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Textilbranche verzeichnet deutlichen Umsatzrückgang in Halbjahresbilanz
Von Januar bis Juni 2024 verzeichnete die Textilbranche einen Umsatz von 805 Millionen Euro. Basierend auf den Zahlen des statistischen Landesamts handelt es sich um einen Umsatzrückgang von 9 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Textilindustrie setzt sich in Baden-Württemberg überwiegend aus kleinen und mittelständischen Unternehmen zusammen, die durchschnittlich 120 Mitarbeiter beschäftigen. Der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband Südwesttextil sieht, dass die Branche angesichts der schlechten Auftragslage und schwierigen Standortbedingungen ihre Investitionsstrategien in den Wirtschaftsstandort überdenkt. Faktoren wie die Bürokratiebelastung, hohe Energiekosten im weltweiten Vergleich, steigender Regulierungsdruck und Unternehmenssteuern sind dauerhaft ein Thema. Ein Blick über den Tellerrand nach Frankreich oder die USA zeigt, dass andere Länder stark in die Attraktivität des…
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PFAS: High-Performance-Textilien brauchen Kurswechsel in EU-Chemikalienpolitik
Im Frühjahr 2023 hat die Europäische Chemikalienagentur ECHA einen Vorschlag für die Beschränkung von über 10.000 per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) veröffentlicht. Als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband teilt Südwesttextil die Sorgen, die die Wirtschaftsministerien aus Bayern und Baden-Württemberg in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Ausdruck bringen. Die Stoffe pauschal zu verbieten und dann nur mit einzelnen Ausnahmen zu arbeiten, sorgt für eine Abwanderung wichtiger Industriezweige. Die Problematik der Regulierungspolitik der EU offenbart sich in der Textilindustrie unter anderem bei der von der PFAS-Beschränkung betroffenen Verbindung PFHxA. Die Substanz ist unabkömmlich in Medizintextilien wie Stents, Industriefiltern, Elektroisolationsmembranen, Schutzbekleidung wie kugelsicheren Westen oder Schnittschutzhosen oder auch im Bereich der…
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Entgeltfortzahlung – Rechtsklarheit für Leistungsverweigerungsrecht notwendig
Durch das dritte Bürokratieentlastungsgesetz wurde die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eingeführt, infolgedessen für gesetzlich versicherte Arbeitnehmer im Gegenteil zu Privatversicherten die Vorlagepflicht gegenüber dem Arbeitgeber entfällt. Das Leistungsverweigerungsrecht nach § 7 Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) ist an diesen Umstand allerdings nicht angepasst worden. Dies führt in der Praxis zu erheblichen arbeitsrechtlichen Folgen und Rechtsunsicherheiten für Arbeitgeber im Fall der unterlassenen oder nicht rechtzeitigen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit bzw. bei der daraus folgenden Nichtabrufbarkeit der eAU. Wird die Entgeltfortzahlung in diesem Fall ausgesetzt und wird eine eAU jedoch im Nachgang für den Arbeitgeber abrufbar, gerät dieser eventuell in Zahlungsverzug. Eine weitere Folge der Nichtanpassung ist, dass Arbeitgeber zwischen verschiedenen Versichertengruppen und ausstellenden Ärzten unterscheiden müssen.…
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Taxonomie-Verordnung – Schluss mit „Stand alone“-Regulierungen
Als Bestandteil der „Sustainable Finance Strategy“ der EU soll die Taxonomie-Verordnung mit Kriterien und Messgrößen ökologisch nachhaltiges Wirtschaften erkennbar machen, um Finanzströme im Sinne des Green Deals umzuleiten. Ab 1. Januar 2026 wird der Anwendungsbereich auf alle kapitalmarktorientierten KMU mit Ausnahme von Kleinstunternehmen ausgeweitet. Das Regelwerk der Verordnung ist sehr umfangreich – es erfasst aber aus Perspektive von Südwesttextil keine Branchenspezifika und kann diese auch nicht abbilden. Der Verband kritisiert, dass die aufgeworfenen allgemeinen Kriterien „on top“ umzusetzen sind, obwohl Zertifizierungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie bereits umgesetzt werden. Konkret sind für verschiedene Bilanzierungsposten die taxonomiefähigen Anteile gesondert zu erfassen. Die dafür erforderlichen Daten waren insbesondere bei den meisten mittelständischen…
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Tarifbindung in Deutschland: Zwang ist nicht der Weg
Im Zusammenhang mit der bis 15. November 2024 zu erfolgenden Umsetzung der EU-Mindestlohnrichtlinie hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) vierzehn Maßnahmen veröffentlicht. Als Arbeitgeberverband der südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie sieht Südwesttextil den Aktionsplan kritisch. Südwesttextil-Hauptgeschäftsführerin Edina Brenner: „Die Vorschläge des DGB beinhalten, dass der Gesetzgeber in erheblichem Maße in Sozialpartnerschaften eingreift. Das widerspricht dem Prinzip der Tarifautonomie und zahlt nicht auf das gesetzte Ziel ein, die Bindung zu stärken. Tarifzwang ist nicht der Weg, sondern kontraproduktiv.“ Der Rechtsrahmen in Bereichen der Allgemeinverbindlichkeitserklärungen, der Informationspflicht über Tarifverträge und den digitalen Zugangsberechtigungen für Gewerkschaften ist bereits ausreichend vorhanden und bedarf keiner zusätzlichen Maßnahmen. In den Vorschlägen, qualifizierte Differenzierungsklauseln zuzulassen und steuerliche Privilegierungen von…
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Kurzarbeitergeld: Entlastung in schwieriger Lage durch Modernisierung des SGB III
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Modernisierung der Arbeitslosenversicherung und Arbeitsförderung – das „SGB III-Modernisierungsgesetz“ – vorgelegt. Der Referentenentwurf betrifft unterschiedliche Bereiche und bringt unter anderem Änderungen im Bereich des Kurzarbeitergeldes mit sich. Neben der konsequenten Digitalisierung bei der Beantragung des Kurzarbeitergeldes begrüßt der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband Südwesttextil vor allem den Verzicht auf die Einbringung des Erholungsurlaubs bei der Vermeidung von Kurzarbeit. Diese Vereinfachungen bedeuten eine deutliche Entlastung für die Unternehmen, die sich durch die Beantragung von Kurzarbeitergeld ohnehin in einer angespannten Situation befinden. „Wir begrüßen, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in seinem Referentenentwurf Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie umsetzt und damit eine…
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Südwesttextil-Jahrestagung: Mut zu Zukunftsthemen
Im Spannungsfeld zwischen globalen Konflikten und nachhaltiger Transformation lud der Verband Mitglieder und Gäste zur Jahrestagung in das CARMEN WÜRTH FORUM nach Künzelsau ein. In seiner Ansprache an die Mitglieder erklärte Präsident Arved Westerkamp den Bedarf, sich als Unternehmen zielgerichtet und innovativ den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Der Green Deal mit zahlreichen Initiativen bedeute für die Branche veränderte Rahmenbedingungen. In seiner anschließenden Begrüßung der Gäste des öffentlichen Teils der Tagung bekräftigte Arved Westerkamp: „Hier hat Textil Zukunft – das werden wir mit nachhaltigen Produktkreisläufen und High-End-Wertschöpfungsstätten ebenso unter Beweis stellen, wie mit einer Willkommenskultur für Fach- und Nachwuchskräfte aus dem In- und Ausland.“ Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde Südwesttextil-Vizepräsident und…
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Bundeshaushalt 2025: Stabilität durch Wachstum
Die Bundesregierung hat sich auf einen Haushaltsentwurf für 2025 unter Einhaltung der Schuldenbremse und einen Nachtragshaushalt für 2024 geeinigt. Bereits am 17. Juli soll der Kabinettsbeschluss für beides erfolgen. Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner betonten den Bedarf in unruhigen Zeiten, Sicherheit zu schaffen und Deutschland als „Stabilitätsanker“ in Europa zu etablieren. Die Stellvertreter der Ampel-Koalition betonten die Anstrengungen der Verhandlungen, aber die gemeinsamen Grundlagen des Regierungshandelns gefestigt zu haben. Bestandteil des Haushalts ist eine Wachstumsinitiative mit 49 Maßnahmen. Unter anderem sollen Unternehmen durch steuerliche Verbesserungen beispielsweise bei den Abschreibungen entlastet werden. Der von Südwesttextil geforderte dringende Bürokratieabbau findet sich ebenfalls in dem Paket wieder. Um…
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Bundesverdienstkreuz am Bande für Donata Apelt-Ihling
Seit 1982 Gesellschafterin im Familienunternehmen, der Alfred Apelt GmbH, ist Donata Apelt-Ihling seit 2006 Vizepräsidentin von Südwesttextil. Ihr Engagement für die Branche weitete die Dipl.-Betriebswirtin als Mitglied im Vorstand der Landesvereinigung Baden-Württembergische Arbeitgeberverbände e.V. seit 2008 und als Mitglied des Präsidiums des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie e.V. seit 2009 aus. Die Themen Bildung, Arbeitsmarktpolitik, europäische Integration und die Förderung der Beziehungen zu den europäischen Nachbarn sind der Unternehmerin dabei ein besonderes Anliegen. Seit 2021 ist Donata Apelt-Ihling Mitglied des Präsidiums der fusionierten Unternehmer Baden-Württemberg und stärkt damit die Wahrnehmung der Textil- und Bekleidungsindustrie auf Landesebene. Über ihre Verdienste um die baden-württembergische und deutsche Wirtschaft hinaus, hat Donata Apelt-Ihling…
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Zukunftsplan & Zusammenhalt für Europa
Der Wirtschafts- und Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie blickt erschüttert auf die deutschland- und europaweiten Zugewinne für europakritische und nationalistische Parteien. Die Europäische Union ist eine Stärke und eine Chance, die es zu nutzen und gemeinsam weiterzuentwickeln gilt. Das Bewusstsein dafür und die Stärkung des Zusammenhalts sind vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse wichtiger denn je. Hauptgeschäftsführerin Edina Brenner: „Wir rufen die proeuropäischen Parteien im Europäischen Parlament auf, einen gemeinsamen Zukunftsplan für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und des Zusammenschlusses der Europäischen Union zu schaffen.“ Von der Wahl geht aber auch ein klares Signal an die Bundesregierung und alle demokratischen Parteien aus – so appelliert Südwesttextil: „Den europäischen Zukunftsplan müssen wir…