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Presserat prüft Sammelbeschwerde mehrerer Wissenschaftler gegen BILD
Der Deutsche Presserat prüft aktuell eine Sammelbeschwerde mehrerer Wissenschaftler gegen BILD und BILD.DE. Der Presserat bestätigt damit entsprechende Medienberichte. Die Redaktion hatte am 4. Dezember drei namentlich genannte und im Bild gezeigte Wissenschaftler als „Lockdown-Macher“ bezeichnet. Gegen den Beitrag und besonders gegen dessen Überschrift hatte die Humboldt-Universität nach eigenen Angaben Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht. „Insgesamt liegen uns dazu 84 Beschwerden vor“, bestätigte Sonja Volkmann-Schluck, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Presserat. „Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich sei. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.“ Der Deutsche Presserat prüft jetzt, ob er…
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Innenminister müssen sich zu gemeinsamen Regeln für Polizei- und Medienarbeit bekennen
Der Deutsche Presserat fordert von den Innenministern der Bundesländer, gemeinsamen Verhaltensregeln für Polizei und Medien auf Demonstrationen oberste Priorität einzuräumen. Anlass ist die kommende Innenministerkonferenz vom 16. bis 18. Juni. „Die Lage hat sich angesichts zahlreicher Übergriffe in den vergangenen Monaten zugespitzt“, sagt der Sprecher des Deutschen Presserats Sascha Borowski. „Es muss jetzt ein klares Bekenntnis von der Politik kommen, dass bundesweite Regeln für die Polizei- und Pressearbeit zu mehr Sicherheit und Verlässlichkeit auf beiden Seiten beitragen“. Der Presserat hatte den Innenministern bereits im November 2020 einen Entwurf über gemeinsame Verhaltensgrundsätze vorgelegt. An dem Papier sind außerdem dessen Trägerverbände dju, DJV, BDZV und VDZ beteiligt sowie ARD, ZDF, Deutschlandradio und…
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Presserat erteilt 15 Rügen wegen Diskriminierung, Vorverurteilung, Verletzungen des Opferschutzes und Schleichwerbung
. CSU-Funktionsträger schreibt unkritisches Portrait über CSU-Bürgermeister Wegen eines schwerwiegenden Verstoßes gegen das Gebot zur Trennung von Tätigkeiten gemäß Ziffer 6 des Pressekodex wurde die MITTELBAYERISCHE ZEITUNG gerügt. Die Redaktion ließ unter der Überschrift „Wenn spät im Rathaus Licht ist“ einen Autor, der gleichzeitig Schriftführer im CSU-Ortsvorstand war, ein überaus wohlwollendes Portrait über den der CSU angehörenden Bürgermeister der Gemeinde schreiben. In der Partei-Tätigkeit des Autors ist eine Doppelfunktion gemäß Ziffer 6, Richtlinie 6.1 des Pressekodex zu sehen. Die Redaktion hätte entsprechend auf eine strikte Trennung der Funktionen achten müssen. Entweder hätte ein anderer Mitarbeiter für die Berichterstattung eingesetzt werden müssen, oder aber hätte den Leserinnen und Lesern zumindest der…
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Beschwerderekord beim Deutschen Presserat
Der Deutsche Presserat verzeichnet so viele Beschwerden wie noch nie: 4.085 Personen wandten sich 2020 an die Freiwillige Selbstkontrolle der Print- und Onlinemedien, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor mit 2.175 Beschwerden. Verantwortlich für die Steigerung waren u.a. Massenbeschwerden, etwa zu Artikeln über die Kindstötungen in Solingen oder zur Polizeikolumne in der taz. 53-mal erteilte der Presserat eine öffentliche Rüge, ebenfalls deutlich öfter als im Vorjahr mit 34 Rügen. „Gerade in unsicheren Zeiten wünschen sich Leserinnen und Leser eine Berichterstattung, der sie vertrauen können“, so der Sprecher des Presserats Sascha Borowski. „Die vielen Anfragen zu Corona-Berichten zeigen, dass der Pressekodex und die Freiwillige Selbstkontrolle durch den Presserat hier…
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Rügen für Solingen-Berichterstattung, für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz sowie für Schleichwerbung
Der Deutsche Presserat hat auf seinen Sitzungen vom 1. bis 3. Dezember 20 Rügen ausgesprochen. Außerdem nahm das Gremium eine Rüge wegen falscher Angaben der Beschwerdeführer wieder zurück. Vier Rügen für Berichte über mehrfache Kindstötung in Solingen (bereits am 03.12. veröffentlicht) Der Presserat hat BILD.DE, die RHEINISCHE POST und die Online-Ausgabe der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG für ihre Berichterstattung über die mehrfache Kindstötung in Solingen gerügt. Alle drei Zeitungen hatten Passagen aus einem WhatsApp-Chat zwischen dem einzigen überlebenden Sohn und dessen Freund bzw. einer Freundin veröffentlicht. Die Veröffentlichungen des privaten Chatverlaufs zweier Kinder vor dem Hintergrund eines traumatisierenden Ereignisses verletzen deren Menschenwürde nach Ziffer 1 des Pressekodex. Außerdem hatten die Redaktionen Ziffer…
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Medienstaatsvertrag: Presserat garantiert verlässliche Selbstregulierung von Online-Medien
Anlässlich des Inkrafttretens des Medienstaatsvertrags macht der Deutsche Presserat auf die Möglichkeit einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum Pressekodex aufmerksam. „Sowohl für das reichweitenstarke Nachrichtenportal als auch für den lokalen Blog bieten wir eine verlässliche und unkomplizierte Form der Selbstregulierung“, so der Sprecher des Presserats Sascha Borowski. Der Medienstaatsvertrag schreibt vor, dass journalistische Online-Medien den anerkannten journalistischen Grundsätzen entsprechen müssen. Bei Verstößen kann die zuständige Landesmedienanstalt Maßnahmen verhängen. Medien, die sich der Selbstregulierung durch den Deutschen Presserat angeschlossen haben, unterliegen nicht mehr der Regulierung durch die Landesmedienanstalten. „Beim Presserat erfolgt die Prüfung von Beschwerden durch Angehörige der Branche, nämlich durch Mitglieder von Journalisten- und Verlegerverbänden“, so Borowski. Die Selbstverpflichtung verschafft journalistischen Online-Medien…
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Leipzig: Polizei muss die Pressefreiheit schützen
. Der Deutsche Presserat appelliert an die Innenminister der Bundesländer, die Polizei gründlicher über deren verfassungsmäßige Aufgabe aufzuklären, Journalistinnen und Journalisten zu schützen und deren Arbeit nicht zu erschweren. „Jede Behinderung journalistischer Arbeit ist ein Angriff auf die Pressefreiheit“, so der Sprecher des Deutschen Presserats Sascha Borowski angesichts der Corona-Demonstration am Wochenende in Leipzig. Dort war es nach Informationen der Journalistengewerkschaft dju zu mehr als 30 Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten durch Teilnehmer und zu Behinderungen durch die Polizei gekommen. „Wir brauchen dringend eine verbindliche gemeinsame Grundlage, die die Aufgaben von Polizei und Presse bei solchen Kundgebungen festlegt“, so Borowski. „Pressevertreter, die sich als solche legitimieren, müssen durch die Polizei…
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Rügen für Verletzungen des Ansehens der Presse
Der Deutsche Presserat hat am 14. September drei Rügen ausgesprochen. In der zusätzlichen Video-Sitzung beriet der Beschwerdeausschuss über die Beschwerden, die in der vergangenen Woche aus zeitlichen Gründen nicht mehr behandelt werden konnten. Erfundene Geschichte über Prinzessin Diana Die Zeitschrift FREIZEIT SPASS erhielt eine Rüge für die Berichterstattung über Prinzessin Diana unter der Überschrift „Das ist ihre heimliche Tochter“. Die detaillierte Geschichte um eine angebliche Tochter der verstorbenen Prinzessin ist komplett fiktiv – basierend auf Veröf-fentlichungen in US-amerikanischen Medien. Die Redaktion hatte ihre Leser jedoch nicht darüber informiert, dass die Geschichte erfunden war. Der Presserat stellte daher einen schweren Verstoß gegen die Pflicht zur sorgfältigen Recherche nach Ziffer 2 des…
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Rügen für Bericht über Corona-Studie, wegen Verletzungen des Opferschutzes und Schleichwerbung
. Rüge für Bericht über angeblich „grob falsche“ Corona-Studie In dem BILD-Artikel „Fragwürdige Methoden: Drosten-Studie über ansteckende Kinder grob falsch“ erkannte der Beschwerdeausschuss mehrere schwere Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex. Nach Auffassung der Mitglieder ist die Formulierung, die Studie sei „grob falsch“, von den zitierten Expertenmeinungen im Text nicht gedeckt. Weiter erwähnt der Artikel nicht, dass es sich um eine Vor-Veröffentlichung handelte, deren Ergebnisse noch nicht von Fachleuten überprüft waren. Zudem zitierte die Redaktion die Studie unsauber und behauptete, Kinder „können“ so ansteckend sein wie Erwachsene, was im englischsprachigen Original viel vager mit „könnten“ formuliert war. Der Beschwerdeausschuss befand außerdem, dass die Frist von einer…
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taz-Polizeikolumne: Kein Verstoß gegen den Pressekodex
Der Deutsche Presserat hat Beschwerden gegen die umstrittene Kolumne „Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig“ in der taz als unbegründet zurückgewiesen. Das Gedankenspiel der Autorin, der als geeigneter Ort für Ex-Polizisten nur die Mülldeponie einfällt, ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die Polizei als Teil der Exekutive muss sich gefallen lassen, von der Presse scharf kritisiert zu werden, bewertete der Beschwerdeausschuss. Die Satire bezieht sich im Kern auf die gesellschaftliche Debatte über strukturelle Probleme bei der Polizei wie Rechtsradikalismus, Gewalt und Rassismus. Die Mitglieder kamen mit überwiegender Mehrheit zu dem Schluss, dass der Text nicht gegen die Menschenwürde von Polizistinnen und Polizisten nach Ziffer 1 des Pressekodex verstößt, da sich…