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„Inflationszahlen im Januar werden über Zinssenkung entscheiden“
Der EZB-Rat hat entschieden, den Zins für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der Banken bei 4,5 Prozent zu belassen. Der Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, Friedrich Heinemann, erklärt dazu: „Die Börse feiert bereits Zinssenkungen, die es bislang nur in den Köpfen gibt. Der EZB kommt diese Zins-Euphorie ungelegen. Denn mit den Erwartungen sinkender Leitzinsen sind die längerfristigen Zinsen bei Hypotheken und Unternehmenskrediten bereits deutlich gefallen. Das ist aber geldpolitisch derzeit noch nicht gewollt. Es erscheint paradox, aber je früher die EZB-Beobachter Zinssenkungen erwarten, desto länger könnte es tatsächlich bis zum ersten Schritt nach unten dauern. Entscheidend für die weitere Meinungsbildung dürften die…
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ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann zum Bundeshaushalt 2024
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts diskutierte die Ampelkoalition in den vergangenen Wochen darüber, wie sie ihren Haushalt für das kommende Jahr aufstellen sollte. Nun hat sich die Ampelkoalition auf den Haushalt für das Jahr 2024 geeinigt. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, erklärt dazu: „Die Entscheidungen der Bundesregierung zur Vorlage eines verfassungskonformen Haushalts gehen im Grundsatz in die richtige Richtung. In der Klimapolitik erfolgt ein Schwenk zu einer mutigeren Nutzung von CO2-Preisen, wodurch technologisch selektive Förderungen etwa im Bereich der Elektromobilität gestutzt werden können. Auch ist zu begrüßen, dass bestimmte Unterstützungen wie der subventionierte Diesel für die Landwirtschaft…
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„Hartnäckige Kern- und Lohninflation verhindern Zinssenkung vorerst“
Die US-amerikanische Notenbank Fed hat entschieden, die Leitzinsen nicht zu verändern und bei einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent zu belassen. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, erklärt dazu: „Dass die Fed im kommenden Jahr die Zinsen senken wird, ist so gut wie sicher. Die Wirtschaft hat sich merklich abgekühlt und die Inflationsrate ist mit aktuell 3,1 Prozent nicht mehr sehr weit von der Zwei-Prozent-Zielmarke entfernt. Dennoch wird sich die Notenbank noch bis Jahresanfang Zeit lassen, einen Zinssenkungskurs in der Kommunikation überhaupt erst vorzubereiten. Der Arbeitsmarkt zeigt sich immer noch robuster als erwartet und sowohl die Lohnsteigerungen…
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Wie MINT-Berufe für Frauen attraktiv werden
Frauen entscheiden sich seltener für eine Karriere in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und gelangen seltener in Führungspositionen. In der Folge sind weibliche Führungskräfte in MINT eine Rarität. Doch was muss geschehen, damit mehr Frauen hier Karriere machen können? Ein natürliches Experiment von Forscher/innen der Northwestern University, Boston University und LUISS University und des ZEW Mannheim zeigt, dass höhere Frauenanteile in Aufsichtsräten und Vorständen sowie modernere Unternehmenskulturen die Geschlechtervielfalt in MINT-Berufen erhöhen können. Vor diesem Hintergrund sind interne Quotenregelungen und etablierte Verhaltenskodizes in Unternehmen zur Förderung der Diversität sinnvoll. „Ein höherer Frauenanteil in den Führungsgremien von Unternehmen ist ein wesentlicher Baustein, um die Geschlechtervielfalt in MINT-Berufen zu erhöhen. Dies…
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Noch Klärungsbedarf trotz Einigung
Am 08. Dezember 2023 haben Repräsentant/innen der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union nach mehrtägigen Trilog-Verhandlungen eine Einigung über eine neue EU-KI-Verordnung erzielt. Diese Verhandlungsrunde war eine der letzten Möglichkeiten für eine Einigung vor der Europawahl 2024. Dr. Dominik Rehse, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Design digitaler Märkte“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Es ist zu begrüßen, dass der Trilog zur KI-Verordnung heute nach langem Ringen mit einer Einigung zu Ende gegangen ist. Gleichermaßen sind noch viele Fragen offen. Dazu zählen unter anderem die Maßgaben, wie genau KI-Algorithmen in kritischen Anwendungsbereichen geprüft werden sollen. Zu solchen Fragen hat die Europäische Kommission bei den europäischen Normungsorganisationen harmonisierte Standards…
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ZEW-Studie: ChatGPT & Co. werden Teil des Arbeitsalltags
Auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Chatbots werden bereits in zahlreichen Unternehmen für geschäftliche Zwecke genutzt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des ZEW Mannheim unter rund 1.500 Unternehmen. „In rund 45 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft nutzt aktuell zumindest ein Teil der Beschäftigten KI-Sprachmodelle für die Arbeit. Im Verarbeitenden Gewerbe sind es 28 Prozent. In zahlreichen Unternehmen etabliert sich ChatGPT und Co. also derzeit im Arbeitsalltag. Für die kommenden zwei Jahre rechnen die Unternehmen außerdem mit einem starken Anstieg der Nutzung generativer KI“, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, die Ergebnisse. Mehr als jedes zweite Unternehmen rechnet mit künftigem Einsatz Mit Blick auf die kommenden zwei Jahre…
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ZEW-Ökonom Dominik Rehse zu anstehendem Trilog für EU-KI-Verordnung
Am 6. Dezember 2023 werden Repräsentanten der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union erneut Trilog-Verhandlungen über eine mögliche EU-Verordnung zu Künstlicher Intelligenz (KI) führen. Gerungen wird derzeit unter anderem um den regulatorischen Umgang mit generativer KI. Dr. Dominik Rehse, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „Design digitaler Märkte“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu: „Die KI-Verordnung sollte klare Leitlinien für den regulatorischen Umgang mit generativer KI beinhalten. Gleichermaßen sollten die Leitlinien nicht zu eng gesteckt werden, sodass genug Spielraum bleibt, um der sehr dynamischen technologischen Entwicklung in diesem Bereich gerecht zu werden. Im Trilog zur KI-Verordnung gilt es diesen Spielraum offen zu halten. Dies gilt maßgeblich auch bezüglich…
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Praxisentlastung mit Missbrauchspotenzial
Ab dem 7. Dezember 2023 sollen wieder Krankschreibungen per Telefon möglich sein. Diese Maßnahme führte die Bundesregierung temporär während der Corona-Pandemie bei Atemwegserkrankungen ein. Nun soll sie dauerhaft und für alle Krankheitsbilder gelten, wenn ein leichter Verlauf absehbar ist und die Patienten/-innen der Praxis bekannt sind. Nicolas Ziebarth, Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Mannheim, erklärt dazu: „Die dauerhafte Einführung der telefonischen Krankschreibung ist erst einmal zu begrüßen. Sie entlastet Arztpraxen und reduziert das Ansteckungsrisiko in überfüllten Wartezimmern. Damit leistet sie einen Beitrag dazu, Prozesse im Gesundheitswesen zu verschlanken. Allerdings steigt bei einem niedrigschwelligen Angebot auch die Gefahr von ungerechtfertigten Krankschreibungen. Dies…
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Inflationserwartungen stabilisieren sich
Nach einem spürbaren Rückgang im August 2023, bleiben die Inflationserwartungen der vom ZEW befragten Finanzmarktexpertinnen und -experten für die Jahre 2023, 2024 und 2025 im November 2023 stabil. Auch die Zinserwartungen der Befragten bleiben gegenüber August 2023 weitestgehend unverändert. Während sich die Konjunkturentwicklung in der Eurozone weiterhin dämpfend auf die Inflationserwartungen der ZEW-Umfrageteilnehmer auswirkt, erweisen sich die Entwicklungen der Löhne als inflationstreibend. Etwa ein Drittel der Expertinnen und Experten haben ihre Inflationserwartungen aufgrund des im Oktober 2023 ausgebrochenen Kriegs in Israel und Gaza angehoben. Dies kommt aus den Umfragewerten zur Sonderfrage im ZEW-Finanzmarkttest im November 2023, worin die Befragten ihre Beurteilung zur künftigen Inflations- und Zinsentwicklung bis 2025 äußerten. „Die…
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„Nach den Kaufkraftverlusten kommt die lohngetriebene Inflation“
Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im November 2023 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge von 3,8 auf 3,2 Prozent gefallen. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, erklärt dazu: „Der November-Wert liegt mit 3,2 Prozent jetzt bereits weit unter dem Inflationsmaximum von knapp neun Prozent zu Jahresbeginn. Allerdings verzerrt der Vergleich zu dieser Hochinflation die Perspektive. 3,2 Prozent sind immer noch eine klare Verfehlung des EZB-Zielwerts und die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel beträgt noch fast vier Prozent. Nicht übersehen werden dürfen auch die inflationsbedingten Kaufkraftverluste, die…