich. Viele Frauen erkundigen sich daher auch nach traditionellen oder „natürlichen“ Methoden. Hierunter fallen zum Beispiel Rizinusöl, Nelkenöltampons oder Akupunktur. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht daher derzeit ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung der Medizinischen Fakultät und Uniklinik Köln der Universität zu Köln den Nutzen einer Behandlung mit nicht medikamentösen Verfahren im Vergleich zu einer…
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Hochwertige Evidenz zur Therapie von sehr seltenen Erkrankungen: IQWiG engagiert sich im EU-Projekt RealiseD
Das Paradigma von vorgeblich unlösbaren Problemen bei klinischen Studien zu seltenen Erkrankungen soll fallen: Das neu aufgelegte EU-Projekt RealiseD will Probleme lösen und Akzeptanz schaffen für die Schaffung adäquater Evidenz für Menschen mit seltenen Erkrankungen und ihre Therapieentscheidungen. Finanziert durch die Innovative Health Initiative (IHI) wollen knapp 40 öffentliche und private Partner künftig eng zusammenarbeiten, um gemeinsam methodische und regulative Hindernisse auf dem Weg zu qualitativ hochwertigen klinischen Studien bei seltenen Erkrankungen zu beseitigen. Das IQWiG wird mit seiner methodischen Expertise zur Entwicklung innovativer Studiendesigns und vor allem zur Akzeptanz beitragen für Evidenz, die sowohl regulativen Verfahren als auch den Anforderungen von Health Technology Assessment (HTA) gerecht wird. Hindernisse aus…
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Antibiotikatherapie: Führt eine verkürzte Einnahmedauer zu vergleichbaren Behandlungsergebnissen?
Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden, lassen sich mit Antibiotika wirksam behandeln. Eine Antibiotikaeinnahme kann jedoch auch Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen hervorrufen. Der falsche oder zu häufige Antibiotikaeinsatz kann zudem zur Entwicklung von Resistenzen führen. In der Regel werden Antibiotika auch nach Verschwinden der Krankheitssymptome eingenommen. Kürzere Einnahmedauern könnten jedoch ebenso wirksam sein und eine Möglichkeit darstellen, Nebenwirkungen zu verringern und Resistenzen entgegenzuwirken. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht daher derzeit ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung des Universitätsklinikums Freiburg, ob bei einer Antibiotikatherapie eine verkürzte Einnahmedauer zu vergleichbaren Ergebnissen führen könnte. Die nun vorliegenden vorläufigen Bewertungsergebnisse veröffentlicht das…
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Sonstige Produkte zur Wundbehandlung: Vorläufiger Rapid Report veröffentlicht
Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erstellt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) derzeit eine wissenschaftliche Ausarbeitung zu klinischen Studien im Therapiegebiet Wundbehandlung mit einer Fokussierung auf eine Bewertung der Endpunkte. Die Beauftragung durch den G-BA erfolgte vor dem Hintergrund einer Gesetzesänderungen aus dem Jahr 2023, gemäß derer der G-BA die Hersteller von sonstigen Produkten zur Wundbehandlung (sPzW), insbesondere zu konkreten Inhalten der vorzulegenden Unterlagen und Studien einschließlich der patientenrelevanten Endpunkte, berät. Sonstige Produkte zur Wundbehandlung sind eine von drei 2019 gesetzlich festgelegten Gruppen von Produkten, die zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Hierbei unterscheiden sich sPzW gegenüber Verbandmitteln dadurch, dass sie über eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkungsweise im menschlichen Körper der Wundheilung dienen (vgl. §…
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Orphan Drugs: Stärkere Orientierung am medizinischen Bedarf notwendig
Die Zahl der Zulassungen von Arzneimitteln für seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) ist in Europa in den vergangenen 20 Jahren deutlich angestiegen. Das ist auch die Folge einer Förderung der Entwicklung auf europäischer Ebene. Damit sollte eigentlich die Entwicklung von Wirkstoffen gegen bisher nicht oder sehr unzureichend behandelbare seltene Erkrankungen gefördert werden. Aber gelingt dies? Bereits Anfang 2022 hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Arbeitspapier Beschlüsse zu Orphan-Drug-Nutzenbewertungen ausgewertet und dabei in etwa der Hälfte der Fälle letztlich keinen Zusatznutzen gegenüber der Standardbehandlung festgestellt. In einer neuen Publikation im International Journal of Technology Assessment in Health Care legt ein IQWiG-Team unter der Leitung von Philip…
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Enfortumab Vedotin plus Pembrolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkrebs: Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen
Urothel ist die Bezeichnung der Schleimhaut, die die Harnwege auskleidet. Dazu gehören Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und der obere Teil der Harnröhre. In den allermeisten Fällen wachsen Urothelkarzinome in der Blase (Blasenkarzinom). Enfortumab Vedotin ist bereits seit April 2022 für die Behandlung vorbehandelter Erwachsener mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom zugelassen. Seit September 2024 ist Enfortumab Vedotin in Kombination mit Pembrolizumab auch für die Erstlinientherapie des nicht operablen oder metastasierten Urothelkarzinoms zugelassen. In einer Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun untersucht, ob die Kombination diesen Patientinnen und Patienten einen Zusatznutzen gegenüber der bisherigen Standardtherapie bietet. Demnach verspricht die Kombination von Enfortumab Vedotin mit Pembrolizumab insbesondere jenen…
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Darmkrebsfrüherkennung bei unter 50-Jährigen mit familiärem Risiko: große Evidenzlücken
Zurzeit wird in Deutschland allen gesetzlich Krankenversicherten ab 50 Jahren eine Darmkrebsfrüherkennung angeboten. Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob das Screening bei Personen mit familiärem Risiko für Darmkrebs schon früher begonnen werden sollte. Das Ergebnis: Nach umfangreicher Recherche des IQWiG und nach einem öffentlichen Stellungnahmeverfahren zeigen sich große Evidenzlücken. So liegen für unter 50-Jährige weder gezielte Screening-Studien noch Daten vor, aus denen sich Erkenntnisse zum Darmkrebs-Screening in der Gesamtbevölkerung bei über 50-jährigen auf Jüngere übertragen und so indirekte Schlussfolgerungen ziehen ließen. Falls die Darmkrebsfrüherkennung bei Personen unter 50 Jahren mit familiärem Darmkrebsrisiko trotz der spärlichen Evidenz in Deutschland…
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Gesundheitsinformation.de: Entscheidungshilfen zu Eingriffen am Rücken
Rückenschmerzen sind in Deutschland weit verbreitet: 16 Prozent der Erwachsenen spüren sie. Viele nutzen konservative Behandlungsmöglichkeiten wie Physio- und Schmerztherapie. Andere hoffen auf Linderung durch eine Operation. „Vor der Entscheidung für oder gegen einen Eingriff sollten Patientinnen und Patienten die Vor- und Nachteile jedoch kennen und sorgfältig abwägen“, sagt Klaus Koch, Ressortleiter Gesundheitsinformation: „Deshalb haben betroffene Patientinnen und Patienten bei ihrer Entscheidung Anspruch auf eine ärztliche Zweitmeinung.“ Vor diesem Hintergrund beauftragte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit der Erstellung von Entscheidungshilfen zu Eingriffen an der Wirbelsäule. Ziel war es, die Vor- und Nachteile der wesentlichen alternativen Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten darzustellen. Entscheidungshilfen sind…
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Erkenntnisse aus dem EUnetHTA 21-Projekt für EU-HTA ab 2025
Die Bewertung von Gesundheitstechnologien (Health Technology Assessment, HTA) in Europa hat eine bedeutende Entwicklung durchlaufen, die in der Verabschiedung der EU-Verordnung über die Bewertung von Gesundheitstechnologien (HTAR) gipfelte. Diese Verordnung wird im Januar 2025 wirksam und zielt darauf ab, eine nachhaltige und verbindliche HTA-Zusammenarbeit auf EU-Ebene umzusetzen. EUnetHTA 21 ist das letzte in der seit 2006 ununterbrochenen Reihe von Projekten für das Erarbeiten und Erproben einer EU-übergreifenden HTA-Grundlage. Auftrag des EUnetHTA21-Konsortiums, zusammengesetzt aus 13 europäischen HTA-Organisationen, war es, auf Basis der Ergebnisse aller früheren EUnetHTA-Projekte die Methoden und Verfahren für die gemeinsame HTA-Arbeit auf EU-Ebene weiterzuentwickeln. So entstanden insgesamt 22 Leitfäden und 19 Vorlagen, die eine Grundlage für die zukünftige…
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Vorbericht zu Acne inversa: Vor- und Nachteile von Bestrahlung der Haut mit intensiv gepulstem Licht und Radiofrequenz
Acne inversa (auch Hidradenitis suppurativa) ist eine chronische Hauterkrankung unbekannter Ursache. Es kommt dabei zu Entzündungen von Haarfollikeln oder Talgdrüsen mit eitrigen schmerzhaften Knötchen, die sich als Abszesse abkapseln können. Die Hauterkrankung kann sich auch großflächig ausbreiten, häufig in Achselhöhlen, in der Leistengegend sowie im Genital- und Afterbereich. Bei leichten bis mittelschweren Schweregraden (Stadium I und II gemäß Hurley Score) kommen zunächst antientzündliche und antibiotische Salben als topische Therapie zum Einsatz. Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) untersucht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) derzeit die Frage, ob Patientinnen und Patienten mit Acne inversa im Stadium I und II von einer Bestrahlung der Haut mit einer Kombination…