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„2,5 Prozent liegen immer noch unter dem neutralen Zinsniveau“
Der EZB-Rat hat eine weitere Zinserhöhung vorgenommen. Nach dem letzten großen Zinsschritt um 75 Basispunkte Ende Oktober hat er nun eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte beschlossen. Damit befindet sich der Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken jetzt bei 2,5 Prozent. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Diese Zinserhöhung sollte trotz der Sorgen um die Konjunktur nicht der letzte Schritt gewesen sein. Der Realzins als Differenz zwischen Zinsen und der in den nächsten zwei Jahren erwarteten Inflation befindet sich auch jetzt noch klar im negativen Bereich. Damit liegen die nun erreichten 2,5 Prozent immer noch unter einem neutralen Zinsniveau. Nimmt man…
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Crowdworking-Nutzung seit Beginn der Corona-Pandemie verdoppelt
Die Nutzung von Crowdworking-Plattformen durch Unternehmen in Deutschland ist im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. „Aktuell setzen 6,4 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 4,9 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Crowdworking ein. Darüber hinaus planen etwa ein bis zwei Prozent der Unternehmen, bis Ende des Jahres 2023 mit dem Einsatz von Crowdworking zu beginnen“, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, die Ergebnisse einer aktuellen ZEW-Befragung. Im Zuge des technologischen Fortschritts sind neue Formen der Erwerbsarbeit entstanden, sodass neben dem klassischen Arbeitsmarkt nun auch Online-Plattformen die Möglichkeit zur Vermittlung von Arbeitsaufträgen bieten. Zum einen können dabei Arbeitsaufträge vergeben werden, die physisch an einem vereinbarten…
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Jedes dritte Unternehmen verbessert seine Sicht aufs Homeoffice
Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie hatten Unternehmen und Beschäftigte weltweit nahezu über Nacht kaum eine andere Wahl als mit der Arbeit von zuhause zu experimentieren. In der Folge ist die Arbeit im Homeoffice auch in Deutschland heute weit stärker verbreitet als vor der Pandemie. Nach Einschätzung der Unternehmen wird dieser Homeoffice-Boom auch nach der Pandemie weiter Bestand haben, wie eine aktuelle Befragung des ZEW Mannheim zeigt. Die Untersuchung liefert zudem repräsentative Ergebnisse zur Frage, wie sich bei Unternehmen der Blick aufs Homeoffice im Pandemieverlauf gewandelt hat und wie sie aktuell die Produktivität der Beschäftigten im Homeoffice einschätzen. An der ZEW-Befragung beteiligten sich im Juni 2022 über 1.100 Unternehmen des Verarbeitenden…
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„Das Gericht hat es sich bei den Haftungskonsequenzen zu leicht gemacht“
Das Bundesverfassungsgericht hat die Verfassungsbeschwerde gegen die deutsche Beteiligung am europäischen Wiederaufbaufonds Next Generation EU zurückgewiesen. Das Gericht sieht auch in der Schuldenfinanzierung des Fonds keine Überschreitung der EU-Kompetenzen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Diese Entscheidung aus Karlsruhe stärkt diejenigen, die in Zukunft vermehrt europäische Aufgaben über Schulden finanzieren wollen. Zwar stellt das Gericht klar, dass eine Schuldenfinanzierung allgemeiner Haushaltsaufgaben nicht zulässig wäre. Faktisch ist der Karlsruher Spruch aber grünes Licht für andere, auf besondere Ausgabenzwecke zugeschnittene, europäische Verschuldungsfenster. Mit diesem Rückenwind aus Karlsruhe wird der Druck aus Brüssel auf die Bundesregierung nun wachsen, den Weg für die Schuldenfinanzierung…
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Weniger Straftaten aufgrund religiöser Fastenzeiten
Immer wieder wird diskutiert, ob religiöse Praxis auch das Handeln von Menschen in positiver Weise beeinflusst. In einer Studie zu Verhaltensänderungen in Zeiten des intensiven religiösen Gebets und Fastens können ZEW-Forscher einen solchen Zusammenhang belegen. Am Beispiel des Fastenmonats Ramadan im Islam zeigt sich, dass praktizierte Religiosität das Sozialverhalten in messbarer Weise verbessert. Ausgangspunkt der Studie ist, dass Fastenzeiten in Kombination mit vermehrtem Gebet und Reflexionen ein Merkmal aller Weltreligionen sind. Für eine empirische Überprüfung der Wirkungen dieser religiösen Praxis eignet sich der Islam in besonderer Weise, weil etwa im Vergleich zur vorösterlichen Fastenzeit für Christen der Ramadan von Muslimen tendenziell stärker beachtet wird. Um prosoziales Verhalten zu messen, ist…
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Wachstum von öffentlichen Unternehmen verringert Transparenz
Der Blick auf die Kernhaushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen bietet immer weniger ein vollständiges Bild staatlicher Aktivitäten. In den letzten zehn Jahren sind Anzahl und ökonomische Bedeutung von öffentlichen Unternehmen sehr stark gewachsen, deren Zahlen nicht in den Kernhaushalten enthalten sind. Dies belegt eine Studie, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Strube Stiftung durchgeführt hat. Unternehmen, die mehrheitlich im staatlichen Besitz sind, haben den ZEW-Berechnungen zufolge inzwischen eine beträchtliche Bedeutung. Fast 40 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Sektor in Deutschland arbeiten für Staatsunternehmen im Staatsbesitz und nicht mehr für öffentliche Behörden, die aus den Kernhaushalten finanziert werden. Die Anzahl dieser Unternehmen ist seit 2008 besonders bei Kommunen und Bundesländern…
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Keine Entwarnung
Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im November 2022 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge leicht von 10,4 Prozent im Oktober auf 10,0 Prozent im November gefallen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Die Beruhigung der Energiepreise auf sehr hohem Niveau bremst die Inflation jetzt etwas ab. Für eine Entwarnung besteht dennoch nicht der geringste Anlass. Die Rückkehr zur Preisstabilität gemäß dem Zwei-Prozent-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank ist weit und breit nicht in Sicht. Die Inflationsdynamik hat neben der Energie längst fast alle anderen Güter und Dienstleistungen im Warenkorb erfasst.…
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Kein deutscher Alleingang bei der globalen Mindeststeuer
Die globale Unternehmenssteuer kommt. Mitte 2021 hatten sich 137 Staaten auf die Einführung einer weltweiten Mindeststeuer für multinationale Konzerne geeinigt. Eine Mindestbesteuerung kann aber nur funktionieren, wenn sie global eingeführt und gleichzeitig die steuerliche Gewinnermittlung harmonisiert wird. Von einem deutschen Alleingang in der Umsetzung rät ein aktueller ZEW policy brief stark ab. Das würde hohe Kosten für Administration und Deklaration schaffen, den Steuerwettbewerb nicht eindämmen, keine Steuermehreinnahmen erzielen und der Standortattraktivität Deutschlands schaden. Die Mindestbesteuerung stellt sicher, dass jede Konzerneinheit – unabhängig davon, wo sie ansässig ist – mit mindestens 15 Prozent Steuern effektiv belastet wird. Das gilt für Konzerne mit einem weltweiten Umsatz von mehr als 750 Millionen Euro. Allerdings…
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Wirksamkeit und Hersteller des Corona-Impfstoffs ausschlaggebend bei Entscheidung zum Boostern
Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung für eine Corona-Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung)? Wie eine experimentelle Online-Studie des ZEW Mannheim gemeinsam mit der Cornell University und der Indiana University (beide USA) zeigt, sind insbesondere die Wirksamkeit und der Hersteller des Impfstoffs sowie die Höhe eines potenziellen finanziellen Anreizes bei der Entscheidung ausschlaggebend. „Am größten ist die Booster-Bereitschaft beim Impfstoff von Pfizer/Biontech, gefolgt vom Moderna-Impfstoff. Beim Impfstoff von Johnson & Johnson dagegen liegt sie deutlich darunter“, sagt Prof. Dr. Nicolas Ziebarth, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ und einer der Studienautoren/-innen. Auch eine Informationskampagne, in der Gesundheitsexperten berichteten, dass die Omikron-Varianten ansteckender – aber weniger tödlich – seien als die zuvor aufgetretenen Varianten, erhöht die…
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Experten/-innen erwarten weitere Inflationssteigerungen
Vom ZEW Mannheim befragte Finanzexpertinnen und -experten gehen davon aus, dass im Zeitraum 2022 bis 2024 die Inflationsrate im Euroraum das EZB-Inflationsziel von 2,0 Prozent deutlicher übersteigen wird, als noch im August 2022 angenommen. Die Entwicklungen von Energie- und Rohstoffpreisen sowie Löhnen im Euroraum führten bei den Experten erneut zu gestiegenen Inflationserwartungen. Das sind die Ergebnisse der Sonderfrage zum ZEW-Finanzmarkttest im November 2022. Darin äußerten die rund 190 Befragten ihre Einschätzung zu den Entwicklungen von Inflationsraten in der Eurozone für die Jahre 2022 bis 2024. Im November 2022 erwarten die Finanzmarktexpertinnen und -experten für die Jahre 2022, 2023 und 2024 im Median Inflationsraten von 8,5, 6,0 und 3,1 Prozent. Zwar gehen…